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BP-Chef Tony Hayward.

© dpa

Update

BBC: BP-Chef Tony Hayward tritt zurück 

Der für sein Krisenmanagement bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko heftig kritisierte BP-Chef Tony Hayward nimmt nach nach Informationen des britischen Senders BBC seinen Hut. Unterdessen konnten die Schiffe wieder zur defekten Ölquelle zurückkehren.

Schlechtes Krisenmanagement, verbale Ausrutscher, horrende Kosten: Der wegen der Ölpest im Golf von Mexiko heftig kritisierte BP-Chef Tony Hayward nimmt Medienberichten zufolge gut drei Monate nach Beginn der Katastrophe seinen Hut. Der 53- Jährige habe mit dem Ölkonzern bereits die Bedingungen für seinen Weggang ausgehandelt, berichtete der Sender BBC am Sonntag. Der Kampf am Unglücksort vor der US-Südküste geht derweil nach tagelangem Stillstand weiter.

Eine offizielle Erklärung zu Haywards Rücktritt solle es innerhalb von 24 Stunden geben, hieß es bei BBC unter Berufung auf Unternehmenskreise. Die Fachagentur Bloomberg meldete, dass die Ankündigung auch am Dienstag bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2010 gemacht werden könnte. BP wollte die Berichte weder bestätigen noch dementieren. „Hayward hat weiterhin das Vertrauen des Aufsichtsrats“, sagte Konzernsprecher Toby Odone der Nachrichtenagentur dpa.    Als Haywards Nachfolger wird der US-Amerikaner Bob Dudley gehandelt. Er hatte von dem BP-Chef bereits Ende Juni die operative Leitung bei der Eindämmung der Ölpest übernommen. Damals hieß es aus dem Konzern noch, Hayward solle sich wieder stärker dem regulären Geschäft widmen. Beobachter empfanden dies als Degradierung.

Der Vorstandschef, der seine Karriere bei BP vor 28 Jahren begonnen hatte, war vor allem in den USA heftig für seinen Umgang mit der schwersten Umweltkatastrophe in der Geschichte des Landes gerügt worden. Beißende Kritik zog er mit seinem Kommentar auf sich, er wolle einfach nur sein Leben wieder haben. Kurz darauf geriet er ins Schussfeuer der Medien, als er mit seiner Segelyacht „Bob“ an einer Regatta im Ärmelkanal teilnahm.

Der Aufsichtsrat des Energiekonzerns trifft sich an diesem Montag, um über die Zukunft Haywards abzustimmen. Dabei solle lediglich Haywards Entscheidung abgesegnet werden, sagte der BP-Sprecher. Am Wochenende wurde den Berichten zufolge über eine Abfindung verhandelt. Sein Gehalt und Bonus betrug laut BP im vergangenen Jahr 3,1 Millionen Pfund (3,7 Mio Euro). Analysten erwarten, dass BP trotz der Ölpest im ersten Halbjahr dieses Jahres 10 Milliarden Dollar (7,7 Mrd Euro) Gewinn gemacht hat. Gleichzeitig erwarten Branchenexperten, dass sich im zweiten Quartal unter dem Strich ein Verlust anhäuft - der erste seit mehreren Jahrzehnten.

Die teure Schlacht an der Ölpest-Front ist für BP wegen des wechselhaften Wetters noch längst nicht geschlagen. Zwar konnten die Arbeiten am Sonntag wieder aufgenommen werden, nachdem sich das Sturmtief „Bonnie“ deutlich abschwächte. Doch die gerade begonnene Hurrikan-Saison in der Region nimmt Fahrt auf. „Wir werden die restliche Saison über Katz und Maus spielen müssen“, sagte der Einsatzleiter der US-Regierung, Admiral Thad Allen.

Sobald sich der nächste große Sturm ankündigt, müssten die Arbeiten erneut unterbrochen werden. Allein die Evakuierung an diesem Wochenende hätte die BP-Pläne, die defekte Ölquelle mit Hilfe von Parallelbohrungen endgültig zu verschließen, mindestens um eine Woche verzögert. Das Unterfangen dürfte laut Allen nicht von Mitte August abgeschlossen sein. Eine provisorische Kappe auf dem Bohrloch hält aber wie schon seit rund zehn Tagen das Öl vom Ausströmen ins Meer ab - für BP ein Erfolg.

Während im Golf von Mexiko wegen der Ölpest derzeit ein Verbot neuer Tiefseebohrungen besteht, will BP ein solches Vorhaben nun im Mittelmeer vor der Küste Libyens starten. „Die Bohrungen werden in wenigen Wochen beginnen“, sagte BP-Sprecher David Nicholas der Nachrichtenagentur dpa und bestätigte damit einen Bericht der „Financial Times“ vom Samstag. Die Bohrung gilt als politisch und ökologisch heikel.

Die Quelle solle spätestens in einem halben Jahr erschlossen sein, sagte der Sprecher weiter. Der Konzern wies Sicherheitsbedenken über die neue Tiefseebohrung zurück. In der Schublade liegen allerdings schon „detaillierte Störfallpläne“.
   Die Bohrung erfolgt in der Mittelmeerbucht „Große Syrte“. Die Quelle liegt etwa 200 Kilometer westlich der Hafenstadt Bengasi in rund 1750 Metern Tiefe. Damit wird dort 250 Meter tiefer nach Öl und Gas gebohrt als bei der Tiefseebohrung im Golf von Mexiko. dpa

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