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Branchenschau: Wind aus China

In Husum startet die größte Windenergiemesse der Welt und wirbt mit Quantensprüngen auf dem Gebiet der Stromgewinnung. Dort holt die Konkurrenz in Windeseile auf: Deutschland muss den Titel des Windweltmeisters an die USA abtreten, derweil nun auch die Chinesen in den boomenden Markt drängen.

So sieht also jemand aus, vor dem die deutsche Windbranche Angst haben müsste: Qingbin Xi ist etwas kleiner, etwas runder, trägt eine runde Brille und lacht viel. Der 40-Jährige ist mit seinem Unternehmen "Jiangsu Jixin Wind Energy Technology“ aus Jiangsu zum ersten Mal auf der Husum Wind Energy, der weltgrößten Windenergiemesse, die noch bis morgen in der nordfriesischen Provinz stattfindet.

Von Jahr zu Jahr gibt es auf der Messe immer mehr Stände aus China. "Die Branche bekommt zunehmend neue Player“, sagt Hermann Albers, der Präsident des Bundesverbandes Windenergie über die Konkurrenz aus China. Tatsache ist: Die Chinesen drängen in den boomenden Weltmarkt der Windenergie. Allein in den letzten Jahren haben 40 neue chinesische Hersteller ihre Tore geöffnet. Im vergangenen Jahr betrug die in China installierte Leistung 3500 Megawatt – in Deutschland lag sie dagegen nur bei 1600 Megawatt. Zusammen mit den USA wird China sich zukünftig um den Weltmeistertitel streiten. Das Global Wind Energy Council rechnet damit, dass China schon in zwei Jahren der größte Einzelmarkt sein wird.

Neue Absatzmärkte in Aussicht

Doch das chinesische Wachstum bedeutet für deutsche Hersteller nicht nur steigenden Wettbewerb, sondern es könnte auch eine Chance sein. "Wir sehen dem ganz gelassen entgegen. Schließlich bekommen wir dadurch auch neue Absatzmärkte“, sagt Andreas Eichler, Pressesprecher von Vestas. Wenn heute bei Vestas eine Windkraftanlage bestellt wird, dauert es anderthalb Jahre, bis sie geliefert wird. Die Auftragsbücher sind also voll. Dennoch, so gibt Hermann Albers zu bedenken, gibt es in Deutschland viele politische Rahmenbedingungen, die ein weiteres Wachstum der deutschen Windbranche schwer machen.

"Noch in diesem Jahr werden wir den Titel des Windweltmeisters an die USA abgeben müssen“, sagt Albers und klagt über starre Höhenbegrenzungen für Windanlagen in Deutschland, Abstandsregelungen zu benachbarten Häusern und zu wenig Flächen, die auf See zur Verfügung gestellt werden. Tatsächlich ist es in Deutschland die Offshore-Windenergie, also die Nutzung auf See, die nicht in Fahrt kommt. Schlechte Witterungsbedingungen hatten den Startschuss des ersten Forschungsprojekts vor Borkum erst in der vergangenen Woche zunichte gemacht. Nun sollen die ersten von zwölf Windkraftanlagen im Frühjahr 2009 gebaut werden – dabei wollte man ursprünglich bereits vor zwei Jahren die ersten kommerziellen Windparks auf hoher See in Betrieb nehmen.

Um Offshore auch im Nachzüglerland Deutschland weiter voranzutreiben, beschloss der Bundestag Ende Mai, die Vergütung für Strom aus Offshore-Anlagen von 9,2 Cent auf 15 Cent pro Kilowattstunde ab 2009 zu erhöhen. "Dieser Quantensprung wird uns nach vorne bringen“, sagt Albers und hofft, dass dadurch der Plan der Bundesregierung eingehalten werden kann. Bis 2020 sollen insgesamt 10.000 Megawatt Windkraftleistung auf See installiert sein.

Anne Hansen

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