zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Bund will bei Raumfahrt weniger sparen

Kürzungen im Haushalt fallen geringer aus als ursprünglich erwartet – Industrie fürchtet Einbußen

Berlin (brö). Das deutsche Raumfahrtprogramm wird im Haushalt 2003 voraussichtlich nicht so drastisch gekürzt wie zunächst geplant. „Der Betrag wird deutlich unter den mehr als 40 Millionen Euro liegen, die zunächst im Gespräch waren“, sagte der SPDRaumfahrtexperte Swen Schulz dem Tagesspiegel am Dienstag. Auch Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) lehnt eine Kürzung der Mittel ab. „Für die deutsche Raumfahrtindustrie wären die Folgen fatal“, erklärte Bulmahn im Gespräch mit dieser Zeitung. Am 20. Februar will der Haushaltsausschuss abschließend über die Mittel für die Raumfahrt entscheiden.

Ursprünglich hatte die Bundesregierung den Betrag für das Programm von 159 Millionen Euro auf 118 Millionen Euro – also um etwa ein Viertel – reduzieren wollen. Dagegen hatte jedoch die Industrie scharf protestiert. Auch der Bundesverband der Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) hatte sich dafür stark gemacht, die Ausgaben trotz der Sparzwänge konstant zu halten. Im vergangenen Jahr hat die Branche nach sechs Wachstumsjahren erstmals wieder Umsatz und Mitarbeiter verloren. BDLI-Präsident Rainer Hertrich, auch Chef des Rüstungskonzerns EADS, will heute vor der Presse noch einmal auf die Folgen einer Kürzung des Etats für die Raumfahrt aufmerksam machen. Die Union befürchtet schlimme Folgen für die Unternehmen in Deutschland und macht sich ebenfalls dafür stark, die Raumfahrtmittel nicht zusammenzustreichen. „Wenn die Forschung erst einmal in andere Länder abgezogen worden ist, kommt sie auch nicht mehr zurück“, warnte der CSU-Fachmann Georg Nüßlein.

Mit dem nationalen Raumfahrtprogramm entwickeln die Unternehmen in Deutschland Produkte und Bauteile, die später in europäischen Projekten wie der Internationalen Raumstation ISS oder dem Navigationssystem Galileo Verwendung finden. In der Industrie, in der hier zu Lande 6000 Menschen arbeiten, fürchtet man um die Zukunft dieser Forschungsprojekte. „Wenn die Regierung ihr Engagement reduziert, kann die Wirtschaft den ausfallenden Anteil kaum übernehmen“, klagt ein Unternehmensvertreter. Dann werde es zu einer Reduzierung der Kapazitäten kommen. Die Industrie steckt ohnehin in großen Schwierigkeiten, weil etwa der Markt für zivile Satelliten zuletzt deutlich eingebrochen ist. BDLI-Geschäftsführer Hans-Joachim Gante hatte kürzlich von einer „höllischen Situation“ gesprochen.

Ungewisse Ariane-Zukunft

Finanzprobleme drücken die Raumfahrtbranche auch bei der Trägerrakete Ariane 5. Nachdem am Mittwochmorgen das letzte Exemplar des Vorgängermodells Ariane 4 gestartet werden sollte, braucht die Wirtschaft nun einen zuverlässigen und wirtschaftlichen Nachfolger. Die Weiterentwicklung der Ariane 5, die eine Nutzlast von zehn Tonnen tragen können sollte, musste jedoch bei ihrem ersten Start im Dezember 2002 kurz nach dem Abheben gesprengt werden. Nun steht Arianespace, das hinter den Raketenprojekten stehende multinationale Unternehmen, ohne einen konkurrenzfähigen Transporter für Satelliten da. Um mit der Ariane 5 wieder sicher starten zu können, muss Arianespace jedoch Geld investieren. Woher die Mittel kommen sollen, soll eine Konferenz der europäischen Raumfahrtminister entscheiden, die im Mai in Paris stattfinden wird.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false