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Wirtschaft: BMW: So erfolgreich wie noch nie

Das Rover-Desaster ist abgehakt, neue Fusionsabenteuer sind nicht geplant, BMW setzt vielmehr auf die eigene Stärke. "Wir sind wieder mit Vollgas unterwegs", sagte der Vorstandsvorsitzende, Joachim Milberg, in München, "und wachsen in Zukunft aus eigener Kraft.

Das Rover-Desaster ist abgehakt, neue Fusionsabenteuer sind nicht geplant, BMW setzt vielmehr auf die eigene Stärke. "Wir sind wieder mit Vollgas unterwegs", sagte der Vorstandsvorsitzende, Joachim Milberg, in München, "und wachsen in Zukunft aus eigener Kraft." Die Krise bei Daimler-Chrysler wollte der BMW-Chef nicht näher kommentieren. "Wir gehen aber davon aus, dass Mercedes als einer unserer wichtigsten Wettbewerber dadurch nicht beschädigt wird", sagte Milberg.

Milberg zufolge machen Fusionen nur dann Sinn, wenn die beteiligten Unternehmen sich dadurch neue Märkte, Produktbereiche oder Technologien erschließen. Ob das bei Daimler-Chrysler der Fall ist, ließ er offen. Jedenfalls sei nicht die Größe eines Autoherstellers sondern die Ertragskraft entscheidend für den Erfolg. Deshalb werde BMW auch allein überleben können. "Wir werden mit Sicherheit in den nächsten zehn Jahren als Premiumhersteller selbstständig bleiben." Daran war noch vor wenigen Monaten gezweifelt worden, nachdem BMW im März bei der britischen Tochter Rover nach langjährigen, vergeblichen Sanierungsversuchen ausgestiegen war. Nach eigenen Angaben kostete Rover dem Münchener Konzern sechs bis sieben Milliarden Mark. Trotz des spektakulären Rückzugs hat BMW in Großbritannien - Milberg zufolge nach Deutschland und den USA der wichtigste Markt für BMW - in diesem Jahr fast ebensoviele Autos verkauft wie im Vorjahr. Alles in allem erwartet der Vorstandschef für 2000 ein Rekordergebnis. Bis einschließlich Oktober seien knapp neun Prozent mehr Fahrzeuge verkauft worden als im Vorjahreszeitraum, und selbst auf dem deutschen Automarkt, der in diesem Jahr um rund zehn Prozent schrumpft, habe BMW das Verkaufsvolumen halten können. "2000 wird besser als 1997", kündigte Milberg an. Damals hatte BMW mit einem Gewinn nach Steuern von rund 1,3 Milliarden Mark das bislang beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte erreicht.

Die Auslieferungen in diesem Jahr, Milberg zufolge mehr als 800 000 Fahrzeuge, werden begrenzt durch Kapazitätsengpässe. Mit 40 Sonderschichten versucht BMW die Nachfrage abzudecken. Eine wirkliche Entlastung dürfte jedoch erst das neue Werk bringen, das in vier Jahren die Produktion beginnen soll. Der Anlaufbeginn 2004 ist zwingend, da dann im Werk Regensburg die Serienherstellung des neuen kleinen BMW beginnen soll. Entsprechend muss dann die Produktion von Regensburg in andere Werke verlagert werden. Für die neue Fabrik, in der rund 2500 Mitarbeiter 150 000 Autos pro Jahr bauen sollen, haben sich europaweit etwa 150 Regionen beworben, darunter auch Berlin. Etwa 40 bis 50 kommen dabei laut BMW in die engere Wahl.

Der Autokonzern will die Fabrik entweder in Süd- oder Osteuropa oder in Deutschland bauen. Die Anforderungen an den Standort sehen unter anderem eine Fläche von 250 Hektar auf ebenem Gelände vor, eine Entfernung zur nächsten Wohnbebauung von mindestens 800 Metern, gute Infrastruktur, inbesondere Verkehrsanbindung, sowie ausreichend qualifizierte Mitarbeiter. Ferner müssen die "administrativen Prozesse" wie etwa Genehmigungen so schnell laufen, dass der Betrieb 2004 beginnen kann.

Kaum Chancen für Berlin

BMW hütet sich zwar, eine Präferenz für eine Region zu äußern. Doch eine Fabrik auf dem Heimatmarkt Deutschland ist wahrscheinlich. Zum einen, weil Milberg explizit betont, "wir haben immer zum Standort Deutschland gestanden und stehen weiter dazu". Und zum anderen, weil die BMW-Strategie auf das Premiumsegment in allen Modellklassen setzt; ein "Made in Germany" macht sich da einfach besser. Die Bewerbung Berlins dürfte kaum Chancen haben. In Pankow war BMW ein rund 200 Hektar großes Gelände zwischen der B9, der Bucher und der Schönerlinder Straße angeboten worden. Neben der neuen BMW-Fabrik plant der Konzern auch ein neues Rolls-Royce-Werk in Südengland. Die Markenrechte an Rolls-Royce werden 2003 von VW an BMW übertragen, dann soll ein neuer Rolls auf den Markt kommen, "ein völlig neues Fahrzeug", wie Milberg sagt, "eine Art des souveränen Autofahrens". In dem 200 Millionen Mark teuren Werk sollen dann im Jahr etwa 1000 Rolls-Royce gebaut werden.

Für das kommenden Jahr kündigte der BMW-Chef einen neuen Mini Cooper sowie den "3ercompact" an; im Herbst wird die neue 7er-Reihe vorgestellt. "Wir wachsen in Zukunft aus eigener Kraft", resümiert Milberg die Neuausrichtung der BMW Group nach dem Ausstieg bei Rover. Und dabei soll die "starke Marke" BMW mit ihrer "starken Produktsubstanz" durch keine großen Expansionsziele belastet werden. "Wir wollen keine Massenfertigung", sagt Milberg, der im Übrigen anmerkt, "dass die Aktienmärkte unsere Neuausrichtung plausibel finden". Seit Februar 1999, damals übernahm Milberg den Vorstandsvorsitz, stieg die BMW-Aktie um rund 40 Prozent.

alf

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