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Wirtschaft: Börsen sehnen weitere Kursgewinne herbei

Analysten sehen gute Chancen für weiter steigende Kurse – der Dax könnte bis Jahresende auf 3300 Punkte klettern

Frankfurt (Main) (abk/HB/dpa). Die Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten wird sich in den kommenden Tagen fortsetzen. Nach Einschätzung einiger Analysten wird es eine Bodenbildung (siehe Lexikon) geben und der Deutsche Aktienindex Dax zum Jahreswechsel auf bis zu 3300 Punkten steigen. Doch selbst wenn es dazu kommen sollte, wäre dies nach Meinung von Experten noch keine grundlegende Trendwende.

In der vergangenen Woche hatte der Dax erstmals seit sechs Wochen unter dem Strich wieder einen Gewinn verzeichnet – bis zum Freitag lag dieser bei 13 Prozent. Um die seit März 2000 anhaltende Abwärtsbewegung langfristig zu beenden, muss das Börsenbarometer jedoch wieder auf bis zu 4400 Punkte steigen. Die Verunsicherung durch den drohenden Irak-Krieg werde vorerst in den Hintergrund treten, sagte Aktienstratege Günter Senftleben von der Bankgesellschaft Berlin. Sein Kollege Volker Borghoff von HSBC Trinkaus & Burkhardt rechnet bis Jahresende mit einem Anstieg des Börsenbarometers auf 3200 Punkte. Die Analysten von MM Warburg spekulieren sogar bereits auf eine Jahresendrallye, die den Dax auf bis zu 3300 Punkte treiben könnte.

Seit Jahresbeginn hat der Dax 45 Prozent an Wert eingebüßt und sich damit deutlich schlechter entwickelt als die wichtigsten europäischen Börsen und die Wall Street. Trotz der überproportionalen Dax-Verluste rechnete Borghoff nicht mit einer überdurchschnittlichen Erholung der Aktien. Ein Faktor sei die aktuelle Debatte um Steuererhöhungen, die Investoren vom Kauf deutscher Aktien abhalte. Angesichts ihrer spektakulären Kursgewinne der vergangenen beiden Tage bleiben Börsianern zufolge die Bankenwerte, allen voran die Commerzbank, im Rampenlicht. Deren Aktien waren auf Grund von mehrfach dementierten Gerüchten um Liquiditätsprobleme Anfang der Woche auf ein 20-Jahres-Tief gefallen, legten inzwischen jedoch wieder um 40 Prozent zu. Spekulationen um eine Bankenkrise in Deutschland hatten auch den Titeln der Deutschen Bank und der Hypo-Vereinsbank starke Verluste beschert. Mit Blick auf das weitere Aufwärtspotenzial der Bankenwerte sagte Borghoff, die Banken seien zwar nicht in einer Krise, litten aber unter hohen Kosten.

Mit Spannung warte der Markt außerdem auf den am Dienstag vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) veröffentlichten Index der Konjunkturaussichten, sagten Marktteilnehmer weiter. Er gilt als richtungweisend für den viel beachteten Ifo-Geschäftsklimaindex. Im September war der ZEW-Index auf ein Acht-Monats-Tief von 39,5 Punkten gefallen.

Auch an der Wall Street haben die Aktien am Donnerstag und Freitag beeindruckende Kursgewinne erzielt. Die Schnäppchenjäger trieben den Dow-Jones-Index innerhalb von zwei Tagen um 564 Punkte in die Höhe. Das bekannteste US-Börsenbarometer hat allein am Freitag um 4,2 Prozent zugelegt und ist im Wochenschnitt um 4,3 Prozent auf 7850,29 Punkte gestiegen. Trotzdem ist die Stimmung an der Wall Street alles andere als euphorisch. Der Grund: Alle US-Börsenindizes hatten zur Wochenmitte ihren niedrigsten Stand seit mehr als fünf Jahren erreicht. Die Kursverluste des Dow liegen seit Jahresbeginn bei 21,7 Prozent, der S&P-500-Index gab 27,2 Prozent ab und des technologielastigen Nasdaq-Index verlor sogar 37,9 Prozent.

Die arg gebeutelten Anleger, die an der Wall Street die Gesamtsumme von acht Billionen Dollar verloren haben, sind deshalb vorsichtig geworden. Zur Zeit beeinflussen die schwache US-Konjunktur, die Buchführungsskandale bei großen Konzernen, die Angst vor einer Deflation, das nachlassende Vertrauen der Verbraucher in die US-Wirtschaft und die schwachen Unternehmensgewinne noch die Lage.

Große US-Unternehmen wie GM, Ford, IBM, Intel, Boeing, Citigroup, JP Morgan Chase, Caterpillar, Honeywell, Coca-Cola oder Merck werden ihre Ergebnisse für das dritte Quartal in den nächsten Tagen vorlegen. Die Wall-Street-Analysten haben ihre Erwartungen nach fünf Quartalen rückläufiger Gewinne inzwischen drastisch zurückgeschraubt. Sie gehen nur noch von einem sehr bescheidenen Gewinnzuwachs von 4,7 Prozent für den Juli-September-Abschnitt aus.

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