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Wirtschaft: Britischer Autoversicherer bietet Billigprämien

Der britische Direktversicherer Direct Line will den deutschen Markt für Autoversicherungen von Berlin aus aufmischen. "Wir wollen innerhalb der nächsten fünf Jahre 500 000 Policen abschließen", sagte Philip Etchells, Geschäftsführer der Direct Line Deutschland, am Mittwoch in Berlin.

Der britische Direktversicherer Direct Line will den deutschen Markt für Autoversicherungen von Berlin aus aufmischen. "Wir wollen innerhalb der nächsten fünf Jahre 500 000 Policen abschließen", sagte Philip Etchells, Geschäftsführer der Direct Line Deutschland, am Mittwoch in Berlin. Das Angebot soll am ersten März starten. Die Standardtarife sollen um zwölf Prozent unter dem Marktdurchschnitt liegen.

Direktversicherer wie Direct Line arbeiten ohne Außendienst und deshalb günstiger. Stattdessen werben sie ihre Kunden mit Fernsehspots und Anzeigen. Direct Line hat schon im Oktober vergangenen Jahres die deutsche Tochter des amerikanischen Direktversicherers All State übernommen. All State hatte in Teltow bei Potsdam 1996 ein Call Center aufgebaut und das Geschäft aufgenommen. Der US-Versicherer hatte seinerzeit angekündigt, innerhalb von vier Jahren der führende Direktversicherer in Deutschland und einer der größten Autoversicherer zu werden. Jetzt übernimmt Direct Line nach eigenen Angaben 150 000 Policen sowie 328 Mitarbeiter, während sich All State auf das US-Geschäft konzentrieren will.

Deutschland sei mit 37 Millionen zugelassenen Privatautos ein sehr interssanter Markt, so Etchells. Noch werden 97 Prozent der Kfz-Versicherungen in Deutschland über einen Versicherungsvertreter abgeschlossen. Das will Direct Line ändern. Mit einem besonders guten Service - Erreichbarkeit rund um die Uhr, gut ausgebildetes Personal und Leihwagen im Schadenfall - sowie niedrigen Preisen will das Unternehmen die Kunden von den traditionellen Versicherern weglocken und in fünf Jahren schwarze Zahlen schreiben. In Großbritannien jedenfalls ist das Konzept des Direktversicherers aufgegangen. Seit der Gründung 1985 hat sich das Tochter-Unternehmen der Royal Bank of Scotland vier Millionen Kunden im Kfz-Bereich erobert. Auf dem britischen Markt bietet Direct Line außerdem Haus-, Reise- und Lebensversicherungen an, sowie einen Straßen-Rettungsdienst. Das Unternehmen ist auf Expansionskurs: In Japan und Spanien betreibt Direct Line Joint-Ventures, in Italien eine Tochtergesellschaft.

Die Versicherungswirtschaft sieht die Ankündigungen des Newcomers skeptisch. Trotz des großen Werbeaufwands hätten die Direktversicherer hierzulande kaum eine Marktbedeutung. Auch die Ankündigung, deutlich unter den Prämien der etablierten Versicherer zu bleiben, hält Klaus Brandenstein vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für gewagt. 90 Prozent der Prämieneinnahmen in der Autoversicherung gingen für die Abwicklung von Schäden drauf, verdient werde in dem Bereich schon seit Jahren nichts mehr.

Rabatte führen zu Millionenverlusten

Die Autoversicherer liefern sich einen harten Preiskampf. Das Haftpflichtgeschäft ist seit Jahren ruinös. Zwischen 1995 und 2001 hat die Branche nach Angaben des Versicherungsverbandes rund 7,6 Milliarden Euro Verlust gemacht, allein im Jahr 2001 waren es etwa 610 Millionen Euro. Der Grund: Die Einnahmen decken nicht die Kosten. Seit 1995 sind die Prämien für die Kaskosparte um 30 Prozent, in der Haftpflichtversicherung um 15 Prozent gesunken - Folge der Rabattschlacht, die sich die Versicherer in den 90er Jahren geliefert haben.

fw, hej

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