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Wirtschaft: BP hat ein Loch in der Pipeline

USA müssen auf Öl aus Alaska verzichten / Wegen mehrtägigem Förderstopp steigt der Ölpreis kräftig

Berlin - Der britische Ölkonzern BP hat die Förderung auf dem größten Ölfeld der USA wegen Pipelineproblemen gestoppt. Das Unternehmen schätzt den Produktionsausfall auf 400 000 Barrel pro Tag – etwa 0,5 Prozent der weltweiten Förderung. BP teilte am Montag mit, die Reparaturarbeiten in Alaska würden mehrere Tage brauchen. „Wir werden die Förderung auf dem Feld erst aufnehmen, sobald wir und die staatliche Aufsicht sicher sind, dass die Aktivitäten wieder ungefährlich sind und die Natur nicht bedrohen“, sagte Bob Malone, BP-Chef in den USA.

Jörg Feddern, Energieexperte von Greenpeace Deutschland, sagte jedoch dem Tagesspiegel: „Das ist kein Einzelfall. Dieser Unfall hat eine Geschichte.“ In der Region Alaska könne Öl offenbar nicht sauber gefördert werden (siehe Kasten). Die Ölgesellschaften sollten sich deshalb aus dem sensiblen Ökosystem zurückziehen, forderte Feddern.

Die Händler an den Ölmärkten reagierten nervös auf den Produktionsausfall. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl (159 Liter) kletterte bis Montagabend um mehr als zwei Dollar auf 76,98 Dollar. Schließlich steht das betroffene Ölfeld Prudhoe Bay für etwa fünf Prozent der gesamten Förderung in den USA.

Helmut Buchmann vom Fachdienst Oil Market Report (OMR) sagte: „Die Ölversorgung ist zwar nicht gefährdet, aber Öl bleibt teuer.“ Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) habe derzeit freie Kapazitäten von 2,5 Millionen Barrel pro Tag und könne Ausfälle wie jetzt in Alaska leicht ausgleichen. Das Kartell versprach am Montag in einer Erklärung, man werde „die Situation prüfen und angemessen reagieren“.

Außerdem seien die Vorräte an Öl und Ölprodukten in den USA derzeit höher als in den beiden vergangenen Jahren zur gleichen Zeit, sagte OMR-Experte Buchmann. „Von den Schäden, die die Hurrikane letztes Jahr angerichtet haben, haben sich die USA gut erholt.“ Doch die Märkte reagierten vor allem auf schlechte Nachrichten wie aus dem Nahen Osten, wo der Krieg im Libanon und der Atomstreit mit dem Iran für Unsicherheiten sorgen. „Das zieht Anleger an den Ölmärkten an. Spekulation treibt den Preis nach oben“, sagte Buchmann.

Wie weitreichend die Schäden an den Pipelines in Alaska sind, ist noch nicht absehbar. BP teilte mit, dass das Unternehmen in der Prudhoe Bay 22 Meilen (rund 35 Kilometer) an Transit-Pipelines betreibt. 40 Prozent wurden in den vergangenen Monaten mit Sonden auf Schwachstellen überprüft. Dabei wurden bisher „16 Anomalien an zwölf Stellen“ gefunden, bei denen der Verdacht besteht, dass die Pipeline-Wände durch Korrosion zu dünn geworden sind. An einer Stelle habe es ein Leck gegeben, aus dem vier bis fünf Barrel (bis zu 795 Liter) ausgetreten seien, schreibt BP.

Dem Greenpeace-Experten Feddern reichen die bisherigen Anstrengungen von BP nicht. Nach einem großen Unfall im vergangenen März sei damit begonnen worden, die Pipelines zu untersuchen. „Und jetzt sind erst 40 Prozent überprüft worden. Was ist mit den übrigen 60 Prozent?“ sagte Feddern. Es sei noch unklar, ob BP gesetzlich zu regelmäßigen Kontrollen verpflichtet sei. „Wenn nicht, fordern wir BP auf, die Überprüfungen freiwillig durchzuführen“, sagte der Umweltschützer. Wie verheerend sich Unfälle auf die empfindliche Natur in Alaska auswirken, zeige die Havarie des Öltankers Exxon Valdez. „Noch heute findet man Öl aus dem Tanker, die Natur hat sich immer noch nicht erholt“, sagte Feddern – 17 Jahre nach dem Unfall.

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