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Blumenkonsum: Lieber Topf als Strauß

Blumen sollen bunt sein, schön und günstig. Bei den Deutschen geht der Trend jedoch ohnehin zur praktischen Topfpflanze.

Vor allem für Blumenhändler ist dieser Tag ein Geschäft. Rund 120 Millionen Euro setzt die Branche nach eigenen Angaben in der Woche vor dem 14. Februar allein mit Schnittblumen um. Der Erlös sei etwa drei- bis viermal so hoch wie gewöhnlich, bestätigt auch Andreas Tunger, Präsident des Fachverbands der Berliner Floristen. Dennoch mag er den Valentinstag nicht so sehr. Zum einen geben die Deutschen über das Jahr gesehen um die drei Milliarden Euro für die vergängliche Pracht aus, so dass das Fest nicht die große Bedeutung habe, die ihm häufig nachgesagt werde. „Zum anderen gehen die Einkaufspreise im Vorfeld so stark nach oben, dass wir den Aufschlag gar nicht voll weitergeben können.“

Dabei regiert im Berliner Markt seit Jahren ohnehin der Trend zum Billigstrauß. Rund 70 Mitglieder hat der Verband derzeit, vor 20 Jahren waren es um die 200. Neben großen Ketten drückten kleine Einzelhändler ohne Fachausbildung die Preise und machten den gelernten Floristen das Leben schwer, sagt Tunger. Der Beruf ist nicht geschützt. Prinzipiell kann also jeder einen Blumenladen eröffnen. „Wie in anderen Bereichen auch herrscht bei den Verbrauchern offenbar eine Geiz-ist-geil-Mentalität vor“, mutmaßt der Floristenvertreter.

Doch damit allein ist die schwindende Zahl von Fachhändlern wohl nicht zu erklären. Insgesamt schrumpft das Marktsegment der Schnittblumen. Die Deutschen kaufen stattdessen lieber Topfpflanzen. Das bekommt der Einzelhandel zu spüren, weil er auch am Topfpflanzenmarkt Anteile verliert.

Eine immer stärkere Rolle spielen Supermarktketten. Branchenexperten gehen davon aus, dass sie inzwischen ein Viertel des Marktes erobert haben. Längst sind sie auch in einem Segment aktiv, mit dem Fachhändler gern höhere Preise rechtfertigen: dem der Nachhaltigkeit. Bundesweit führen nach Angaben der Organisation Transfair 340 Floristen fair gehandelte Rosen. Zum Valentinstag steigen Edeka und Netto ein, Rewe und Penny sind schon länger dabei. Im vergangenen Jahr wurden rund 81 Millionen Fairtrade-Blumen verkauft. Gemessen an allein mehr als einer Milliarde importierter Rosen ist das aber nicht sehr viel.

Die Mehrzahl der Rosen, die in Deutschland nicht nur zum Valentinstag verkauft werden, stammen ohnehin nicht aus afrikanischen oder südamerikanischen Farmen, bei denen mitunter schlechte Arbeitsbedingungen herrschen. Von den 102 Euro, die die Bundesbürger 2010 für Blumen ausgegeben haben, bekamen sie mehrheitlich Ware aus den Niederlanden verkauft. Darunter waren genau 855 465 693 Rosen, wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat.

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