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Wirtschaft: Börsenpläne: Die Bahn hat noch Chancen

Dass Bahn-Chef Hartmut Mehdorn die Börsenpläne seines Unternehmens angesichts der höchst schwierigen Finanzlage auf unbestimmte Zeit verschoben hat, kann Christian Strenger, langjähriger Chef und heute Aufsichtsratsmitglied von DWS Investment, der Fondstochter der Deutschen Bank, verstehen. Trotzdem sollte das Bahn-Management die Börsennotiz nicht zu weit aus dem Augen verlieren, vor allem aber neue Ansätze verfolgen.

Dass Bahn-Chef Hartmut Mehdorn die Börsenpläne seines Unternehmens angesichts der höchst schwierigen Finanzlage auf unbestimmte Zeit verschoben hat, kann Christian Strenger, langjähriger Chef und heute Aufsichtsratsmitglied von DWS Investment, der Fondstochter der Deutschen Bank, verstehen. Trotzdem sollte das Bahn-Management die Börsennotiz nicht zu weit aus dem Augen verlieren, vor allem aber neue Ansätze verfolgen. "Sonst wird die Verschiebung des Börsengangs für die Bahn noch zu einem Rückschritt."

Strenger plädierte am Mittwoch bei einer Handelsblatt-Konferenz in Frankfurt über Investmentbanking für zwei Schritte: Für die Übertragung des Netzes an die öffentliche Hand und für den Börsengang einzelner Bereiche der Bahn wie etwa des Personenfernverkehrs, des Güterverkehrs und der Bahn-Immobiliensparte. Dies würde für mehr Transparenz sorgen und auch die nicht-börsennotierten Bereiche der Bahn zu mehr Wirtschaftlichkeit anhalten.

Strenger sieht die Bahn in einem Spagat zwischen öffentlichem Auftrag und privatwirtschaftlicher Ausrichtung. Dies sei aber per se kein Widerspruch. Allerdings macht es für den renommierten Kapitalmarkt-Kenner wenig Sinn, dass die Bahn Schienen und Netz behalten muss. "Ein Lkw-Unternehmer träumt auch nicht davon, die Straßen besitzen zu wollen." So sollte die Bahn das Netz dem Staat übertragen, der dann auch direkt für Instandhaltung zuständig wäre.

Ein zweiter Schritt des von Strenger skizzierten Umbaus der Bahn wäre der Börsengang von Tochterunternehmen. Belege für die Erfolgschancen sieht Strenger in den USA, in Japan und in Großbritannien. Die börsennotierten US-Güterbahnen bringen es seinen Angaben nach auf "respektable" Nettogewinn-Margen von sieben bis zehn Prozent. In Japan seien die Aktiengesellschaft etwa für den Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen höchst erfolgreich und in Großbritannien schlage sich die Netzgesellschaft Railtrack trotz des schweren Unfalls im Herbst an der Börse sehr wacker.

Also sieht Strenger auch Chancen etwa für eine börsennotierte Fernverkehrs- oder ICE-Gesellschaft. "Dann darf man allerdings die Speisewagen nicht abschaffen und muss dafür sorgen, dass im Zug auch problemlos telefoniert werden kann. Kundenorientierung ist das Stichwort", sagte er. Auch im Güterverkehr sieht er Chancen, sollte die Bahn, wie er sagte, endlich ein stringentes Konzept finden und weitere Kooperationen eingehen wie etwa mit der Stinnes AG. Und mit ihrer Gesellschaft für Immobilien und den Bahnhöfen würde die Bahn, glaubt Strenger, an der Börse allemal Beachtung finden. "Schon bei Monopoly wissen wir: Die Bahnhofstraße ist eine tolle Adresse."

Mit Hartmut Mehdorn an der Spitze seien, so Strenger, die Aussichten gut, dass sich die Bahn in die von ihm skizzierte Richtung bewegt. Schließlich habe Mehdorn durch seine früheren Tätigkeiten bei der Dasa und bei Heidelberger Druck Börsenerfahrung. Im Übrigen ist sich Strenger sicher, dass die Investmentbanken auch der Bahn gute Lösungsansätze auftischen werden.

ro

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