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Wirtschaft: Brau und Brunnen: Das Ende der Brauerei wird in Bayern besiegelt

Die Bayerische Brauholding (BBH) AG, München, und die Dortmunder Brau und Brunnen (BuB) AG haben ihre Fusion zu Deutschlands führendem Bierkonzern wie erwartet beschlossen. "Wir wollen nicht Deutsche und Dresdner Bank spielen ", sagte BuB-Chef Rainer Verstynen in Anspielung auf diese gescheiterte Konzernehe am Dienstag vor Journalisten in München.

Die Bayerische Brauholding (BBH) AG, München, und die Dortmunder Brau und Brunnen (BuB) AG haben ihre Fusion zu Deutschlands führendem Bierkonzern wie erwartet beschlossen. "Wir wollen nicht Deutsche und Dresdner Bank spielen ", sagte BuB-Chef Rainer Verstynen in Anspielung auf diese gescheiterte Konzernehe am Dienstag vor Journalisten in München.

Auch sein Pendant bei der BBH, der Brau- und Baulöwe Stefan Schörghuber, sieht keine Gefahren für ein erfolgreiches Verschmelzen beider Gruppen, obwohl die Dortmunder als Sorgenkind der deutschen Bierbranche gelten. Mit ihnen bekomme die eigene Braugruppe mit Jever endlich Zugriff auf eine Pilsmarke von nationaler Bedeutung und das fusionierte Unternehmen eine bundesweite Flächendeckung, beschrieb Schörghuber die Hauptvorteile des Zusammengehens.

Ohne Stellenabbau sei das aber nicht möglich, sagte Verstynen, ohne eine Zahl nennen zu wollen. Auch ganze Standorte stünden auf dem Prüfstand. Belegschaftsvertreter gehen von einem Verlust einiger hundert der insgesamt rund 5500 Arbeitsplätze aus. Vollständig erhalten bleiben soll dagegen die Markenvielfalt von Brau und Brunnen, die bisweilen als zusammengekauftes Sammelsurium lokaler Biermarken bezeichnet wurde. Das war offenbar eine Auflage des BuB-Haupteigners Bayerische Hypo- und Vereinsbank (BHV) AG. Das Münchner Institut hält 55 Prozent an Brau und Brunnen und hat der Fusion nur zugestimmt, wenn es nicht zu einer Zerschlagung der maroden Dortmunder Gruppe kommt.

Schörghuber glaubt, mit den Flaggschiffen Paulaner Weizenbier und Jever Pils binnen drei bis fünf Jahren auch die lokalen BuB-Biermarken wieder profitabel machen zu können. Dazu seien Investitionen und das Heben von Synergiepotenzialen nötig, die er aber jeweils nicht beziffern wollte. Der fusionierte Konzern habe mit zwölf Millionen Hektoliter bei Bier hier zu Lande einen Marktanteil von elf Prozent und steigt damit vor Binding und Holsten zur neuen Nummer eins auf. "Wir haben Marktmacht," stellte Schörghuber klar. Mit der ersten Großfusion am heimischen Biermarkt sei das auch ein Anfang zur Gesundung der gesamten heimischen Branche. Dabei wird Schörghuber im neuen Brauriesen mit mehr als 50 Prozent der Anteile das Sagen haben. Eine exakte Wertermittlung von BBH und BuB und damit der künftigen Eignerstruktur gibt es noch nicht. Zweiter Großaktionär dürfte die BHV mit rund einem Fünftel der Aktien sein, die zumindest mittelfristig mit an Bord bleibt. Mit BuB schluckt Schörghuber nicht nur die populäre Marke Jever sondern auch die als weitere Perle geltende Mineralwassermarke Apollinaris. Insgesamt sind die Dortmunder aber defizitär. Im vergangenen Jahr mussten sie trotz anhaltender Sanierungsversuche eine Versechsfachung ihres Jahresdefizits auf knapp 87 Millionen Mark hinnehmen, wobei die Umsätze um gut vier Prozent auf 1,56 Milliarden Mark schrumpften. Auch mit 7,6 Millionen Hektoliter Bierausstoß ist BuB als Nummer drei am deutschen Biermarkt der größere Fusionspartner gegenüber der BBH mit rund 4,7 Millionen Hektolitern. Geführt wird die neue Gruppe aber von München aus, stellten die Manager klar. Zum 30. September werde BuB auf die BBH verschmolzen. Angestrebte Ertrags- oder Wachstumsziele wurden nicht genannt. Verstynen will für BuB dieses Jahr zumindest ein Nullergebnis erreichen. Die Dortmunder schleppen immer noch 350 Millionen Mark Bankschulden mit sich herum. Die BBH setzte 1999 bei 57,6 Millionen Mark Jahresüberschuss rund 870 Millionen Mark um.

tmh

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