zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Brasilien stürzt Finanzmärkte in die Krise

FRANKFURT (MAIN) / NEW YORK / BRASILIA (AP/rtr).An den internationalen Börsen kam es am Mittwoch zu kräftigen Kurseinbrüchen.

FRANKFURT (MAIN) / NEW YORK / BRASILIA (AP/rtr).An den internationalen Börsen kam es am Mittwoch zu kräftigen Kurseinbrüchen.In Deutschland sackte der Deutsche Aktienindex (Dax) um mehr als fünf Prozent ab.Der brasilianische Notenbankpräsident, Gustavo Franco trat zurück, das Land wertete seine Währung de facto ab und der Börsenhandel wurde in Sao Paulo nach Kursverlusten von mehr als zehn Prozent für eine Stunde unterbrochen.An der Wall Street fiel der Dow-Jones-Index in der ersten Stunde des Handels um 160,14 auf 9314,54 Zähler.

Händler in Frankfurt (Main) führten den erneuten Kursverfall an den deutschen Börsen vor allem auf die anhaltende Finanzkrise in Brasilien zurück.Die Anleger befürchteten, daß sich in Lateinamerika ähnliches ereignen könne wie in Asien und Rußland.Das Vertrauen der Investoren wurde erst in der vergangenen Woche durch ein einseitig erklärtes Schuldenmoratorium des zweitreichsten brasilianischen Bundeslandes Minas Gerais erschüttert.In- und ausländische Anleger sollen allein am Dienstag innerhalb weniger Stunden mehr als eine Mrd.Dollar außer Landes gebracht haben.Nachdem der Zentralbankpräsident Gustavo Franco am Mittwoch zurückgetreten war, stürzte die zuletzt relativ stabile Landeswährung Real um mehr als acht Prozent ab.

Zum neuen Zentralbankchef wurde der bisherige Währungspolitik-Direktor Francisco Lopes ernannt, der im Gegensatz zu Franco als Anhänger einer flexibleren Währungspolitik gilt.Lopes befürwortet eine Senkung der Leitzinsen von 28 Prozent (bei einer Jahresinflation unter zwei Prozent), um die Konjunktur anzukurbeln.Er bezifferte die Devisenreserven seines Landes auf "fast 45 Mrd.Dollar" (rund 74,7 Mrd.DM).Lopes bezeichnete die Devisenreserven als Munition, mit der die Wechselkursstabilität gewährleistet werden solle.Der neue Notenbank-Chef sagte weiter, der Internationale Währungsfonds (IWF) unterstütze weiterhin das Wirtschaftsprogramm der brasilianischen Regierung.

An den internationalen Börsen wurde jedoch ein Domino-Effekt befürchtet.So brach zunächst der mexikanische Peso um gut neun Prozent ein.Auch der US-Dollar geriet nach der faktischen Abwertung des brasilianischen Reals deutlich unter Druck.Nachmittags mußten 1,1740 US-Dollar für einen Euro gezahlt werden, nach 1,1691 Dollar am Mittag und 1,1520 Dollar am Dienstag.

An den deutschen Aktienmärkten litten vor allem die Bankentitel unter der Krise.Bei ihnen kam die vorausgegangenen Pleite einer chinesischen Investmentbank hinzu.Der Dax schloß schließlich bei 4931,80 (Vortag 5200,10) Punkten.Auch an den anderen europäischen Börsen kam es zu massiven Verlusten.In London gaben die Kurse parallel um 4,2 Prozent nach, in Paris um 5,8 Prozent und in Mailand um 5,9 Prozent.Amsterdam gab 6,2 Prozent nach, Madrid sogar 8,2 Prozent und Zürich 4,7 Prozent.Zuvor hatten bereits die asiatischen Märkte nachgegeben, darunter Hongkong um 4,1 Prozent.Einzig Tokio hatte gegen den Trend mit 0,3 Prozent im Plusbereich geschlossen.

Die USA nahmen am Nachmittag wegen der Finanzkrise in Brasilien Kontakt mit den übrigen Ländern aus der G-7-Gruppe der wichtigsten Industrienationen und mit dem Internationalen Währungsfonds auf.Die Vereinigten Staaten verfolgten die finanzielle Lage Brasiliens mit großer Aufmerksamkeit, erklärte US-Präsident Bill Clinton.Eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums in Bonn sagte, die G-7-Gruppe prüfe die Situation in dem lateinamerikanischen Land sehr eingehend.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false