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Bundesagentur: Arbeitsmarkt: Es geht auch ohne Wunder

Dank Kurzarbeit steigt die Arbeitslosenquote nur leicht. Die Bundesagentur sieht 2010 zuversichtlich.

Berlin - Heinrich Alt glaubt nicht an Hokuspokus – zumindest im Job. „Wunder gibt es woanders, nicht am Arbeitsmarkt“, sagte der schnauzbärtige Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, als er am Donnerstag vor die Presse trat, im Gepäck die Arbeitslosenzahlen für Februar 2010. Für den Umstand, dass die Zahl der Menschen ohne Job gegenüber Januar nur um 26 000 auf 3,64 Millionen geklettert war, hatte er folglich eine rationale Erklärung: Kurzarbeit. Ohne die wäre die Arbeitslosigkeit nicht nur „im jahreszeitüblichen Umfang“ von 8,6 auf eine Quote von jetzt 8,7 Prozent gestiegen. Im Winter fällt zum Beispiel auf dem Bau und bei Gärtnern viel Arbeit aus.

Damit entwickelt sich der Arbeitsmarkt weiterhin robuster als von Experten vorausgesagt. Für den Februar war vereinzelt mit einem Zuwachs von 70 000 gerechnet worden. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) geht weiterhin von maximal 3,8 Millionen Arbeitssuchenden im laufenden Jahr aus. Ende 2009 waren noch 4,1 Millionen erwartet worden.

Weiter schwierig gestaltet sich die Lage auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt. Dort war die Zahl der Menschen ohne Job in der Wirtschaftskrise zwar weniger stark als im exportstarken Westen gestiegen und auch die Abwanderung von Arbeitskräften war zuletzt zurückgegangen. Allerdings liegt die Arbeitslosenquote im Osten mit aktuell 13,7 Prozent nach wie vor fast doppelt so hoch wie im Westen mit 7,4 Prozent.

In der Hauptstadtregion entwickelte sich der Arbeitsmarkt ähnlich wie auf Bundesebene. Im Februar 2010 waren in Berlin 244 000 Menschen ohne Arbeit – 36 weniger als vor einem Monat und 2860 mehr als vor einem Jahr. Die Quote blieb gegenüber dem Vormonat konstant bei 14,5 Prozent. In Brandenburg stieg die Zahl der Erwerbslosen im Februar auf rund 174 000. Das waren gut 3060 mehr als im Januar, aber 11 700 weniger als im Februar 2009 und entspricht einer Quote von 13 Prozent. Trotz der guten Zahlen zeigte sich Berlins Arbeitssenatorin, Carola Bluhm (Linke), besorgt über die Ausdehnung des Niedriglohnbereiches. „Befristete und schlecht bezahlte Jobs haben deutlich zugenommen. Das Ende des Trends ist nicht abzusehen .“

Auch für den Deutschen Gewerkschaftsbund ist der nur leichte Anstieg der Arbeitslosigkeit allein noch kein Grund zur Entwarnung. „Die konjunkturellen Rückschlagsrisiken sind weiterhin sehr hoch“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki. Er plädierte dafür, die Regelungen zum erleichterten Bezug von Kurzarbeit zu verlängern.

Die Nachfrage nach Kurzarbeitergeld, mit dem Unternehmer den krisenbedingten Auftragsrückgang überbrücken, sinkt laut BA derzeit jedoch. Im Februar haben Betriebe nur noch für rund 80 000 bis 85 000 Beschäftigte Kurzarbeit beantragt. In den zwei Vormonaten waren es noch bis zu 110 000 gewesen. Im vergangenen Dezember waren rund 810 000 Beschäftigte in Kurzarbeit. Der Grund für die gesunkene Nachfrage sei eine verbesserte Auftragslage, erklärte die BA. Viele Betriebe würden die Produktion wieder hochfahren. Hinweise auf Massenentlassungen gebe es derzeit nicht.

Optimistisch zeigte sich auch das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW). „Wenn die Konjunktur weiter moderat gut verläuft, werden wir mit einem blauen Auge davonkommen“, prophezeit der Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer. Moritz Honert

EU besorgt über geringes Wachstum

Brüssel - Die Wirtschaft in der EU kommt nur langsam aus der Rezession. Das Wachstum bleibt – vor allem im Vergleich zu den Schwellenländern – schwach und anfällig. Die EU-Kommission sagte am Donnerstag für 2010 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,7 Prozent voraus. Im Vergleich zu November blieb die Prognose damit unverändert. „Der Aufschwung der EU-Wirtschaft wird erkennbar, steht aber noch auf wackeligen Beinen“, sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn. dpa

Griechenland muss mehr tun

Athen/Brüssel - Kurz vor einer weiteren Umschuldung Griechenlands steigt der Druck auf die Regierung in Athen. Alle drei wichtigen Ratingagenturen drohten mit einer schlechteren Bewertung griechischer Staatsanleihen, sollte es dem Eurostaat nicht gelingen, seine Sparpläne konsequent umzusetzen. Ersten Einschätzungen von Prüfern der EU zufolge reicht der angekündigte Kurs ohnehin nicht aus, um das rekordhohe Defizit zügig zu reduzieren. rtr

Bauaufträge gehen zurück

Wiesbaden - Die milliardenschweren Konjunkturprogramme haben die Flaute in der Bauwirtschaft nicht beendet. Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe gingen 2009 preisbereinigt um 6,6 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das Minus traf ausschließlich den Hochbau, dagegen stiegen die Ordereingänge im Tiefbau leicht. Der Gesamtumsatz sank um 4,1 Prozent auf 83,3 Milliarden Euro. Die Zahl der Beschäftigten blieb im Schnitt bei 705 000 Menschen stabil. dpa

GM beerdigt Hummer

Detroit - Der Verkauf der US-Geländewagenmarke Hummer nach China ist geplatzt. Der verlustreichen Tochter von General Motors (GM) droht nun das gleiche Schicksal wie den Geschwistern Saturn und Pontiac: Sie soll abgewickelt werden. „Wir sind enttäuscht, dass das Geschäft mit Tengzhong nicht abgeschlossen werden konnte“, sagte der zuständige GM-Manager John Smith am Mittwoch in Detroit. Laut „Wall Street Journal“ prüft die Opel-Mutter GM allerdings noch zwei Kaufangebote. dpa

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