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Wirtschaft: Bogner für die Piste

Immer mehr Edel-Boutiquen fertigen Skier der Luxusklasse – in Profi-Qualität, limitiert und handsigniert

Seitdem Pauschalreisen das Skifahren zum Massensport gemacht haben, müssen auch die Superreichen ihre exklusiven Skiresorts in Tignes oder St. Moritz mit dem breiten Publikum teilen. Doch Dank einer neuen Generation von Luxusskiern können sie sich beim Anstehen am Lift jetzt wenigstens durch ihre Ausrüstung vom Durchschnittsvolk absetzen.

Die heutigen Edelski haben dabei mehr zu bieten als scharfe Kanten und glatte Beläge. Die Luxusklasse kennzeichnen vor allem exotische Materialien und ausgefallene Namen. Wie bei schnellen Autos bieten die teuren Sportgeräte die Geschwindigkeit und Kontrolle, die bislang nur den Profis vorbehalten waren. Und wie im Kunsthandel gibt es die besten Stücke nur in limitierten Auflagen.

Wer das Geld hat, kann sich von seinem Lieblingshersteller sogar ein Paar Ski auf den Leib schneidern lassen. „Es gibt heutzutage eine Menge in der oberen Preisklasse, und die Leute geben gern das Geld dafür aus“, sagt Chris Howarth, der im französischen Val d’Isère seit über zehn Jahren Ski testet und von dem Skihersteller Salomon (www.salomonski.com) gesponsert wird.

Immer häufiger machen dabei bekannte Edel-Boutiquen mit ihren limitierten Auflagen auf sich aufmerksam. Der deutsche Modemacher Willi Bogner (www.bogner.com) legte eine auf 2000 Stück begrenzte Serie von Skiern auf, die fast ausschließlich aus natürlichem Bambus bestehen. Das Besondere: Jeder Ski ist handgefertigt, und das Material ist elastischer und leichter als der übliche Mix aus Titan, Glasfiber und anderen Stoffen. Bei sportlichen 2250 Euro pro Paar versieht Bogner die Ski mit persönlicher Aufschrift und legt noch eine Tasche, Bindungen sowie Skistöcke dazu. Übliche Sets verkauft der Handel ansonsten für ein Drittel dieses Preises.

Der zum österreichischen Skibauer Atomic (www.atomicski.com) gehörende Hersteller Volant (www.volantski.com) bringt in diesem Winter sogar nur 75 Paare seiner handgefertigten Edition auf den Markt. Das Set mit Bindungen kostet 1800 Euro. „Nicht nur der wohlhabende Kunde, sondern auch der Durchschnittsfahrer will heute etwas Besonderes“, sagt Ralf Schorghofer, Volants Produktmanager in Deutschland.

Gefragt sind auch die Ski des kleineren Herstellers Bohème (www.boheme.fr). Wie Bogner setzt auch das in den französischen Alpen ansässige Unternehmen auf seltene Materialien, darunter auf Ebenholz, das traditionell für die schwarzen Klaviertasten verwendet wird. Bohème verkauft vier verschiedene Sets für fortgeschrittene Fahrer, die sich den Spaß bis zu 1465 Euro kosten lassen.

Glaubt man den Herstellern, erkaufen sich die Kunden für den Aufpreis mehr als nur die Exklusivität: Vielmehr sei die bislang nur Wettkampfsportlern vorbehaltene Top-Qualität erstmals auch für den Normalverbraucher zu haben. Auf dem Boden der bestehenden Technologie kreierte dagegen der amerikanische Sportgerätebauer K2 (www.k2ski.com) eine Reihe von Frauenskiern, die zuletzt immer beliebter wurden. Die Modelle für Frauen basierten lange Zeit auf dem Bauplan für Männerski – nur etwas gekürzt und manchmal mit Blumenmotiven versehen. Inzwischen bauen die meisten Hersteller die Frauenski um 20 Prozent leichter und verwenden flexiblere Materialien für eine verbesserte Kontrolle. Die neuen K2-Ski aus der Serie T:Nine wurden von Frauen für Frauen entworfen. Für zirka 600 Euro suchen sie unter Produktnamen wie „Phat Luv“ oder „Burnin’ Luv“ weibliche Käufer.

Gerade das Aufkommen kleinerer Design-Häuser bei der Skiproduktion hat die Verbreitung der neuen Technologie in Gang gebracht. Nun kommen auch die Marktführer wie Salomon, K2, Atomic und Skis Rossignol (www.rossignol.com) nicht länger ohne ihre eigenen Sonderauflagen der Hightech-Skier aus.

Nicht nur bei den Skiern gibt es neue Trends: Die Kleidung auf der Piste gleicht sich dank technologischer Neuerungen bei den Materialien immer mehr der Alltagsmode an. Vorbei sind die Zeiten der bauschigen Stoffpolster: Die Skikleidung vieler Hersteller ist inzwischen so eng anliegend geschneidert, dass die Teile auch auf der Straße getragen werden können. Einen Eindruck vermitteln die Modelle von Arc`teryx (www.arcteryx.com) aus Vancouver, bei denen die Jacken bis zu 570 Euro und die Hosen bis zu 350 Euro kosten.

Die kleineren Skihersteller haben letztlich auch dazu beigetragen, dass sich eine neue Form der Ski durchgesetzt hat: Der so genannte Carving-Ski basiert auf der Idee des Snowboards und seiner breiten Form. Anders als der traditionelle Ski mit seinen geraden Kanten sind Carving-Ski an den Enden breiter und verjüngen sich zur Mitte hin. Dies macht das Wenden der Ski selbst für den ungeübten Fahrer leicht. „Carving-Ski haben das Skifahren wieder interessant gemacht“, sagt Didi Schweighauser, Chef der schweizerischen Rossignol-Sparte. Zum ersten Mal bringen die Hersteller in diesem Jahr Carving-Ski in die Geschäfte, die auch im Hochleistungssport eingesetzt werden. Die schweren Ski sind wie Uhrgläser gewölbt und erlauben dem erfahrenen Sportler Kantenwechsel bei hohen Geschwindigkeiten. Eine Reihe weiterer Produkte will fortgeschrittene Skifahrer zu Abfahrten abseits der Pisten locken.

Die Hersteller hoffen, dass die Hälfte der Fahrer während ihres Skiurlaubs Ausflüge in den Pulverschnee unternehmen werden – vor einigen Jahren taten dies nur wenige Prozent der Skiurlauber. „Was früher als Fahren im Extrembereich galt, macht heute jedes Kind“, sagt Skitester Howarth. Zur Auswahl für den weicheren Untergrund stehen unter anderem Atomics Metron M:9 für zirka 500 Euro mit Bindungen und der Scrambler 8 Pilot Freeride von Salomon, der für 600 Euro zu haben ist.

Tom Wright

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