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Wirtschaft: Börse und Urlaub: So machen Sie Ihr Depot fit und vermeiden böse Überraschungen nach den Ferien

Stellen Sie sich vor, Sie kommen erfrischt und erholt aus dem Urlaub, werfen einen Blick in Ihr Depot - und sind gleich wieder urlaubsreif. Denn der Wert Ihres Aktienpakets ist um satte 20 Prozent geschrumpft.

Stellen Sie sich vor, Sie kommen erfrischt und erholt aus dem Urlaub, werfen einen Blick in Ihr Depot - und sind gleich wieder urlaubsreif. Denn der Wert Ihres Aktienpakets ist um satte 20 Prozent geschrumpft. Papier x stürzte wegen einer Gewinnwarnung ab, Papier y wegen einer allzu teuren Fusion. Das muss nicht sein. Für alle, die nicht mit Laptop und Handy am Strand liegen wollen, gibt es relativ einfache Methoden, sich im Urlaub börsenfrei zu erholen und trotzdem vor unliebsamen Überraschungen gefeit zu sein. Wichtig ist zunächst einmal ein kritischer Blick ins Portfolio. Hochspekulative, sehr marktenge Papiere sollten, wenn keine dauernde Überwachung möglich ist, gegen weniger volatile Aktien getauscht werden.

Der beste Airbag fürs Depot - nicht nur während der Urlaubszeit - sind Stopp-Loss-Aufträge. Dabei erteilen Sie Ihrer Bank den Auftrag, das Papier zu verkaufen, sobald ein bestimmter Kurs erreicht wird. Mit der Methode lassen sich nicht nur Verluste begrenzen, sondern auch bereits erzielte Gewinne absichern. Je nach Risikobereitschaft, Kaufkurs und Schwankungsbreite einer Aktie liegt der Stopp-Loss am besten 15 bis 30 Prozent unter dem aktuellen Kurs. Gilt es, Verluste zu begrenzen, sollte das Limit enger gezogen werden. Hat der Anleger das Papier dagegen schon länger und mit guten Buchgewinnen im Depot (und ist obendrein ausserhalb der einjährigen Spekulationsfrist), kann das Fangnetz auch tiefer liegen.

Zweierlei ist bei dieser Absicherungs-Taktik zu beachten. Erstens sollte ein Stopp-Loss nicht bei einem "runden", sondern bei einem "krummen" Preis gesetzt werden. Ein Beispiel: Notiert eine Aktie vor Urlaubsbeginn bei 35 Euro, dann setzen Sie das Limit nicht bei 27, sondern leicht darüber, beispielsweise bei 27,15 Euro. Der Grund: Die meisten Anleger setzen Limits bei geraden Zahlen. Stürzt eine Aktie ab, kommen bei 27 Euro auf einen Schlag massenweise Verkaufsaufträge in den Handel. Sie können den Kurs dann so stark drücken, dass der Kursmakler als Verkaufskurs 22 oder 23 Euro festlegt. Zweitens: Das elektronische Handelssystem Xetra eignet sich für eine Stopp-Loss-Order nicht. Der Computer rechnet strikt und ohne Spielraum Angebot gegen Nachfrage ab, so dass es zu Teilausführungen kommen kann. Steht beispielsweise der Verkauf von 1000 Aktien an und ist gerade eine Nachfrage nach 100 im Markt, dann realisiert der Computer sie - und es fallen für jede Transaktion Bankgebühren an. Ein weiterer Nachteil der Stopp-Loss-Order: Limitierungen sind bei den meisten Banken kostenpflichtig. Und bei einem echten Börsencrash hilft auch ein Stopp-Loss meist nur noch wenig, da eine Verkaufspanik den Airbag erst weit unter dem Limit auslöst.

Effektiv aber relativ teuer und kompliziert und daher eher für erfahrene Anleger geeignet ist die Depot-Versicherung mit Optionsscheinen. Dabei kauft der Anleger Rechte zum Verkauf bestimmter Aktien oder Indizes, sogenannte Puts, kann die Papiere bei einem Kursverfall also teurer verkaufen als der Markt es eigentlich zulässt. Lukrativer noch ist der Optionsschein selbst, dessen Kurs bei einem Absturz des Marktes oder einer Aktie rasant ansteigt und die Verluste somit ausgleicht. Vor der Auswahl eines Scheines müsse die Analyse von Depot und Risikobereitschaft des Anlegers stehen, sagt Roger Krüger, Optionsschein-Experte bei der Citibank: In welchem Markt ist mein Depot vorrangig investiert? Ab welchem Niveau möchte ich abgesichert sein?

Braucht beispielsweise ein Anleger mit einem breit diversifizierten Dax-Depot einen einmonatigen Airbag für einen Dax ab 7000 Punkten abwärts, muss er demnach Dax-Puts mit dem Basispreis 7000 und sehr kurzer Laufzeit kaufen. Die Anzahl der notwendigen Scheine, also die Höhe des Einsatzes, könne ein Spezialist leicht ausrechnen, sagt Krüger. Hier helfen die Hausbanken. Die Nachteile der Put-Absicherung: Tritt das befürchtete Szenario nicht ein, sinkt der Wert des Optionsscheins drastisch, bis zum Totalverlust - ähnlich wie bei einer Unfallversicherung, wenn der Unfall ausbleibt.

Die dritte Möglichkeit, das Depot vor Ab- stürzen zu bewahren: Der Anleger erteilt einer Person seines Vertrauens eine befristete Handlungsvollmacht. Die Person sollte natürlich mit der Börse ebenso vertraut sein wie mit der Strategie des Anlegers.

Veronika Csizi

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