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Branchenkrisen: Chemie-Stammbelegschaften nicht mehr sicher

Starke Rückgänge bei Umsatz und Produktion gefährden in der deutschen Chemie die Arbeitsplätze. Ein Bericht des Verbandes der Chemischen Industrie zeichnet eine düstere Gegenwart der extrem exportorientierten Chemie-Industrie.

Nach einer am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Umfrage des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) schließen die befragten Unternehmen eine Reduzierung ihrer Stammbelegschaften nicht mehr aus. Noch im Dezember hatten die Unternehmen laut Verband berichtet, ihre Leute sämtlich halten zu wollen.

Viele Unternehmen planen auch Kurzarbeit und nähmen flexible Arbeitszeitinstrumente in Anspruch, erklärte VCI-Geschäftsführer Utz Tillmann. Kurzarbeit sei aber nicht für alle Anlagen in der Chemie das geeignete Instrument. Dies gelte insbesondere für kontinuierlich laufende Anlagen.

Produktionsrückgang wohl stärker als erwartet

Der VCI-Bericht zeichnet eine düstere Gegenwart der extrem exportorientierten Chemie-Industrie. So werde der für 2009 erwartete erste Produktionsrückgang seit sieben Jahren deutlich stärker als bisher angenommen ausfallen. Statt einem Minus von ein Prozent rechnet die Branche nun mit einem Rückgang um 3,5 Prozent der Mengen. Ohne die weitgehend konjunkturunabhängige Pharmaindustrie liege der Rückgang sogar zwischen fünf und sechs Prozent. "Deutlich stärker" als die Produktion soll zudem der Umsatz zurückgehen. Im Dezember hatte der VCI einen Rückgang um 1,5 Prozent prognostiziert.

Die Unternehmen seien für 2009 "überwiegend pessimistisch", sagte Tillmann. Nur konsumnahe Branchen erwarteten eine leichte Belebung im weiteren Jahresverlauf. Nach dem wohl in der Nachkriegszeit beispiellosen Einbruch säßen viele Unternehmen noch immer auf hohen Lagerbeständen. Auch die Kapazitätsauslastung habe sich im Januar nicht verbessert. Sie sei zuletzt um rund zehn Prozentpunkte auf 75 Prozent eingebrochen. Auch die ausländischen Märkte böten keine Kompensation. "Wir sind noch nicht durch die Durststrecke durch."

Konzerne kämpfen mit verschlechterten Kreditbedingungen

Gerade große Unternehmen stießen bei der Finanzierung größerer Investitionen auf mehr Schwierigkeiten bei den Banken. Die Kreditbedingungen hätten sich in den letzten Monaten insgesamt verschlechtert. Mittelständische Unternehmen berichteten hingegen teilweise von einer Verbesserung der Kreditvergabe.

Hilfe vom Staat sei noch nicht bei den Chemiefirmen angekommen: Die Mehrzahl der befragten Unternehmen sehe durch die Konjunkturpakete noch keine unmittelbaren Auswirkungen. Eine Ausnahme seien Unternehmen mit Nähe zum Bau- oder Automobilsektor. Von der Bundesregierung verlangte der VCI eine klare Absage an protektionistische Tendenzen und ein eindeutiges Bekenntnis zum liberalen Welthandel. (imo/dpa)

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