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Wirtschaft: Börsen Berlin und Bremen werden zur deutschen Nasdaq

Abgeordnetenhaus ebnet den Weg zur Börsenfusion / Neue Handelsplattform startet am 21. März – Zielgruppe sind Privatanleger

Berlin (dr). Die Berliner Wertpapierbörse ist um neue Initiativen, die ihr Überleben sichern sollen, nie verlegen. Einen weiteren großen Schritt ist sie am Donnerstag vorangekommen. Das Berliner Abgeordnetenhaus stimmte der Fusion der Berliner mit der Bremer Börse zu und ebnete damit auch den Weg zum Start der neuen Börse Nasdaq Deutschland am 21. März. Jörg Walter, Geschäftsführer der Berliner Wertpapierbörse und einer der künftigen Vorstände der Nasdaq Deutschland, bezeichnet die Fusion zweier deutscher Regionalbörsen als einmaligen Vorgang und sieht eine rosige Zukunft der Nasdaq Deutschland – einem Ableger der USTechnologiebörse.

Berlin und Bremen werden zusammen die neuen Träger der Nasdaq Deutschland sein. Sie sind mit jeweils zehn Prozent beteiligt. Weitere Anteile halten die Nasdaq Europe (50 Prozent), die Dresdner Bank (15 Prozent) sowie die Commerzbank und deren Tochter Comdirect (jeweils 7,5 Prozent). Für weitere Interessenten sei man offen, sagt Walter.

Kern der neuen Handelsplattform, die sich vor allem an Privatanleger wendet, ist das elektronische Handelssystem der US-Technologiebörse Nasdaq. Zudem weist die Börse zwei Besonderheiten auf. Nicht mehr nur Angebot und Nachfrage, zwischen dem der Börsenmakler nur vermittelt, bestimmen den Preis. Als so genannter Market Maker wird der Börsenmakler beim Nasdaq-Modell selbst Marktteilnehmer und stellt laufend Kauf- und Verkaufskurse. Die Händler stehen dabei untereinander in Konkurrenz und – so die Garantie – die von den Market Makern angebotenen Kurse sind nicht schlechter als im Xetra, dem elektronischen Handelssystem der Deutschen Börse in Frankfurt und an der US-Technologiebörse Nasdaq. Zudem wird in Berlin die sofortige Ausführung des gesamten Kundenauftrags garantiert. Unausgesprochene Voraussetzung ist allerdings, dass sich für die Nasdaq Deutschland genügend Market Maker finden.

Von besonderem Interesse für die teilnehmenden Banken ist die Möglichkeit der Internalisierung (siehe Lexikon Seite 18), die unter dem Stichwort Best Ex angeboten wird. Die Institute können hier die Aufträge ihrer Kunden an der Börse vorbei ausführen.

In der Anfangsphase sollen rund 300 Werte vor allem aus dem Dax, dem künftigen Technologieindex Tech-Dax, dem Euro-Stoxx-50, dem Dow Jones und dem Nasdaq 100 handelbar sein. Ihre Zahl soll auf 3000 steigen. Walter hofft auf einen Marktanteil von 15 bis 20 Prozent.

Bisher liegt Berlin mit einem Marktanteil von rund 3,4 Prozent hinter Stuttgart auf Rang zwei der Regionalbörsen. Unangefochten an der Spitze rangiert die Deutsche Börse in Frankfurt mit Xetra. Weit mehr als 90 Prozent aller Aktiengeschäfte in Deutschland werden dort abgewickelt. Und ein Beschluss dürfte die Anleger enttäuschen. Die Maklercourtage wird auf die bundesweit üblichen 0,8 Promille festgesetzt. Bisher war die Berliner Börse mit 0,4 Promille der Preisbrecher. 0,4 Promille „kosten“ allerdings auch weiterhin die Dax-Werte.

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