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BÖRSEN Ausblick: Selbst Insider halten sich zurück

Laut einer Studie kaufen Manager derzeit keine Aktien eigener Unternehmen

Frankfurt am Main - Die Pessimisten haben Oberwasser. Mitte Januar lag ihr Anteil bei Privatanlegern in den USA bei 23 Prozent. Mittlerweile sollen es 40 Prozent sein. Dabei bekommen die Schwarzseher Unterstützung von Insidern, von Vorständen und Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen. Die sind vorsichtig geworden, wie die Deutsche Börse in ihrem jüngsten Report über die „Directors’ Dealings“ schreibt. Die Manager kaufen aktuell kaum Aktien eigener Unternehmen. Die Lage an der Börse erscheint also auch denen, die es wissen müssten, eher fragil.

Immerhin hat sich der Deutsche Aktienindex Dax rechtzeitig zum Höhepunkt von Karneval und Fasching am Freitag zumindest zeitweise wieder über die Schwelle von 5500 Punkten geschoben. „Rosenmontagszug laufen lassen, Altbierlimit setzen,“ heißt denn auch an der Düsseldorfer Börse das Motto. Sie wollen den Pessimisten Wind aus den Segeln nehmen und handeln auch am Rosenmontag gegen die Narren an.

Am Donnerstag wollten auch die Regierungschefs der Eurozone Optimismus verbreiten. Mit ihrer Garantieerklärung für Griechenland „sind die Staatspleite und ein sich anschließender Domino-Crash vom Tisch,“ glaubt Eugen Keller vom Bankhaus Metzler. Wirklich beruhigt ist er aber ebenso wenig wie die Börsianer. Jetzt richtet sich der Blick auf andere Wackelkandidaten wie Portugal oder Spanien (siehe Seite 25). Die Probleme sind nicht gut für den Euro und nicht gut für Europas Banken. Die drei Länder schulden den Instituten satte 800 Milliarden Euro. Die Kurse der Finanzwerte zeigen seit Tagen in den Keller.

Gute Firmennachrichten zumindest aus der zweiten Reihe gehen derzeit unter. WMF hat 2009 ein Rekordjahr hingelegt, der Krankenhausbetreiber Rhön-Klinikum fährt bergauf. Auch bei den „Großen“ geht es nach oben: Thyssen-Krupp schreibt nach drei Verlustquartalen wieder schwarz. Aber die Grundstimmung ist derzeit mies. Die DZ Bank mutmaßt, der Dax könne auf 5000 Punkte abfallen. „Es wird schon mehr als nur eine ordentliche Portion Hoffnung brauchen, wenn man der aktuellen Gemengelage irgendetwas Positives abgewinnen will,“ sagt Börsenexperte Wieland Staud. Der Dax könne 2009 mit Minusvorzeichen schließen. Kein Wunder: Letztlich ist auch die Konjunkturlage fragil.

Aber noch ist das Jahr lang und die Chancen für die Börse groß. Andreas Hürkamp von der Commerzbank sieht bei einem Dax-Stand von 5500 Punkten „attraktive Einstiegsgelegenheiten“. Helaba-Stratege Markus Reinwand hält den Pessimismus für übertrieben, die Aktienmärkte seien „reif für eine Erholung.“ Seine Prognose schraubt aber auch er leicht nach unten. 6500 Punkte zur Jahresmitte, wie er bislang glaubt, werden es wohl kaum werden. Aber erst einmal übernehmen auch an der Börse die Narren die Regie. Rolf Obertreis

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