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Wirtschaft: Boeing spart und kommt nicht zur ILA

Konzern verzichtet aus Kostengründen auf die Berliner Luftfahrtmesse / Veranstalter erwartet 1000 Aussteller

Berlin (fw). Der amerikanische Luftfahrtkonzern Boeing wird im Mai 2004 erneut nicht auf der Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA) in Berlin präsent sein. „Wir werden weder Flugzeuge ausstellen noch einen Stand mieten“, sagte der EuropaPressesprecher von Boeing, Jean-Marc Fron, dem Tagesspiegel am Dienstag. Boeing könne allein schon aus Kostengründen nicht innerhalb von ein paar Monaten auf zwei Ausstellungen präsent sein.

Nur zwei Monate nach der drittgrößten Luftfahrtmesse ILA findet in Großbritannien die zweitgrößte Messe in Farnborough statt. Dort wird Boeing ausstellen – mit reduzierter Präsenz. „In wirtschaftlich schwierigen Zeiten müssen wir auch bei den Messen sparen“, sagte Fron. „Eine Show in Europa pro Jahr reicht.“ Auch bei der größten Luft- und Raumfahrtausstellung in Paris, die im vergangenen Juni statt fand, hatte Boeing weniger Ausstellungsfläche beansprucht als zuvor.

Boeing begründet die Sparmaßnahmen auch mit der Eröffnung von Boeing-Büros in mehreren europäischen Ländern. In Deutschland repräsentiert der ehemalige Kanzlerberater Horst Teltschik das Unternehmen seit diesem Jahr in Berlin. Auch in Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien wurden in den vergangenen zwei Jahren Boeing- Büros eröffnet. So könne man das ganze Jahr über Kontakte knüpfen und sei nicht auf die Messen angewiesen, sagte Fron.

Die Organisatoren der ILA zeigten sich am Dienstag verwundert. Messebeauftragte von Boeing in den USA hätten ihr Interesse bekundet, sagte der ILA-Projektdirektor Stefan Grave dieser Zeitung. So habe es Anfragen von Boeing für die Preise der Stände gegeben. Boeing wies das zurück. Grave ist trotzdem optimistisch: Er erwartet, dass 2004 „mindestens 1000“ Aussteller nach Berlin kommen – 2002 waren es 1067. Die ILA findet alle zwei Jahre statt.

Schlechte Zahlen erwartet

Mit der Zahl der schon eingegangenen Anmeldungen ist Grave zufrieden. „Wir haben 50 feste Zusagen.“ Darunter seien alle großen deutschen Unternehmen, wie EADS oder Diehl. Auch Rolls Royce aus Großbritannien habe fest zugesagt. Mehrere Rüstungsunternehmen aus den USA hätten mündlich zugesagt, darunter Raytheon, Northrup Grumman und Lockheed Martin.

Dass Boeing seine Präsenz auf den Messen reduziert, hat auch damit zu tun, dass der Konzern momentan in einer Krise steckt – am Mittwoch wird Boeing seine Halbjahreszahlen vorlegen, und Analysten erwarten nichts Gutes. Nach den Anschlägen vom 11. September hat der Konzern seine Prognosen schon mehrfach nach unten revidiert. Zuletzt wurde der Umsatz 2003 auf rund 50 Milliarden Dollar geschätzt, nach 54,1 Milliarden in 2002 und 58,2 Milliarden in 2001.

Das Hauptproblem des Konzerns ist das Zivilflugzeuggeschäft – erst in der vergangenen Woche hatte Boeing angekündigt, dass weitere 4000 bis 5000 Stellen in dem Bereich gestrichen würden. Es fehlen neue Auftragseingänge von den Luftfahrtgesellschaften, die selbst wegen sinkender Passagierzahlen in der Krise stecken. Wegen der allgemeinen Konjunkturschwäche und der Angst vor Terror nach dem 11. September steigen immer weniger Menschen in Flugzeuge. Weil Boeing sehr auf den US-Markt ausgerichtete ist, wo die Fluglinien besonders starke Probleme haben, leidet der US-Konzern mehr als sein europäischer Konkurrent Airbus unter der schwachen Nachfrage.

Konkurrenz von Airbus

In diesem Jahr überholt Airbus den US– Konzern: 2003 baut die EADS-Tochter mit 300 Flugzeugen das erste Mal mehr Maschinen als Boeing, die nur 280 Maschinen produzieren wollen. Experten werfen Boeing vor, mit Innovationen zu spät zu kommen. Während Airbus auf sein neues Großraumflugzeug A380 setzt, das schon 2006 fliegen soll, wird das neue Modell von Boeing, der 7E7 „Dreamliner“ frühestens 2008 starten. Für den A380 sind bereits 129 Bestellungen eingegangen – beim Dreamliner ist noch nicht einmal die definitive Entscheidung gefallen, dass die Maschine auch wirklich gebaut wird.

Dazu kommen neue Probleme von Boeing im Raumfahrtbereich. Boeing kündigte in der vergangenen Woche an, wegen der katastrophalen Auftragslage im kommerziellen Satellitenmarkt im zweiten Quartal 2003 eine Sonderbelastung von 1,1 Milliarden Dollar verbuchen zu müssen.

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