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Feuer im hinteren Teil der Kabine - dort befindet sich die Bordküche. Ob der Brand dort ausbrach, ist bislang nicht bekannt.

© Reuters

Boeing hat schon wieder ein Problem: Akkus sollen mit Brand in 787 nichts zu tun haben

Erneut ist ein Dreamliner in Brand geraten. Für die Ursache interessiert sich nicht nur Hersteller Boeing - sondern auch die US-Behörden.

Der Brand an Bord des Boeing 787 Dreamliners auf dem Flughafen London Heathrow ist der britischen Verkehrsbehörde AAIB zufolge nicht durch die Batterien des Flugzeugs verursacht worden. Der Schaden an der Maschine der Ethiopian Airlines sei weit entfernt von den Batterien aufgetreten, teilten die Experten am Wochenende mit.

Wegen Problemen mit den Batterien und Brandgefahr hatte der Dreamliner, Boeings Verkaufsschlager, in diesem Jahr drei Monate lang nicht starten dürfen. Für den US-Flugzeughersteller wäre es ein schwerer Rückschlag, wenn die Batterien abermals Schwierigkeiten bereiteten oder ein neues grundsätzliches Problem aufträte. Unmittelbar nach dem Vorfall waren die Boeing-Aktien um 4,7 Prozent abgestürzt.

Das Feuer war am Freitag gegen 16.30 Uhr Ortszeit in einem auf einer Außenposition abgestellten Dreamliner der Ethiopian Airlines ausgebrochen. An Bord der Maschine, die um 21 Uhr nach Addis Abeba starten sollte, befand sich niemand, als Rauch aus dem Flugzeug drang. Die Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen. Der Flughafen mit dem meisten Betrieb in Europa musste für gut eine Stunde geschlossen werden, weil wegen des Einsatzes der Brandschutz für den übrigen Verkehr nicht mehr gewährleistet war.

Die Bilder zeigen Brandschäden in der Decke des Rumpfes kurz vor dem Heck nahe der hinteren Eingangstür, hier befindet sich eine Bordküche. Die umstrittenen Batterien befinden sich dagegen im unter der Passagierkabine liegenden Frachtraum. Gegen einen Batteriebrand spricht nach Expertensicht auch, dass die Einsatzkräfte das Feuer sehr schnell löschen konnten. Die britische Verkehrsbehörde Air Accident Investigation Branch (AAIB) hat noch am Freitagabend ein Untersuchungsteam nach Heathrow beordert. Auch Boeing-Experten sind bereits vor Ort, sagte ein Firmensprecher.

Die amerikanische Bundesluftfahrtbehörde FAA und die Transportsicherheitsbehörde NTSB haben ebenfalls Mitarbeiter nach London geschickt. Die Ehiopian- Boeing mit dem Namen „Queen of Sheba“ war am 27. April der erste Dreamliner, der nach dem gut dreimonatigen Flugverbot und entsprechender Modifizierung wieder zu einem Linienflug gestartet war. Mitte Januar hatten die Behörden die 50 bis dahin ausgelieferten Boeing 787 nicht mehr fliegen lassen, nachdem es in zwei Fällen zu einer dramatischen Überhitzung der in diesem Flugzeugmodell erstmals genutzten Ionen-Lithium-Batterien gekommen war. Eine Maschine der ANA musste daraufhin auf einem Inlandsflug in Japan notlanden, in einem Jet der Japan Airlines brach während des Aufenthalts in Boston ein Feuer aus.

Die Ursache für das als „thermisches Durchgehen“ bezeichnete Phänomen konnte bisher nicht ermittelt und wird möglicherweise nie geklärt werden, wie man bei Boeing einräumt. Der Hersteller entschloss sich deshalb, die Batterien mit einer feuerfesten Box zu umgeben, die wiederum über einen Abzug verfügt, der Qualm und Hitze im Notfall aus dem Flugzeug heraus nach außen leiten soll. Außerdem wurden die Zwischenwände in den Batterien verstärkt, um das Übergreifen von einer auf weitere Batteriezellen zu verhindern, Betriebstemperatur und Spannung wurden verringert.

Nach der Aufhebung des Flugverbots hat Boeing, Konkurrent der europäischen Airbus, die Produktionsrate der 787 auf sieben Flugzeuge im Monat erhöht. 16 weitere Dreamliner sind seitdem ausgeliefert worden, darunter die ersten Exemplare für die britische Tui-Fluggesellschaft Thomson Fly. Auch eine 787 von Thomson Fly hatte am Freitag ein Problem. Sie musste wegen eines nicht näher bezeichneten Defektes auf dem Flug nach Florida nach Manchester umkehren.

Bis Jahresende ist eine weitere Produktionssteigerung des Dreamliners auf zehn vorgesehen. Seit der Batterie-Krise stagniert die Nachfrage nach dem Dreamliner, dem ersten Verkehrsflugzeug, das überwiegend aus Kunststoffen gebaut wird. Derzeit stehen noch 864 Dreamliner in den Auftragsbüchern von Boeing. Im Juni ist mit dem Airbus A350 das Konkurrenzmodell zu seinem Jungfernflug gestartet, die Auslieferung an die Airlines soll bereits in einem Jahr beginnen. 678 Flugzeuge dieses Modells hat Airbus bisher verkauft. mit rtr

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