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Wirtschaft: Brüssel gibt Markt für Autoteile frei

Auch in Deutschland sollen Autoreparaturen billiger werden

Berlin Die Europäische Kommission öffnet den Markt für Autoersatzteile vollständig für den Wettbewerb. Ein Kommissionssprecher sagte am Dienstag, die Behörde habe dem Richtlinienentwurf von Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein in Straßburg zugestimmt. Bolkestein will den Designschutz auf sichtbare Teile wie Kotflügel oder Außenspiegel kippen. Er hofft, dass dann die Preise für Autoersatzteile und damit für Reparaturen deutlich fallen.

„Weil sich Bolkestein durchgesetzt hat, stehen die Chancen für den Verbraucher gut, dass Autoreparaturen in Zukunft günstiger werden“, sagte Thomas Kobudzinski, Sprecher des Gesamtverbandes Autoteile-Handel (GVA), dem Tagesspiegel. Dies träfe vor allem auf die Autofahrer zu, die einen Schaden nach einem Autounfall selbst bezahlen müssten – denn dann hätten sie die freie Auswahl unter den Ersatzteilherstellern. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) begrüßt die Pläne Bolkesteins. „Die bisherige Regelung behindert den freien Wettbewerb und hält die Preise zugunsten der Autohersteller künstlich hoch“, sagte GDV-Sprecher Klaus Brandenstein. Durch eine Liberalisierung würden die „Preise für Autoreparaturen auf jeden Fall sinken“.

Bisher ist die Rechtslage in Europa uneinheitlich: In Deutschland und Frankreich halten die Hersteller ein Produktmonopol für Ersatzteile. Die Folge: Nach einem Unfall muss die Werkstatt immer das vom Hersteller gebaute Originalteil oder ein Lizenzprodukt einbauen. In Spanien, Italien oder Großbritannien ist das anders – dort können die Werkstätten auf preiswertere Nachbauten anderer Hersteller zurückgreifen. Deshalb sind die Preise für Autoersatzteile in Großbritannien in den vergangenen Jahren um bis zu 40 Prozent gesunken.

Gegen das Vorhaben Bolkesteins gibt es erheblichen Widerstand aus der Autoindustrie: Die Hersteller fürchten Gewinneinbußen und den Verlust von Arbeitsplätzen. Nach Angaben des ADAC hat der Markt allein in Deutschland ein Volumen von 2,5 Milliarden Euro.

Bevor die Neuregelung in Kraft treten kann, muss sie von den EU-Regierungen im Ministerrat und im EU-Parlament beraten werden. Von seiten der Bundesregierung wird Widerstand erwartet.

Die Zustimmung zu Bolkesteins Vorhaben ist ein weiterer Schritt zu einer vollständigen Liberalisierung des europäischen Automarkts. Herstellung und Vertrieb der nicht sichtbaren Ersatzteile – wie Bremsen, Kupplung oder Auspuff – sind schon seit zwei Jahren liberalisiert. Seitdem die Kommission im vergangenen Jahr die Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) änderte, ist es Autohändlern erlaubt, auch Neuwagen anderer Hersteller anzubieten. Zudem sind mittlerweile freie Werkstätten im Netzwerk der Autohersteller erlaubt. ny/tog

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