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Wirtschaft: Bombardier kürzt vor allem in Hennigsdorf

Bahntechnikkonzern verschärft sein Sparprogramm – weil er nicht genügend Aufträge für Loks und Waggons hat

Berlin - Der kanadische Bahntechnikkonzern Bombardier verschärft sein Sparprogramm und baut mehr Stellen ab als bisher geplant. Besonders stark betroffen sei davon das größte deutsche Bombardier-Werk in Hennigsdorf, wie der Konzern am Mittwoch bekannt gab. An dem brandenburgischen Standort sollen 515 Stellen bis Ende 2006 wegfallen, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Eine komplette Aufgabe des Werks oder anderer Standorte sei nicht geplant. Auch die IG Metall wies entsprechende Gerüchte zurück. Darüber gebe es keine Informationen, sagte der Sprecher der IG Metall Ost, Bernd Kruppa, dem Tagesspiegel.

Bereits im vergangenen März hatte Bombardier ein drastisches Sparpaket präsentiert. Begründet wurde es mit der schlechten Auslastung der Werke. Dabei beschlossen wurde auch die Schließung des Standorts Ammendorf in Sachsen-Anhalt bis Ende 2005. Da sich die Auftragslage weiter verschlechtert habe, müsse der Konzern weitere Einschnitte vornehmen, heißt es nun. Im Vergleich zur Konkurrenz geht es Bombardier offenbar besonders schlecht. Ein Siemens-Sprecher versicherte dem Tagesspiegel, der Konzern plane bei seiner Transportsparte keine starken Einschnitte.

Bei Bombardier sollen zusätzlich zum bereits geplanten Stellenabbau weitere 2200 Jobs wegfallen. Insgesamt schrumpft damit die Belegschaft bis Ende 2006 um 7600 Mitarbeiter. Das entspricht etwa einem Fünftel. Betroffen von dem Abbau seien 27 Standorte in 14 Ländern, teilte Bombardier mit. Die größte Last muss diesmal der größte Standort tragen – nämlich Deutschland. Hier fallen fast 900 Stellen weg. Neben Hennigsdorf, wo vor allem die Fahrzeugproduktion mit jetzt noch 2000 Mitarbeitern betroffen ist, verlieren die Werke Mannheim 81 Arbeitsplätze, Kassel 65, Aachen 40 und Bautzen 48.

Wie es weitergeht, hängt nun vom weiteren Auftragseingang ab. Zwar seien in Deutschland keine zusätzlichen Werksschließungen absehbar. Doch mittelfristig „kann man zurzeit gar nichts ausschließen“, sagte Gewerkschafter Kruppa, der auch Aufsichtsratsmitglied bei Bombardier in Deutschland ist. Kruppa kritisierte vor allem das restriktive Investitionsverhalten der Deutschen Bahn sowie die Kürzung der Schienenverkehrsmittel durch den Bund. Ohne eine Trendumkehr „bringen Bahn und Bund eine ganze Schlüsselindustrie in Gefahr“. Bundesregierung aber auch die Landesregierungen als Auftraggeber für Loks und Waggons würden ihrer Verantwortung gegenüber den 40 000 Beschäftigten im Schienenfahrzeugbau nicht gerecht.

Das brandenburgische Wirtschaftsministerium bezeichnete den geplanten Stellenabbau als „Reaktion auf einen dramatischen Markteinbruch“. Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) forderte deshalb die regionalen Verkehrsunternehmen auf, bei künftigen Bestellungen die Fahrzeugangebote aus Hennigsdorf „mit in den Blick zu nehmen“. Fragen zur Lage in Hennigsdorf oder eine mögliche Unterstützung durch die Landesregierung wollte eine Sprecherin des Potsdamer Ministeriums am Mittwoch nicht beantworten. Die brandenburgische PDS hatte Hilfen für das Werk gefordert. Dabei ist die Antwort bei Bombardier auf die Frage, wie eine Unterstützung aussehen sollte, eindeutig. „Die beste Hilfe wären Aufträge“, sagte der Bombardier-Sprecher.

Noch nicht geklärt ist die Zukunft des Standorts Halle-Ammendorf. Bombardier werde den Standort definitiv bis Ende 2005 aufgeben, sagte der Bombardier-Sprecher. Pläne von IG Metall und Betriebsrat, das Werk unabhängig von Bombardier mit Aufträgen aus Osteuropa weiterzuführen, seien noch nicht ganz ausgereift. Es müsse sichergestellt werden, dass Ammendorf dann nicht in Konkurrenz mit Bombardier trete, sagte der Unternehmenssprecher.

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