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Branche in der Krise: Zulieferer bangen um Autobauer

Weltweit bricht den Zulieferern durch die Absatzkrise ein großer Teil des Geschäfts weg. Die Manager erwarten weitere Insolvenzen und bauen Arbeitsplätze ab.

Stuttgart/ Hamburg - Die Mehrzahl der Zulieferer stellt sich auf weitere Pleiten unter den Autokonzernen ein. Das geht aus einer bislang unveröffentlichten Umfrage unter 180 internationalen Topmanagern der Branche hervor („Automotive Industry Barometer“), die dem „Handelsblatt“ vorliegt.

Befragt wurden die Zulieferer im Mai vom Beratungsunternehmen A.T. Kearney und den Marktforschern von Supplier Business. Demnach rechnen 70 Prozent der europäischen Unternehmen nach den Insolvenzen von Chrysler und General Motors (GM) mit dem ökonomischen Scheitern weiterer Kunden innerhalb der nächsten zwölf Monate. In Nordamerika sind es 80 Prozent.

Weltweit bricht den Zulieferern durch die Absatzkrise der Hersteller ein großer Teil des Geschäfts weg. Auch die Stärksten der Branche trifft es. „In den ersten fünf Monaten dieses Jahres haben wir einen Umsatzeinbruch um ein Drittel und damit einen Verlust zu verzeichnen“, sagte Hans-Georg Härter, Chef der Nummer drei der deutschen Branche, ZF, dem „Handelsblatt“. 2008 hatten die Friedrichshafener noch 12,5 Milliarden Euro umgesetzt. Härter bekräftigte, auch für das Gesamtjahr einen Verlust nicht ausschließen zu können.

Weltmarktführer Bosch rechnet bis zum Jahresende im gesamten Konzern mit einem Umsatzrückgang zwischen zehn und 15 Prozent und einem Verlust von bis zu 1,2 Milliarden Euro. Erstmals drohen dem Stuttgarter Konzern seit Kriegsende rote Zahlen, vor allem durch die Schwäche in der Autosparte, die zuletzt noch 26,5 Milliarden Euro umsetzte. Auch Konkurrent Continental, nach der Übernahme von VDO die deutsche Nummer zwei, schrieb in den ersten Monaten 2009 Verluste. Anders als die finanzstarken Stiftungskonzerne ZF und Bosch leidet Conti zusätzlich ebenso wie Großaktionär Schaeffler unter einer gewaltigen Schuldenlast.

Die Durststrecke wird voraussichtlich auch im nächsten Jahr andauern. Die Mehrheit der Befragten des Automotive Industry Barometer schätzt, dass in Europa frühestens 2011 das Niveau von vor der Krise erreicht werden kann. In den USA wird nicht vor 2013 mit einer Wende gerechnet.

Die schwierige Lage führt zu neuen Konstellationen. Der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna will mit Partnern die langjährige GM-Tochter Opel übernehmen. Statt einer Übernahme plant ZF-Chef Härter erneute Kostensenkungen. „Wir schnüren gerade ein zeitlich nicht limitiertes Maßnahmenpaket mit weiteren Kostensenkungen, das auch Personalmaßnahmen beinhaltet, allerdings keine betriebsbedingten Kündigungen vorsieht.“

Fast kein Zulieferer kommt noch ohne Kurzarbeit aus: In einer bislang unveröffentlichten Umfrage, die Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach zusammen mit Beratern von Management Engineers unter 200 deutschen Zulieferern durchgeführt hat, schaffen das gerade einmal 14 Prozent. 95 Prozent der Unternehmen räumen dagegen Sparmaßnahmen auf allen Ebenen des Unternehmens Priorität ein. Die Folgen sind drastisch: „Es ist zu befürchten, dass bis 2011 die Zahl der Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie um 30 000 bis 50 000 schmilzt“, sagt Branchenkenner Bratzel.

Hoffnungsschimmer kommen aus Asien. Laut dem Automotive Industry Barometer rechnen die Zulieferer dort bereits vom Jahr 2010 an wieder mit einer nachhaltigen Erholung. „In Asien gibt es ungebrochenen Bedarf nach Autos“, sagt AT Kearneys Autoexperte Martin Haubensak.mwb/mcs (HB)

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