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Vorfahrt für den Amerikaner. BP-Krisenmanager Bob Dudley am Montag bei der Ankunft vor der Londoner BP-Zentrale.

© dpa

Bob Dudley: Wer ist der mögliche Nachfolger von BP-Chef Hayward?

BP-Chef Tony Hayward tritt zurück. Der Amerikaner Bob Dudley soll den glücklosen Briten ablösen. Damit wäre er der erste US-Amerikaner an der Spitze des Konzerns.

Berlin – Für den britischen Öl-Konzern BP käme der Schritt einer Kulturrevolution gleich. Mit dem Manager Robert „Bob“ Dudley soll erstmals in der über 100-jährigen Geschichte ein US-Amerikaner an die Spitze des Unternehmens rücken. Dudley sei einer, „der die Sprache der Leute hier spricht“, hieß es in US-Medien. Kein Wunder, denn der Mann, der vor gut einem Monat bereits die Verantwortung für das BP-Krisenmanagement am Golf von Mexiko übernommen hatte, stammt von „hier“. Der gebürtige New Yorker verbrachte seine Kindheit und Jugend in der Kleinstadt Hattiesburg im Bundesstaat Mississippi, gut eine Autostunde von der Golfküste entfernt. Dort habe er früher seine Ferien angelnd und badend verbracht, wie er vor Wochen sagte.

Am Montag kam der Verwaltungsrat in der Londoner Zentrale zusammen und beriet zunächst über eine Ablösung des glücklosen BP-Chefs Tony Hayward. Ein Sprecher sagte vor der Sitzung lediglich, eine Entscheidung sei noch nicht getroffen. Das klang ganz anders als tags zuvor. Da hatte das Unternehmen dem Briten noch die „volle Unterstützung“ zugesichert. Offenbar ging es am Montag nur noch um die Höhe von Haywards Abfindung und Pensionsansprüche. Angeblich soll der Geologe Hayward, der BP immerhin 28 lange Jahre die Treue gehalten hatte, umgerechnet 14,4 Millionen Euro erhalten. Bestätigt wurde dies nicht.

Bis zum späten Montagabend hatte sich das Gremium noch nicht entschieden, doch amerikanische und britische Medien tippten auf den 55-jährigen Dudley. Eine Außenseiterchance wurde auch dem Schotten Iain Conn, der den Vertrieb verantwortet, eingeräumt. Der gilt als wortkarger und zurückhaltender Manager. In Zeiten, in denen BP vor allem geschickter kommunizieren muss, um auch den Imageschaden in den USA zu reparieren, galt dessen Wahl aber als unwahrscheinlich. Auch die Londoner Börsenhändler spekulierten auf Dudley: Die Aktie stieg einen Tag vor der heutigen Präsentation der Halbjahreszahlen um 5,5 Prozent auf knapp 417 Pence. Die Anleger rechneten für den Fall, dass BP die 20 Milliarden Dollar für Schadenersatz schon mit eingerechnet hat, mit einem Rekordverlust.

Dudley hatte sich in den ersten Wochen als Krisenmanager beliebt gemacht. So sagte Kenneth Feinberg, der unabhängige Treuhänder, der besagten milliardenschweren Fonds für die Ölpest-Opfer verwaltet, in der „New York Times“ über Dudley, der sei ein ruhiger und gefasster Typ. „Er ist proaktiv. Er kam auf mich zu und brachte den Wunsch zum Ausdruck, dass BP so verantwortungsbewusst und kooperativ wie möglich sein wolle“, sagte Feinberg.

Dudley hat chemische Verfahrenstechnik studiert und seine Öl-Karriere 1979 bei BPs einstigem Konkurrenten Amoco begonnen, für den er ab 1994 nach Moskau ging. 1998 fusionierte Amoco mit BP, Dudley blieb und bewies später große diplomatische Qualitäten, als er in den Vorstand des russisch-britischen Joint Ventures TNK-BP vorrückte. Unter seiner Verantwortung konnte das Unternehmen die Ölförderung um 26 und die Reserven sogar um 138 Prozent steigern. Dann kam es aber zum Streit mit den russischen Oligarchen, die gemeinsam 50 Prozent an dem Unternehmen hielten. Sie wollten Dudley absetzen. Der verglich das Ganze später in einem Interview mit einem Spionagethriller. Wichtige Dinge habe er in Gesprächsrunden nur mit Bleistift auf einen Zettel geschrieben, um sie die Gesprächspartner lesen zu lassen – aus Sorge, abgehört zu werden. Aber er ließ sich nicht einschüchtern und ging erst, als die russischen Behörden sein Visum 2008 nicht verlängerten. Diese Standfestigkeit brachte ihm auch in London Respekt ein.

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