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Wirtschaft: Börse: Mit Puts und Bären durch die Flaute. Anleger können mit der richtigen Strategie sogar bei sinkenden Kursen Gewinne einfahren

So mancher Anleger verfällt beim Blick ins Depot in verfrühte Herbstmelancholie. Und viele wünschen, sie hätten nicht auf steigende, sondern fallende Kurse spekuliert.

So mancher Anleger verfällt beim Blick ins Depot in verfrühte Herbstmelancholie. Und viele wünschen, sie hätten nicht auf steigende, sondern fallende Kurse spekuliert. Das ist machbar: Mit Optionsscheinen und so genannten Bär-Zertifikaten profitieren Investoren vom Kurssturz an der Börse. Beide Instrumente erlauben auch eine kurzfristige Absicherung des Aktiendepots.

Zwar bergen solche Strategien auch Risiken, dennoch erscheinen sie Anlegern im traditionell schwächsten Börsenmonat September erfolgversprechend. Im langjährigen Schnitt fiel der Deutsche Aktienindex (Dax) im September um 1,2 Prozent. Derzeit scheint der September seinem schlechten Ruf alle Ehre machen zu wollen.

Wer weitere Kursverluste fürchtet, braucht dem Aktienmarkt jedoch nicht den Rücken zu kehren. Statt dessen können Anleger ihr Depot absichern oder sogar an fallenden Kursen verdienen. Dazu gibt es prinzipiell vier Möglichkeiten: Optionsscheine, Bär-Zertifikate, Futures und Leerverkäufe. Die zwei letztgenannten Verfahren eignen sich jedoch nicht für Kleinanleger. Bei Leerverkäufen leihen sich Investoren Aktien, die sie anschließend verkaufen. Sie hoffen, die Papiere später billiger zurückzukaufen. Steigt der Kurs jedoch, dann zahlt der Leerverkäufer drauf.

Somit bleiben Put-Optionsscheine und Bär-Zertifikate als geeignete Instrumente in der Baisse. Optionsscheine sind verbriefte Wertpapiere, mit denen der Anleger auf Kursschwankungen bei Aktien, Anleihen oder Währungen spekuliert. Mit einem Put verdienen Anleger an fallenden Kursen. Soll eine bestimmte Aktie abgesichert werden, empfiehlt sich ein Put auf diesen Titel. Rutscht der Kurs ab, dann fängt der Gewinn des Puts diesen Verlust auf. Ein Beispiel: Eine Aktie notiert bei 100 Euro und fällt auf 80 Euro. Der Put auf diese Aktie mit einem Basispreis von 100 Euro und einem Bezugsverhältnis von 1:1 gewinnt am Ende seiner Laufzeit 20 Euro. Im Endeffekt bleibt also alles beim Alten. Je nach Optionsschein existiert zudem eine Hebelwirkung: Fällt der zugrunde liegende Aktienkurs um einen Euro, dann klettert der Put um ein Vielfaches. Steigt der Aktienkurs dagegen, verfällt der Optionsschein am Ende der Laufzeit wertlos. Soll für mehrere Aktien, beispielsweise aus dem Deutschen Aktienindex Dax, ein Sicherheitsnetz gespannt werden, lohnt sich ein Verkaufsoptionschein auf den Dax. "Der Vorteil ist, dass man nur einmal Kaufgebühren bezahlt und nur eine Position im Auge behalten muss", erklärt Optionsschein-Experte Thorsten Michalik von der Deutschen Bank.

Ähnlich wie Puts funktionieren so genannte Bär-Zertifikate (auch Reverse-Zertifikate genannt). Mit diesen können Anleger ebenfalls ihr Depot absichern. Bär-Zertifikate sind einfacher strukturiert: Die Volatilität, also die Schwankung der Märkte, spielt für die Papiere keine Rolle. Im Unterschied zu Optionsscheinen haben sie auch keinen so genannten Zeitwertanteil, was Derivate-Experte Stephan Kunze von ABN Amro als Vorteil sieht: "Bei Optionsscheinen läuft die Zeit gegen mich, bei Bär-Zertifikaten nicht." Da die Papiere zudem kaum eine Hebelwirkung haben, schwankt ihr Preis weniger als bei Optionsscheinen. Allerdings ist dadurch auch die Gewinnchance kleiner, und Anleger müssen für den gleichen Absicherungseffekt mehr Kapital einsetzen.

Wer die beschriebenen Verfahren nutzt, braucht den schwachen Börsenmonat September nicht zu fürchten. Im Gegenteil: Statt Herbstmelancholie können Anleger mit Bär-Zertifikaten und Puts einen goldenen Spätsommer erleben.

pga, tmo

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