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Wirtschaft: BMW: Der neue Mini tritt gegen den Smart an

Während BMW dem viel beachteten Debüt des neuen Mini mit Zuversicht entgegen sehen kann, könnte die Markteinführung des Autos vor allem beim Konkurrenten Daimler-Chrysler für Unbehagen sorgen. "Der Mini wird es dem Smart sehr schwer machen", sagt Charles Moss, Leiter der Abteilung Produktanalyse bei JD Power LMC in Großbritannien.

Während BMW dem viel beachteten Debüt des neuen Mini mit Zuversicht entgegen sehen kann, könnte die Markteinführung des Autos vor allem beim Konkurrenten Daimler-Chrysler für Unbehagen sorgen. "Der Mini wird es dem Smart sehr schwer machen", sagt Charles Moss, Leiter der Abteilung Produktanalyse bei JD Power LMC in Großbritannien. Für Daimler-Chrysler ist dies besonders kritisch, da man derzeit ohnehin genügend Probleme mit dem Umbau mehrerer Unternehmenssparten hat. Die zu erwartende Herausforderung durch den Mini könnte dem Kurs der Daimler-Chrysler-Aktie noch zusätzlich schaden. Zwar hat sich diese von ihrem Tief bei 42,70 Euro seit Ende des letzen Jahres auf gegenwärtig gut 52 Euro erholt. Ob sich der Wert jedoch auf diesem Niveau halten kann, sei äußerst fraglich, meint Trudbert Merkel, Fondsmanager bei Deka-Fonds in Frankfurt. Über Monate pendelte der Kurs der Aktie bei 50 Euro, weil die Investoren an eine erfolgreiche Restrukturierung des Unternehmens glaubten, so Merkel. "Wenn ernster Zweifel am Erreichen der Unternehmensziele aufkommt, werden die Aktien erneut auf die Tiefststände zurückfallen."

Viel Zeit und Mühe hatte es Daimler-Chrysler gekostet, einen Markt für den 1998 gebauten Smart zu finden. Das Auto musste anfängliche Sicherheitsprobleme ebenso überwinden wie ein belächeltes Image und eine gewisse Abneigung gegen sein ungewöhnliches Aussehen. Nun bringt BMW den neuen Mini. Nach der Einführung im nächsten Monat in Großbritannien, wo auf lange Sicht 25 Prozent der Produktion abgesetzt werden sollen, gibt es den Wagen ab Herbst im übrigen Europa und ab dem nächsten Jahr auch in den USA zu kaufen.

Obwohl der Mini 60 Prozent teurer als der Smart ist, scheint er gegenüber diesem klar die besseren Karten zu haben, denn er ist schneller und geräumiger. Auch kann er von Anfang an von der Bekanntheit seines Vorgängers profitieren und braucht, anders als der Smart, keine aufwendige Image-Kampagne. "Der Smart sieht aus wie ein Golf-Buggy. Er wird nicht überleben", meint Chris Will von der Investmentbank Lehman Brothers. Er hat die Aktie von BMW auf "strong buy" gestuft und denkt an das Reduzieren des Daimler-Chrysler-Papiers. Trotzdem glauben nur wenige Branchenkenner, dass sich die Herstellung solcher Kleinstwagen kurzfristig auszahlt. "Der Smart hat noch immer nicht den Absatz, damit er profitabel gebaut werden kann", sagt Trudbert Merkel von Deka-Fonds. Für den Mini sei ein Gewinn fast unmöglich, da die Kosten im Herstellungsland Großbritannien noch höher seien. Analysten befürchten, dass die Mini-Entwicklungskosten immens waren und über lange Zeit die traumhaften Gewinnspannen des Herstellers belasten dürften.

Doch auf lange Sicht braucht jeder Hersteller eine erfolgreiche Kleinwagen-Sparte. Der Nutzen liegt vor allem darin, dass die Autokonzerne dadurch den durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch ihrer Produkt-Palette deutlich senken können. In wenigen Jahren werden sie durch entsprechende Vorschriften hierzu verpflichtet sein. Smart-Chef Andreas Renschler kündigte kürzlich an, den Smart von 2003 an auch in den USA verkaufen zu wollen. Angesichts sinkender Absatzzahlen in Europa und in den USA ist es für Fahrzeughersteller zudem unverzeihlich, Trends zu verpassen. So hatte Renault vor kurzem darunter zu leiden, dass nicht schnell genug auf eine gewachsene Nachfrage nach Diesel-Fahrzeugen reagiert werden konnte. Das Resultat war eine Gewinnwarnung in deren Folge die Renault-Aktie im letzten Monat 8,3 Prozent verlor.

Viel Lob fand der Mini bereits vor der Markteinführung wegen seiner sportlichen Handhabung und der guten Verarbeitung. Er soll vor allem für junge Leute attraktiv sein, die genug verdienen, um sich den Spaß rund 14 500 Euro kosten zu lassen. Die Mini-Käufer könnte man später für die größeren BMW-Modelle begeistern, so das Kalkül der Münchener. Nahezu 70 Prozent der BMW-Kunden besitzen ein Zweit- oder Drittauto für kurze Fahrten oder den Stadtverkehr.

Smart und Mini haben einiges gemeinsam: eine fast schon niedliche Erscheinung, sportliches Fahrverhalten und beide werden von Markenherstellern gebaut. Allerdings bringt es der Mini auf Geschwindigkeiten von bis zu 200 Km/h, der Smart dagegen nur auf 135 km/h. "Sie sind also unterschiedlich genug, um verschiedene Käufer anzusprechen", meint Charles Moss von JD Power. Das Management bei Smart sieht vor allem in dem derzeitigen Grundpreis von 8180 Euro ein Plus. Doch der Wettbewerb wird zunehmen, wenn der Smart im nächsten Jahr in einer Roadster-Version und 2004 auch als Viersitzer auf den Markt kommt.

Im Vergleich zum Smart habe der Mini viel Platz, meint Moss. Auch stimme die Marktstrategie, die hinter der Wiederbelebung der Mini-Marke steht: Der Mini hat bereits einen guten Namen und ist auf der ganzen Welt bekannt. Und obwohl er Teil der BMW-Familie ist, kommt er mit einem eigenständigen Label, so dass ein Misserfolg nicht auf dem Image des Mutterunternehmens lasten würde. Moss meint, Daimler-Chrysler hätte auch seine A- Klasse mit dem Smart-Logo produzieren sollen. Damit hätte es unter der Marke zwei völlig verschiedene Stadt-Autos gegeben. Nach Einschätzung des Analysten Will, werde der Verkauf des Smart in diesem Jahr seinen Höhepunkt erreichen und dann von Jahr zu Jahr abnehmen. Im vergangenen Jahr konnten 102 000 Smart verkauft werden. Für das laufende Jahr wird eine Steigerung von zehn Prozent erwartet. Will glaubt andererseits an einen schnellen Erfolg des Mini, der das Marksegment bald dominieren würde. Noch in diesem Jahr rechnet er mit 40 000 Verkäufen.

Beth Demain Reigber

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