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Wirtschaft: Börsenstreit schwelt weiter

Frankfurt pocht auf den Computer und das Ende des Parketts FRANKFURT (MAIN) (ro).Im Streit zwischen der Deutsche Börse AG (DBAG) in Frankfurt (Main) und den sieben Regionalbörsen um das Computerhandelssystem Xetra legen die Frankfurter drei Einigungsvorschläge auf den Tisch.

Frankfurt pocht auf den Computer und das Ende des Parketts FRANKFURT (MAIN) (ro).Im Streit zwischen der Deutsche Börse AG (DBAG) in Frankfurt (Main) und den sieben Regionalbörsen um das Computerhandelssystem Xetra legen die Frankfurter drei Einigungsvorschläge auf den Tisch.Dabei geht es zum einen um die Bündelung aller Marktkräfte in Xetra, wodurch die Regionalbörsen eine kostenlose Beteiligung am Computerhandel bekämen, aber den Handel auf dem Parkett einstellen müßten.Im zweiten Fall würde der Parketthandel ausgebaut, dafür müßten die Regionalbörsen auf die Einbindung in Xetra verzichten.Die dritte Variante würde das Nebeneinander von Computer und Parkett erhalten.Dabei müßten die Regionalbörsen allerdings mindestens 70 Mill.DM - manche Beobachter sprechen von 100 Mill.DM - für Xetra an die DBAG überweisen.DBAG-Vorstandschef Werner Seifert ließ am Dienstag in Frankfurt keinen Zweifel daran, daß der Computerhandel die beste Lösung sei und die DBAG nur dann mit den Regionalbörsen an einem Strang zieht.Die beiden anderen Vorschläge betrachtet er eher als Rückschritte."Aber wir wollen eine wirkungsvolle Arbeitsteilung mit den Regionalbörsen." Der Streit mit den Regionalbörsen hat sich seit dem Start der 150 Mill.DM teuren Computerbörse Xetra Ende November immer weiter verschärft.Im Gegensatz zum Vorgängersystem Ibis sind die Regionalbörsen an Xetra nicht direkt beteiligt.Mittlerweile hat sich auch der Bundesrat eingeschaltet und Änderungen im dritten Finanzmarktförderungsgesetz vorgeschlagen.Sollten sich die Kontrahenten nicht einigen, könnte das für den Finanzplatz Deutschland wichtige Gesetz nicht wie vorgesehen am 1.April in Kraft treten. Mit der von Seifert favorisierten Variante wäre allerdings auch das Aus des Parketthandels für die Regionalbörsen in Stuttgart, Berlin, München, Düsseldorf, Bremen, Hannover und Hamburg Ende 1999 besiegelt.Die kleinen Börsen sollen sich dann in erster Linie mit der Gewinnung und Betreuung von neuen börsenwilligen Unternehmen aus ihrer Region befassen und dafür die entsprechenden Transaktions- und Vermarktungserlöse erhalten.Weil damit die Effizienz des Börsenhandels in Deutschland erheblich ansteigt, würde Frankfurt für eine Beteiligung der Regionalbörsen am Computerhandel keine Kostenbeteiligung verlangen. Seifert äußerte am Dienstag scharfe Kritik an den Regionalbörsen."Erst haben sie Xetra ignoriert, dann abgelehnt und jetzt wollen sie doch noch aufspringen." Die DBAG sei mit Xetra ein unternehmerisches Risiko eingegangen, das immer noch scheitern könne.Mit 150 Mill.DM habe die DBAG drei Viertel ihrer eigenen Mittel investiert.Angesichts dieser Kosten wollen die Frankfurter die Regionalbörsen nicht so einfach aufspringen lassen.Seifert verwies auch auf die Zersplitterung des Börsenhandels in Deutschland.Im Ausland schüttele man darüber nur den Kopf.Er machte auch deutlich, daß ihm der Konflikt mit den Regionalbörsen mehr als lästig ist.Dies habe dem Image des Finanzplatzes Deutschland nicht genutzt."Es ist der europäische Kontext, der uns interessiert und nicht der Streit mit den Regionalbörsen." Auch in Europa seien über 30 Kassamärkte ein "Witz".Würde die europäischen Börsen und Börsensysteme auf Xetra - das "weltbeste" System - konzentriert, könnten, so Seifert, jedes Jahr bei einer Mill.Börsengeschäfte rund sieben Mrd.DM gespart werden. Nach Ansicht von Beobachtern sind die beiden Alternativangebote zu Xetra für die Regionalbörsen keine wirklichen Offerten.In einem Fall wird ihre Einbindung in Xetra verhindert und damit eine wichtige Einnahmequelle verschlossen.Im anderen Fall wird der Einstieg in Xetra, so heißt es in Frankfurt, für die Regionalbörsen viel zu teuer. Trotz seiner harschen Kritik will sich Seifert am Freitag mit seinen "Freunden" von den sieben Regionalbörsen in Frankfurt zusammensetzen und die Alternativen beraten.Nachdem die Politik mit dem Finanzmarktförderungsgesetz und entsprechenden Änderungsvorschlägen einen Rahmen geschaffen habe, sei nun endlich eine unternehmerische Entscheidung erforderlich.

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