zum Hauptinhalt
Viel Wind. Mit dem Chevrolet Volt, der als Opel Ampera auf den deutschen Markt kommt, will GM in das Zeitalter der Elektromobilität fahren.

© AFP

Börsengang im Blick: General Motors setzt wieder Maßstäbe

Der Opel-Mutterkonzern GM steht vor dem größten Börsengang der US-Geschichte. Bei der deutschen Belegschaft löst das Bedenken aus.

Berlin - Der Börsengang des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) könnte an diesem Donnerstag der größte der US-Geschichte werden. Der Autohersteller teilte am Mittwoch in einem Schreiben an die US-Börsenaufsicht SEC mit, es sollten nun wegen der großen Nachfrage 478 Millionen Stammaktien in einer Preisspanne von 32 bis 33 Dollar je Stück ausgegeben werden. Zudem seien Vorzugsaktien im Wert von insgesamt vier Milliarden Dollar geplant.

Würden die Aktien am oberen Ende der Spanne verkauft, könnte GM bei Investoren bis zu 22,7 Milliarden Dollar einsammeln – mehr als jedes andere Unternehmen, das an die Wall Street gegangen ist. Bisheriger Spitzenreiter ist der Kreditkartenkonzern Visa mit einem Emissionserlös von 19,7 Milliarden Dollar. Freuen könnte sich über die Mehreinnahmen vor allem die US-Regierung. GM selbst profitiert nämlich nur von den Emissionserlösen der Vorzugsaktien. Washington hatte das Traditionsunternehmen vergangenes Jahr mit Staatshilfen im Volumen von 50 Milliarden Dollar vor dem Aus bewahrt. 61 Prozent der GM-Anteile sind noch in Staatshand, nach dem Börsengang sollen es noch bis zu 35 Prozent bleiben. Weitere Aktien liegen bei Kanada, der Autogewerkschaft UAW sowie Gläubigern der alten GM.

Zu den Investoren, die sich GM-Aktien gesichert haben, gehören Staatsfonds aus Asien und dem Nahen Osten, die ein Faible für die Autoindustrie haben und etwa bei Daimler oder VW engagiert sind. Auch der langjährige chinesische GM- Partner SAIC dürfte sich ein Paket gesichert haben. Die Volksrepublik ist mittlerweile der zweitwichtigste Markt für die Amerikaner. Europa dagegen verliert wegen der anhaltend schwachen Verkäufe zunehmend an Bedeutung. Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall hatten im dritten Quartal ihren Verlust auf knapp 560 Millionen Dollar (412 Millionen Euro) im Vergleich zum Vorjahresquartal verdreifacht.

Die Opel-Belegschaft in Deutschland sieht dem GM-Börsengang trotz positiver Geschäftsaussichten mit gemischten Gefühlen entgegen. „Der Börsengang ist verfrüht und politisch motiviert“, sagte Aufsichtsratsmitglied Armin Schild dem Tagesspiegel. Der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter warnte, die Restrukturierung von Opel sei noch nicht abgeschlossen. „Es ist viel liegen geblieben“, sagte Schild. Nach dem GM-Börsengang sei zu befürchten, dass das „kurzfristige Quartalsdenken von US-Aktionären“ im Konzern wieder den Ton angebe und Opel zu wenig Zeit bleibe, um sich am Markt mit effizienteren Strukturen und mit neuen Produkten aufzustellen.

Analysten rechnen damit, dass die frischen GM-Aktien bei ihrem Debüt an der New Yorker Börse kräftig steigen werden. Das hat seinen Grund: GM ist trotz aller Probleme immer noch der zweitgrößte Autohersteller der Welt nach Toyota. Der Konzern aus der Autoregion Detroit hatte sich in seiner Insolvenz von den Lasten der Vergangenheit befreien können, wie überbordenden Personalkosten und hohen Schulden. Die Verkäufe steigen seit den Tiefständen im vergangenen Jahr wieder an. In diesem Jahr hat GM unterm Strich bereits vier Milliarden Dollar verdient und steuert auf den ersten Jahresgewinn seit 2004 zu. mit rtr

Zur Startseite