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Am New Yorker Timesquare heißt die US-Technologiebörse Nasdaq den Neuling willkommen.

© Reuters

Blick zurück nach vorn: Facebook und die Grenzen des Wachstums

Der Facebook-Börsengang war erfolgreich – über die Zukunft sagt das nichts.

Berlin - Das Tor zum Internet: Für einen guten Teil der 900 Millionen Facebook- Mitglieder ist das wohl das Online-Netzwerk. Mehrmals täglich hält sich ein durchschnittlicher Nutzer auf dem Portal auf, liest die Statusmeldungen seiner Kontakte, beantwortet persönliche Nachrichten, schaut Videos, hört Audioclips, die andere dort hinterlassen haben. Unternehmensgründer Mark Zuckerberg kommt damit einem der selbst definierten Ziele immer näher: Facebook soll sein, was in der Branche Gatekeeper genannt wird. Eine Startseite, die von so vielen genutzt wird, dass auch Unternehmen nicht an ihr vorbeikommen, wenn sie für ihre Produkte und Dienstleistungen im Internet werben wollen.

Dieses große Potenzial ist Facebooks Versicherung für einen erfolgreichen Start an der Börse, wie er am Freitag an der Nasdaq stattfand. Es ist aber zugleich auch das größte Risiko. So waren AOL und Yahoo einst mit ähnlichen Plänen gestartet. Beide wollten die Startadresse im Netz werden – beide scheiterten und stürzten tief. AOL verlor seine Vorherrschaft, weil es als Anbieter von Internetanschlüssen die Breitbandtechnologie verschlief und im ruinösen Preiskampf nicht mithalten konnte. Um die Jahrtausendwende, vor dem Platzen der Internet-Blase, lag der Marktwert bei rund 150 Milliarden Dollar, inzwischen sind es 2,5 Milliarden. Der Suchmaschinenbetreiber Yahoo hat den Kampf gegen Google verloren, der Börsenwert fiel von 80 Milliarden auf etwas mehr als zwei Milliarden Dollar.

Facebook hat Potenzial, aber es ist begrenzt“, sagt Analyst Markus Friebel von Independent Research. Zwar seien die Geschäftszahlen für 2011 durchaus in Ordnung: Der Gewinn betrug eine Milliarde Dollar, der Umsatz verdoppelte sich auf 3,7 Milliarden Dollar. Doch langfristige Profite sind seiner Ansicht nach keineswegs gesichert. „Die Zeiten dreistelliger Wachstumsraten wie noch vor wenigen Jahren sind definitiv vorbei.“ Bestätigt wird diese Einschätzung, die im Übrigen von vielen Marktkennern geteilt wird, auch nur durch die rückläufigen Umsätze im ersten Quartal des Jahres. Offensichtlich tritt bei den Werbekunden eine gewisse Ernüchterung ein, wie der Rückzug von General Motors zeigt. Der größte US-Autohersteller will künftig kein Geld mehr ausgeben, um auf Facebook zu werben. Andere Kunden könnten folgen. Denn anders als beim Suchmaschinenbetreiber Google mit seiner ausgeklügelten Technik, lässt sich der Erfolg der Anzeigen beim Online-Netzwerk aus dem kalifornischen Menlo Park deutlich schwerer messen. Hinzu kommt, dass immer mehr Nutzer Facebook von mobilen Geräten wie Smartphones aus bedienen, wo die Werbeumsätze unter anderem wegen der Vielzahl der verschiedenen Endgeräte und des geringeren Platzes auf den kleinen Bildschirmen deutlich geringer sind. Auf dieses Risiko weist Facebook in seinem Börsenkatalog zwar selbst hin, hat aber keine Lösung parat.

Von den Nutzern selbst ist keine Hilfe zu erwarten. Sie zahlen keinen Cent für ihre Mitgliedschaft. Eine Abkehr von diesem Prinzip dürfte zu riskant sein: Die mögliche Folge könnte eine Massenflucht aus dem Netzwerk auslösen. Denkbar hingegen sind Bezahlmodelle, mit denen sich Unternehmen eine prominente Platzierung in der beliebten Statusleiste erkaufen könnten, ähnlich wie auf Suchergebnisseiten bei Google.

Die richtige Mischung aus solchen geldbringenden Innovationen und guten Ideen zu finden, um den Spaß der Mitglieder an der weiteren Nutzung hochzuhalten, ist die größte Herausforderung für das Team um Unternehmensgründer Zuckerberg. Der Niedergang von Myspace oder der deutschen VZ-Netzwerke durch das Wachstum von Facebook lehrt, wie schnell sich der Wind drehen kann. Wenn Freunde reihenweise zum nächsten angesagten Treffpunkt im Netz weiterziehen, lässt sich der Exodus kaum mehr stoppen. Wie das dann aussieht, kann sich Zuckerberg jeden Tag in seinem Büro vergegenwärtigen. Auf dem Firmengelände residierte vorher Sun Microsystems. Weil es den nächsten Technologiesprung verpasste, wurde das Unternehmen vom Konkurrenten Oracle geschluckt.

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