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Wirtschaft: Boris Becker an der Bar

Bahrain ist das Königreich vor der Küste Saudi Arabiens, auf seiner kleinen Insel boomt es so vor sich hin: Überall Baustellen für neue Wolkenkratzer, überall brandneue Villenviertel. Neue Einkaufscenter, neue Hotels, eine neue Media- City.

Bahrain ist das Königreich vor der Küste Saudi Arabiens, auf seiner kleinen Insel boomt es so vor sich hin: Überall Baustellen für neue Wolkenkratzer, überall brandneue Villenviertel. Neue Einkaufscenter, neue Hotels, eine neue Media- City. Mein Partner Nabil und ich haben unser Büro für zwei Tage ins Ritz Carlton verlegt. Ein ziemlich guter Ort, um einen Überblick über das Treiben in Bahrain zu bekommen: Menschen im Hotel.

Kurz nach dem Frühstück sind am Strand (auch ganz neu: künstliche Lagune, künstliche Insel) vor allem drei Sorten Mensch zu sehen: Braune Frauen mit Kopftuch, weiße Kinder mit Mütze, weiße Frauen mit Hut: die Ehefrauen der westlichen Manager des Booms beginnen den Tag im Beach-Club, plaudern mit ihren Leidensgenossinnen – während die malaiischen Kindermädchen mit den Kleinen Törtchen im Sand backen. Privilegien genießt auch das Team von Red Bull, das von der Formel-1-Strecke vom Testen kommt: die vier Männer mit den bunten Logos auf der Kleidung, den vielen Werkzeugkoffern und Computertaschen – sie werden freundlich durchgewunken. Dr. Mohsen kommt mittags und muss durch die Sicherheitsschleuse. Er ist gerade aus Beirut hierhergezogen, will mit uns Geschäfte machen, schwärmt von Bahrain: „Hier ist es nicht so hektisch wie in Dubai.“ 16 TV-Sender will er bis zum nächsten Jahr betreiben, zwei laufen schon. Seine Mutter war Irakerin, sein Vater Perser. Seinen Doktor, sagt er auf Nachfrage, habe er in Kiew gemacht, in Psychiatrie.

Zur Tea Time sitzen viele Scheichs in den dicken Polstern, das Bild der Lobby ist jetzt von ihren weißen Dischadschas, den traditionellen Gewändern, geprägt. Plötzlich läuft Boris Becker durchs Bild, in Trainingssachen, Schläger unterm Arm. „Ich bin hier wegen eines Werbekunden, eine große regionale Immobilienfirma.“ Abends im rappelvollen Restaurant lernen wir Patricia kennen, teilen einen Tisch. Ihre Investmentbank hat sie aus New York zu einem Dünger-Kongress hergeschickt. „Meine Eltern haben furchtbar Sorge, dass mir hier etwas passiert.“ Sie blickt sich um, sieht die Scheichs, die westlichen Manager mit ihren Frauen, die drei Reihen Menschen vor der Bar. Boris Becker ist auch wieder da. Dann sagt sie, fast zu sich selbst: „Ich habe mir die arabische Welt ganz anders vorgestellt.“

Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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