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Wirtschaft: Börse: Neuer Markt rutscht um knapp acht Prozent ab

Die deutschen Aktien sind am Montag nach Eröffnung der US-Börsen weiter unter Druck geraten. Die Standardtitel im Deutschen Aktienindex (Dax) fielen um zwei Prozent auf 6382 Zähler.

Die deutschen Aktien sind am Montag nach Eröffnung der US-Börsen weiter unter Druck geraten. Die Standardtitel im Deutschen Aktienindex (Dax) fielen um zwei Prozent auf 6382 Zähler. Der Nemax 50 stürzte bis 15.30 Uhr um 7,6 Prozent auf 2983 Zähler, während die Nebenwerte im MDax vergleichsweise moderate 1,27 Prozent auf 4.84 Zähler abgaben. Dagegen setzte der Euro auch zum Wochenanfang seinen Aufwärtstrend der letzten Tage fort und kostete erstmals seit drei Monaten wieder über 89 Cent. Die Europäische Zentralbank (EZB) legte am Montag den Referenzkurs mit 0,8908 Dollar pro Euro fest; ein Dollar war damit 2,1956 Mark wert. Marktteilnehmer führten die Stärke der Gemeinschaftswährung auf die sich abzeichnenden Wachstumsverlangsamung in den USA und das juristischen Tauziehen um den künftigen US-Präsidenten zurück. Aber auch Hoffnungen auf einen Erfolg des EU-Gipfeltreffens Ende der Woche in Nizza beflügelten den Kurs, der sich allein in der vergangenen Woche um über fünf Prozent erholen konnte.

Analysten warnen aber vor allzu großen Erwartungen. Denn beim Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs geht es sozusagen um das politische Fundament für den Euro. Unstimmigkeiten in zahlreichen Kernfragen lassen die Experten bislang eher daran zweifeln, dass in Nizza ein "großer Wurf" gelingen wird. Für den Euro sei es allerdings wichtig, dass die politische Integration vorangetrieben werde, erklärte Jürgen Pfister, Volkswirt der Commerzbank in Frankfurt. Investoren beurteilten ein zu langes Nebeneinander von Währungsunion und politischer Union als Standortnachteil Europas.

"EZB allein reicht nicht"

Auch nach Ansicht des Chefvolkswirts der Hypovereinsbank, Martin Hüfner, muss die Gemeinschaftswährung künftig dringend durch eine politische Union abgesichert und verankert werden. Allein die Existenz einer für die einheitliche Geldpolitik verantwortlichen Zentralbank garantiere nicht den Erfolg einer Währung. Die aktuellen Kursgewinne, so Hüfner, seien mit Vorsicht zu genießen, auch wenn es Anzeichen für einen höheren Kapitalzufluss in den Euro gäbe. Wie Hüfner ist das Gros der Volkswirte unsicher, ob es in den USA zu einer so genannten harten Landung der Konjunkturentwicklung kommen wird, was der Gemeinschaftswährung zu Gute komen würde. Immerhin scheint unumstritten, dass die Phase der Wachstumsraten von über vier Prozent seit 1997 zu Ende gehen wird. Nach der jüngsten Schätzung des US-Department of Commerce erreichte das Wirtschaftswachstum in den USA im dritten Quartal lediglich 2,4 Prozent, was in etwa nur der Hälfte der Dynamik vom Frühjahr entspricht. Auch die ersten vorläufigen Daten für das vierte Quartal - wie die Produktion und die Stimmungsindikatoren im Verarbeitenden Gewerbe - scheinen den Trend nach unten zu bestätigen. Nach einer aktuellen Prognose der Commerzbank deuten in erster Linie die Unternehmensinvestitionen auf ein vorläufiges Ende des Booms. So halbierte sich die Zuwachsrate von 16 Prozent im ersten Halbjahr auf mittlerweile nur noch acht Prozent. Dollar- und ölpreisbedingt wird außerdem mit einer nachlassenden Exportdynamik gerechnet. Als maßgeblich für die weitere Entwicklung wird gemeinhin aber die Konsumneigung der privaten Haushalte angesehen.

Der Amerika-Experte des Instituts der deutschen Wirtschaft, Jörg Beyfuss, erwartet für 2001 in den Staaten ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent nach 5,2 Prozent in diesem Jahr. Demgegenüber dürften die Europäer nach drei Prozent in diesem Jahr nurnoch 2,9 Prozent erreichen. Damit, so Beyfuss, sei die längste Aufschwungphase der Amerikaner noch keineswegs zu Ende. Ein Durchatmen sei noch keine Rezession. Und bei einer erwarteten Inflationsrate von rund drei Prozent sei auch nicht mit einer Zinssenkung durch die US-Notenbank zu rechnen. Im Oktober lag die so genannte Kernrate, bei der die direkten Effekte der Verteuerung von Kraftstoffen und Heizöl herausgerechnet sind, bei 2,5 Prozent.

Internet-Firmen in Nöten

Schlechter als beim Euro sah es zum Wochenauftakt an den europäischen Börsen aus. Besonders stark traf es die Wachstumswerte des Neuen Marktes. Der Nemax 50 brach bis zum frühen Abend um knapp acht Prozent ein. Insbesondere EM.TV, die bis 17 Uhr auf 9,3 Euro abrutschten und damit 42 Prozent verloren, zogen den Index in die Tiefe. Nach einer Untersuchung, die die "Financial Times Deutschland" bei der privaten Universität Witten-Herdecke in Auftrag gegeben hatte, drohen jedem zweiten Internet- oder Biotechnologie-Unternehmen am Neuen Markt Liquiditätsprobleme. Insgesamt wurden 68 Unternehmen untersucht, die per 31. Juli 2000 am Neuen Markt in den Branchenindizes Internet und Biotechnologie notiert waren. 46 Prozent davon müssten als stark gefährdet betrachtet werden.

mo

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