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Wirtschaft: Bruce Wasserstein soll Lazard wieder leuchten lassen

Zur Überraschung der Investmentbanker-Welt hat der legendäre Wall-Street-Banker Bruce Wasserstein am Donnerstagmorgen die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein (DKW) verlassen. Nur wenige Stunden später hatte er sich einen Job als Chef des Bankhaus Lazard LLC geangelt.

Zur Überraschung der Investmentbanker-Welt hat der legendäre Wall-Street-Banker Bruce Wasserstein am Donnerstagmorgen die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein (DKW) verlassen. Nur wenige Stunden später hatte er sich einen Job als Chef des Bankhaus Lazard LLC geangelt. Damit sind wochenlange Spekulationen über die Zukunft von Wasserstein bei der DKW vorbei. Zwischen dem Banker, der Dresdner Bank und ihrer Muttergesellschaft Allianz hatte es öffentliche und mitunter beißende Auseinandersetzungen gegeben. Nun verfolgen alle gespannt, ob es Wasserstein gelingen wird, den sinkenden Stern von Lazard wieder zum Leuchten zu bringen. Und ob er es schafft, an der Seite des charismatischen, aber machtgierigen Lazard-Chef Michel David-Weill zu arbeiten.

Lazard gehörte einst zu den besten Investmentbanken weltweit. Lange vor ihren Konkurrenten war das Haus mit seinen Büros in New York, London und Paris international ausgerichtet. Doch in den vergangenen Jahren ist es mit der Bank bergab gegangen - wegen Management-Querelen und dem Widerstand von David-Weill, Macht abzugeben. Der 69-Jährige hat mehrere potenzielle Nachfolger, darunter seinen eigenen Schwiegersohn, aus dem Unternehmen gedrängt. Nun aber tritt David-Weill die komplette Unternehmensführung an Wasserstein ab und wechselt als Chairman in den Aufsichtsrat. Außerdem verkaufe er einen Teil seines 20- bis 30-prozentigen Lazard-Anteils an Wasserstein, heißt es bei der Investmentbank. Damit wird Wasserstein der zweitgrößte Privataktionär der Bank werden. Für den 53-Jährigen wäre es die Krönung seiner Karriere, Lazard wieder nach oben zu bringen. Er wollte schon lange eine internationale Investmentbank leiten.

Für Lazard scheint die Zusammenarbeit von Wasserstein und David-Weill Sinn zu machen: Beide gelten als brilliante Banker, die trotz widriger Umstände Unternehmen aufgebaut haben. Allerdings sind beide starke, eigenwillige Persönlichkeiten, die schwer miteinander auskommen könnten. Das wurde gleich am ersten Tag sichtbar. Bei einem gemeinsamen telefonischen Interview am Donnerstag gerieten sich die beiden Manager über Details der Vereinbarung über die Machtaufteilung in die Haare. Wasserstein sagte, er werde "den gleichen Job wie Michel" tun. David-Weill konterte sofort, er werde Chairman bleiben und dass das von ihm geführte Board "Veto-Rechte" habe. Wasserstein entgegnete darauf, das Board habe nur dann ein Veto-Recht, "wenn man das Unternehmen in einer ungewöhnlichen Transaktion verkaufen wollte".

Selbst unter günstigsten Umständen wäre es eine schwere Aufgabe, Lazard zu seinem vergangenen Ruhm zurückzubringen. Doch trotz all seiner Verdienste ist Wasserstein nicht mehr das Schwergewicht an der Wall Street, das er mal war. Seit er sein Unternehmen an die Dresdner Bank verkauft und dort das Investment-Banking geleitet hat, erhielt Wasserstein nur wenige größere Fusions- und Kaufaufträge (M&A). Seine Fähigkeiten als Stratege auf diesem Feld zählen heute sehr viel weniger als in den 80er Jahren. Unternehmen wenden sich immer häufiger an Investmentbanken, die eine breite Palette an Dienstleistungen wie Finanzierung anbieten können. Das hat Top-M&A-Unternehmen wie Goldman Sachs, Morgan Stanley und Credit Suisse First Boston dazu verholfen, im lukrativen Geschäft der Fusionsberatung einen Vorsprung zu gewinnen.

Ein alter Flirt neu belebt

Neu ist übrigens das Interesse des Bankhauses an Wasserstein nicht. Schon Mitte der 80er Jahre, als Wasserstein noch für First Boston arbeitete, versuchte ihn David-Weill zu einem Wechsel zu Lazard zu überreden. Mitte der 90er Jahre machte David-Weill einen erneuten Annäherungsversuch, um eine Fusion zwischen Lazard und Wasserstein Perella vorzuschlagen. Die Verhandlungen scheiterten an Fragen der Machtaufteilung. Wasserstein verkaufte sein Unternehmen 1999 an die Dresdner Bank. Schon bald kam es zu Konflikten. Es war geplant gewesen, dass die Dresdner Bank eine eigenständige Investmentbank schafft, die von Wasserstein geführt und später an die Börse gebracht werden sollte. Doch diese Pläne fielen ins Wasser, als der Versicherungskonzern Allianz Anfang dieses Jahres die Dresdner kaufte.

Wasserstein war wütend. Nach Angaben von Kreisen nahm er Kontakt zu einigen USInvestmentbanken auf. Trotz einer Vereinbarung mit Leonhard Fischer, dem Chef des Investmentbanking der Dresdner Bank, er werde bleiben, setzte er seine Gespräche mit Lazard fort. Daraufhin gab Fischer ihm am vergangenen Mittwoch ein Ultimatum: Wasserstein müsse bestimmte Konditionen akzeptieren oder das Unternehmen sofort verlassen. Wasserstein erbat sich einen Tag Bedenkzeit. Am Donnerstag faxte Wasserstein an Fischers Büro einen Brief: "Lieber Lenny, mit großem Bedauern reiche ich die sofortige Kündigung ein."

R. Frank, M. Walker

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