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Wirtschaft: Börsen feiern den Kriegsverlauf und ignorieren Sars Dax gewinnt fast sechs Prozent Schering schränkt Reisen ein

Berlin/Hongkong (dr/olm/HB). An den Finanzmärkten wächst nach den jüngsten Erfolgen der USArmee im Irak wieder die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges.

Berlin/Hongkong (dr/olm/HB). An den Finanzmärkten wächst nach den jüngsten Erfolgen der USArmee im Irak wieder die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges. Der Dax sprang am Mittwoch um fast sechs Prozent auf knapp 2600 Punkte. Auch an den US-Börsen wurden teils kräftige Kursgewinne verbucht. Der Dow Jones Index stand bei Börsenschluss in Deutschland um 2,6 Prozent höher, der Nasdaq-Index kletterte bis zu diesem Zeitpunkt um 3,6 Prozent.

Relativ unbeeindruckt zeigten sich die Börsen am Mittwoch von der raschen Ausbreitung der lebensbedrohlichen Lungenkrankheit Sars. Sie könnte allerdings die Wirtschaft noch weit schwerer treffen als der Krieg, befürchtet Morgan Stanley. In einem „optimistischen Szenario" geht die Investmentbank für Asien nur noch von 4,5 statt 5,1 Prozent Wachstum für 2003 aus.

Auch in der deutschen Wirtschaft sind die Folgen von Sars bereits zu spüren. Betroffen sind vor allem Fluggesellschaften und Reiseveranstalter. Aber auch das produzierende Gewerbe reagiert. Der Berliner Pharmakonzern Schering erließ, wie zuvor bereits die Deutsche Post, Reisebeschränkungen für seine Mitarbeiter. Die Lufthansa behält sich angesichts schwacher Buchungen wegen des Irak-Krieges und Sars weitere Kapazitätskürzungen vor. „Wir wollen keine leeren Maschinen durch die Gegend fliegen“, erklärte Lufthansa-Chef Jürgen Weber am Mittwoch im ZDF. Vorher hatte bereits Singapore Airlines die Zahl seiner wöchentlichen Verbindungen um 125 reduziert. Dadurch werde die Kapazität um 13,6 Prozent zurückgefahren, teilte das Unternehmen mit. Besonders betroffen sind die Verbindungen nach Hongkong, Hanoi und Taipeh.

Urlauber in Sorge

Der größte deutsche Reiseveranstalter Tui, verzeichnet derzeit täglich bis zu 60 Anrufe besorgter Urlauber. Auch Thomas Cook berichtet über zahlreiche Anfragen. Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft hält die Konsequenzen für die deutsche Tourismuswirtschaft insgesamt für „relativ überschaubar“. Fernreisen machten am deutschen Gesamtreisemarkt ohnehin nur 5,2 Prozent aus, sagte ein Sprecher. Davon gehe nur die Hälfte in asiatische Regionen.

Gelassen reagiert man auch in Hannover, wo am Montag die Hannover Messe beginnt. An der Messe nehmen mehr als 6000 Aussteller teil. Hunderte kommen aus Asien, allein 282 aus China. „Wir können es uns nicht erlauben, bestimmte Nationen auszuschließen“, sagte ein Sprecher. Die Schweizer Weltmesse für Uhren und Schmuck erteilte am Mittwoch dagegen Arbeits- und Besuchsverbote für 2500 bis 3000 aus Asien anreisende Aussteller und Standbeschäftigte.

In Hongkong schloss der weltgrößte Chiphersteller Intel bereits Teile seiner Niederlassung und schickte rund ein Drittel seiner Mitarbeiter nach Hause. Vor solchen Maßnahmen hat die Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels (AVE) Angst. Die Warenbeschaffung könnte beeinträchtigt werden, wenn die Beschäftigten vor Ort ihren Arbeitsplätzen fernblieben, hieß es hier.

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