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Zufrieden. An der Frankfurter Börse war die Stimmung 2012 trotz Schuldenkrise gut.

© Keystone

Börse 2012: Das beste Jahr seit 2003

Der Deutsche Aktienindex legt 2012 um rund 30 Prozent zu – deutlich mehr als Experten erwartet hatten. Noch mehr gewinnen die Nebenwerte im M-Dax hinzu.

Berlin/Frankfurt am Main - Das Selters kann im Schrank bleiben. Sekt darf es dieses Jahr zu Silvester sein, eher Champagner. Jedenfalls für Anleger, die Anfang des Jahres auf deutsche Aktien gesetzt haben. Um 29,1 Prozent auf 7612 Punkte hat der Deutsche Aktienindex Dax 2012 zugelegt. Es ist das beste Aktienjahr seit 2003, als es um 37 Prozent nach oben ging. Vor allem ein Experte kann sich auf die Schulter klopfen: Heinz- Gerd Sonnenschein, Aktienstratege der Postbank, macht seinem Namen alle Ehre. Er hat dem Dax exakt jenen Sprung um 30 Prozent zugetraut.

Dabei herrschte nach einem tristen Aktienjahr 2011 mit einem Absturz des Dax um fast 15 Prozent auf 5898 Punkte alles andere als Sonnenschein. Die Euro-Schuldenkrise lastete wie Blei auch auf der Börse. Entsprechend breit gestreut waren die Prognosen: Die einen befürchteten einen dramatischen Rückfall des Börsenbarometers auf weniger als 4000 Punkte, andere dagegen schielten auf mehr als 8000 Zähler. Im Schnitt waren die Experten trotz der schwierigen Lage erstaunlich zuversichtlich. Um rund 13 Prozent würden die Kurse der 30 wichtigsten im Dax vertretenen deutschen Aktien im Jahr 2012 steigen. Der Dax, so sagten sie voraus, werde am Jahresende bei rund 6660 Punkten stehen.

Dass es jetzt mit 7612,39 fast 1000 Punkte mehr sind, wird keinen Aktiensparer stören. Deutsche Unternehmen stehen im internationalen Vergleich besonders gut da. Ausländische Großanleger wie Pensionsfonds und Versicherungen haben deutsche Standardaktien gekauft. Auch Papiere von mittelgroßen Firmen: Der M-Dax, der 100 dieser Firmen repräsentiert, ist mit einem Plus von 33,9 Prozent sogar noch stärker gestiegen als der Dax und hat neue Rekorde verbucht.

Den größten Sprung im Dax machte 2012 die Aktie von Continental mit einem Plus von gut 82 Prozent, vor Lanxess mit fast 66 und Lufthansa mit 55 Prozent. Nur drei Verlierer gab es unter den Dax-Werten: Die Telekom büßte gut drei Prozent ein, Eon gut 15 Prozent, Fresenius Medical Care 0,4 Prozent. Überflieger im M-Dax waren Sky Deutschland (plus 194 Prozent), Gagfah (plus 123) und Dürr (plus 98). Am Ende der Skala stehen SGL Carbon (minus 21 Prozent), Hamburger Hafen (minus 22) und Metro (minus 25). Im Tec-Dax steht Sartorius mit einem Plus von 89 Prozent an der Spitze. Am Ende: Solarworld (minus 67 Prozent).

Was wird 2013? Eine zentrale Rolle für den Aktienmarkt wird die Entwicklung in der Euro-Schuldenkrise spielen und dabei, so Volkswirte, besonders die Fragen, wer in Italien nach den Wahlen das Sagen hat und wie Frankreich seine Finanz- und Wettbewerbsprobleme angeht. Zum anderen drohen die USA an der Fiskalklippe zu scheitern. Andererseits setzen Volkswirte wieder auf mehr Schwung aus den Schwellenländern. Zudem winken die 30 größten börsennotierten Unternehmen mit einer Rekord-Dividendenausschüttung von mehr als 28,5 Milliarden Euro. Schließlich bleiben die Zinsen vorerst niedrig. Die Zahl der Börsenskeptiker ist folglich überschaubar. Aber auch die Optimisten warnen vor Übermut. „Die Krise ist nicht vorbei“, sagt Oliver Borgis von der Weberbank. Außerdem sind die Kurse durch das deutliche Plus 2012 quasi belastet. Postbank-Stratege Sonnenschein glaubt, dass das Kurspotenzial begrenzt ist. Mehr als 8100 Punkte traut er dem Dax nicht zu.

Aus Berliner Sicht verlief das Börsenjahr mit Höhen und Tiefen. „Die Börsenlandschaft wird nach wie vor von vielen kleinen Unternehmen geprägt“, sagte Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Unter den größeren Unternehmen sei vor allem das M-Dax-Unternehmen GSW Immobilien (plus 46,5 Prozent) positiv aufgefallen. Auch die im Tec-Dax notierten PSI-Aktien hätten nach einem bereits starken Vorjahr 2012 erneut 9,9 Prozent zulegen können. In keinem Index, aber zuletzt sehr gefragt: die Titel der Beteiligungsgesellschaft MBB Industries (plus 155,9 Prozent). „Ein gutes Dividendenpapier“, sagt Kunert. „Davon gibt es in Berlin nicht viele.“ Die größten Enttäuschungen erlebten Anleger hingegen mit dem M-Dax-Titel Air Berlin (minus 38,5 Prozent) und dem insolventen Solarunternehmen Solon. Auch das Ende der Landesbank Berlin (LBB) an der Börse war aus Kleinaktionärssicht ein Flop. Kunert: „Die Aktionäre haben am Ende die Zeche für die Fehler der Landesbank in der Vergangenheit gezahlt.“

Die Entwicklung des Börsenjahres 2012 im Überblick auf der Seite 10.

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