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Wirtschaft: Börse: Interview: "Es ist Zeit, wieder in Technologie-Aktien zu investieren"

Dale Jorgenson ist Professor für Wirtschaftswissenschaften in Harvard und Autor zahlreicher Bücher. Er gilt als Kandidat für den Nobelpreis.

Dale Jorgenson ist Professor für Wirtschaftswissenschaften in Harvard und Autor zahlreicher Bücher. Er gilt als Kandidat für den Nobelpreis.

Herr Jorgenson, die USA befinden sich am Rande der Rezession. Werden Wachstumsraten von vier und fünf Prozent je wiederkehren?

Nein - zumindest nicht, wenn wir höhere Inflationsraten verhindern wollen. Ich rechne langfristig mit einem Wachstumspotenzial von 3,4 Prozent pro Jahr.

Aber zwischen 1995 und 200 ist die amerikanische Wirtschaft viel stärker gewachsen. Wieso?

Die amerikanische Wirtschaft hat es verstanden, aus dem gleichen Input von Kapital und Arbeit mehr Output als früher herauszuholen.

Ist das schon die ganze Wahrheit?

Nein. Es gab einen Investitionsboom, der zur selben Zeit stattfand.

Die IT-Revolution wird oft mit der Einführung der Elektrizität verglichen. Damals dauerte es 30 Jahre, bis die neue Technik Niederschlag in den Produktivitätsstatistiken gefunden hat. Wie lange wird es bei IT dauern?

Das Tempo des technologischen Wandels ist viel, viel schneller als zur Zeit der Elektrifizierung. Der Preis für Elektrizität ist damals pro Jahr um sieben Prozent gefallen. Die Preise von Computern fallen drei bis fünf Mal so schnell. Ich glaube sogar, dass das eine der grundlegenden Lektionen der New Economy ist: Wir müssen dieses Tempo von Veränderungen begreifen.

Ist das auch einer der Gründe für den jähen Abschwung?

Ja. In der Phase des Überschwangs hat der technologische Wandel zu Missverständnissen geführt. Die Leute dachten, die Regeln der Old Economy gelten nicht mehr. Ich glaube, sie greifen noch, aber mit einer ganz anderen Schnelligkeit.

Also war die Hoffnung, die New Economy würde den Konjunkturzyklus zum Verschwinden bringen, ein Missverständnis?

Stimmt. Wie man sieht, ist genau das Gegenteil der Fall: Wegen des enormen Tempos von technologischem Fortschritt wächst die IT-Branche zwar schnell, sie ist aber auch sehr verletzlich und volatil. Wir erleben gerade den vierten Abschwung von IT innerhalb der letzten zehn Jahre.

Warum haben die USA mehr von der New Economy profitiert als Europa?

Zum einen sind die USA sehr stark in der Entwicklung und Produktion von IT - und zwar in allen drei Sektoren: Telekommunikation, Computer und Software. Zum zweiten haben wir bezogen auf unsere Wirtschaftsleistung vermutlich die höchste Investitionsrate in Sachen IT.

Woran liegt das?

Wir haben weniger Investitionsbarrieren. Eine der wichtigsten Hürden war in vielen Ländern bis vor kurzem die Regulierung der Telekommunikationsmärkte. In Europa wird derzeit zwar stark dereguliert und privatisiert, aber die USA waren schneller. Zudem erfordert IT ein hohes Maß an Flexibilität, weil sie den gesamten Arbeitsprozess neu organisiert. Das war immer schon eine Stärke der USA. In Europa sind die Arbeitsmärkte viel stärker reguliert.

Sollten Anleger jetzt wieder in Informationstechnologie investieren?

Investoren müssen die Gewinnentwicklung beobachten. Die meisten Leute an der Wall Street prognostizieren ein Wachstum von fünf oder sechs Prozent. Ich halte das für total unrealistisch.Unabhängig davon sind die Preise, die die meisten IT-Aktien jetzt haben, meiner Meinung nach wirklich attraktiv. Ich denke dabei an Firmen wie wie Sun oder Intel, aber auch Telekommunikationsausrüster wie Lucent und Nortel. Ich glaube, wir sind derzeit nahe an dem Punkt, wo Anleger ihre IT-Aktien halten oder anfangen sollten, welche zu kaufen.

Herr Jorgenson[die USA befinden sich am Rande der]

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