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Wirtschaft: Börsen: Aktien weltweit im freien Fall

An den internationalen Aktienmärkten ist es am Donnerstag zu einer rasanten Talfahrt der Kurse gekommen. Der deutsche Aktienindex Dax durchbrach die psychologisch wichtige Linie von 5000 Punkten und verlor bis Börsenschluss 3,4 Prozent auf 4875 Punkte.

An den internationalen Aktienmärkten ist es am Donnerstag zu einer rasanten Talfahrt der Kurse gekommen. Der deutsche Aktienindex Dax durchbrach die psychologisch wichtige Linie von 5000 Punkten und verlor bis Börsenschluss 3,4 Prozent auf 4875 Punkte. Am Neuen Markt büßte der Nemax 50 4,7 Prozent auf 946 Zähler ein. Auch an der Wall Street gaben die Kurse deutlich nach, nachdem neue Konjunkturindikatoren die Angst vor einer andauernden Wirtschaftsschwäche schürten.

Viele Marktbeobachter versuchten den Absturz des Dax auf das tiefste Niveau seit April 1999 mit psychologischen Gründen zu erklären. Die Geduld vieler Börsianer mit ihren Aktien sei erschöpft. Die Anleger wollten einfach raus aus den Aktienanlagen und nähmen nur noch die schlechten Nachrichten zur Kenntnis, hieß es. Vereinzelt würden die Kunden sagen: "Verkaufen, ich kann das Zeug nicht mehr sehen", so ein Banker.

Es gab jedoch auch eine ganze Reihe Wirtschaftsdaten, die für schlechte Stimmung sorgten. So ist der nationale Index der Einkaufsmanager in den USA (NAPM) stärker gefallen als erwartet. Die konkunkturelle Eintrübung in den USA halte unverändert an, meinten Narktteilnehmer und die jüngsten Zeichen für eine Erholung der US-Wirtschaft hätten offenbar keine solide Basis. In Europa stünden die Börsen zudem unter Druck, weil zunehmend erwartet werde, dass die USA bei einem Wiederanziehen der Konjunktur einen Vorlauf von etwa sechs Monaten haben könnten. Dies könnte darauf hindeuten, dass sich eine konjunkturelle Erholung in Euroland, insbesondere in Deutschland, bis ins erste Quartal 2002 verschieben dürfte. "Darauf hin haben die Investoren die Reißleine gezogen", beschrieb ein Händler das Geschehen am Donnerstag.

An der Deutschen Börse wurde ein Bericht der "Financial Times" diskutiert, in dem es geheißen hatte, der Internationale Währungsfonds (IWF) habe seine Wachstumsprognose erneut nach unten korrigiert. Der IWF schätze das Wachstum in Deutschland für das laufende Jahr jetzt nur noch auf 0,9 Prozent. Bereits im Juli hatte der Währungsfonds die erwartete Wachstumsrate von 1,9 auf 1,25 Prozent zurückgenommen. Das Bundesfinanzministerium in Berlin teilte schließlich mit, der Auftragseingang der deutschen Industrie sei im Juli gegenüber dem Juni nach vorläufigen Zahlen um 1,4 Prozent gesunken.

Erneut schlechte Unternehmensnachrichten drückten insbesondere die Kurse der Technologiewerte. So kündigte der Handy-Hersteller Motorola an, der Umsatz im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres werde unter den Erwartungen liegen. Nach früheren Berichten hatte Motorola für das dritte Quartal fünf Prozent Umsatzwachstum erwartet; nun soll er stattdessen im Vorjahresvergleich unverändert bleiben. Grund sei ein Nachfragerückgang. Motorola rechnet im dritten Quartal auch mit einem Verlust zwischen fünf und acht Cent je Aktie. Motorola will nun mit Stellenstreichungen reagieren. Schließlich sorgten Befürchtungen, der Chiphersteller Intel könne nach US-Börsenschluss seine Prognosen senken, ebenfalls für Unruhe. Nicht wenige Börsianer befürchteten, dass mit dem Intel-Ausblick eine Reihe von schlechten Nachrichten für das dritte Quartal beginnen könnte.

Zu den größten Verlierer am deutschen Markt gehörten SAP und Infineon. Die SAP-Aktie büßte fast zehn Prozent ein. SAP-Chef Hasso Plattner hatte zwar gesagt, die Jahresprognose werde aufrechterhalten. Spekulationen über eine Gewinnwarnung der Walldorfer seien dennoch nicht verstummt, sagten Börsianer. Zudem wurde das Papier durch eine zurückhaltende Prognose des Investmenthauses Goldman Sachs belastet. Auf der Verliererseite standen auch die Aktien von Infineon, die fast acht Prozent.

Die T-Aktie konnte sich dem Markttrend nicht entgegenstemmen und rutschte um 2,15 Prozent auf 15,51 Euro ins Minus. Die Papiere der Deutschen Post fielen zwischenzeitlich auf ein neues Tief von 14,71 Euro. Bis zum Schluss erholte sich die "Aktie Gelb" etwas und stand bei 14,89 - ein Minus von 4,61 Prozent. "Der Abwärtstrend bei der Deutschen Post ist nicht nur charttechnisch weiterhin voll intakt", sagte ein Frankfurter Händler. Es gäbe es für den Titel auch keine neuen Meldungen, von denen ein positiver Impuls auf den Kurs ausgehen könnte. Charttechniker sind sich einig, dass der Dax in den kommenden Tagen weiter fallen wird, und sehen eine Auffanglinie erst bei 4800 Punkten.

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