zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Börsenaufsicht nimmt Insider ins Visier

FRANKFURT (MAIN) .Die Börsenaufsicht hat die drohende Flut illegaler Wertpapiergeschäfte durch privilegierte Informationsträger (Insider) im Griff.

FRANKFURT (MAIN) .Die Börsenaufsicht hat die drohende Flut illegaler Wertpapiergeschäfte durch privilegierte Informationsträger (Insider) im Griff."Wir konnten den Insiderhandel mit der Verschärfung der Rechtslage deutlich zurückdrängen", sagte der Präsident des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel (BAWe), Georg Wittich, bei der Vorlage des Rechenschaftsberichtes 1997 am Donnerstag.

Allein die im Falle der Weru AG auf ein Jahr zur Bewährung ausgesetzte Geldstrafe von 3,6 Mill.DM ist für Wittich ein wichtiges Signal der Abschreckung.In einem anderen Fall mußte ein Geldbetrag von einer Mill.DM sofort gezahlt werden, "womit der beim Insider verbliebene Gewinn nach Steuern mehr als abgeschöpft wurde".Insgesamt hat das BAWe im vergangenen Jahr 71 Insideruntersuchungen vorgenommen.Wegen des Verdachts auf verbotenen Insiderhandel erstattete das Amt 22 Anzeigen bei den Staatsanwaltschaften.

In drei Fällen aus den Jahren 1995 und 1996 ergingen Strafbefehle.In einem Fall war ein Großaktionär und Aufsichtsratsmitglied der Weru AG betroffen, in einem weiteren ein Aktionär der Reckitt & Colman Deutschland AG.Schließlich kam es erstmals zu einer Verurteilung eines - außerhalb des betroffenen Unternehmens stehenden - Sekundärinsiders.Es ging dabei um den Handel mit Aktien der Nucletron Electronic AG.Sechs Ermittlungsverfahren stellten die Staatsanwaltschaften 1997 gegen Auflagen ein.Bei der Einstellungspraxis der Staatsanwaltschaften gegen die Zahlung einer Geldstrafe ist für die BAWe noch kein Trend erkennbar, der die eigene Arbeit untergräbt.Bereits im ersten Halbjahr 1998 kam es erneut zu zwei rechtskräftigen Strafbefehlen.Sechs Verfahren wurden jedoch gegen die Zahlung einer Geldauflage eingestellt.

Auch wenn die Zahl der Untersuchungen wegen des Verdachts der Insiderverstöße 1997 auf 71 (Vorjahr: 60) gestiegen ist, sieht Wittich darin keine Ausweitung illegaler Machenschaften: "Wir sind besser geworden und decken mehr auf." Den Erfolg schreibt er vor allem der verbesserten Datenverarbeitung zu."Dabei müssen wir Neuland beschreiten." Täglich werden rund eine Million Geschäfte mit Wertpapieren und Derivaten der Bundesaufsicht gemeldet und automatisch nach Ungereimtheiten im Umsatz- und Kursverlauf durchforstet.Bei Auffälligkeiten ermitteln die Fahnder über die ausführenden Kreditinstitute Roß und Reiter und prüfen mögliche Insiderverstöße.

Im Visier hat die Börsenaufsicht mittlerweile auch Kaufempfehlungen bei Börsenspielen und TV-Sendungen.Bei vier Aktientips vermutet das BAWe, daß sich die vermeintlichen Börsenspezialisten zuvor mit den entsprechenden Papieren eingedeckt haben, um sie später mit Gewinn zu verkaufen.Einzelheiten wollte Wittich angesichts der schwebenden Verfahren nicht nennen.Im Falle der Daimler-Optionen im Zusammenhang mit der Chrysler-Fusion würden keine Verdachtsmomente verfolgt.

Mit dem Zusammenwachsen der internationalen Kapitalmärkte ergibt sich für das BAWe ein neues Aufgabenfeld.So bereiten sich die Wertpapieraufsichtsbehörden in Europa auf die bevorstehende Einführung des Euro und die Integration der europäischen Kapitalmärkte vor.Zur Optimierung seiner Arbeit hat das BAWe bereits mit fünf ausländischen Partnern Kooperationsabkommen geschlossen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false