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Bundesbank: Auf Vertrauen gegründet

Durch die strittigen Äußerungen von Thilo Sarrazin werde Ansehen der Bundesbank beschädigt, heißt es derzeit. Was hat die Bank für eine Ansehen und woher rührt das?

Ein grauer 13-stöckiger Betonklotz im Frankfurter Norden, weitab vom eigentlichen Bankenviertel. Dass hier eine der mächtigsten Notenbanken der Welt sitzt, ist nicht zu erkennen. Kein Prunk und Protz, eher unansehnliche Bescheidenheit. Und bis auf den Präsidenten Axel Weber kennt die Öffentlichkeit kaum jemanden aus dem sechsköpfigen Vorstand. Mit Ausnahme von Thilo Sarrazin, der aufgrund seiner umstrittenen politischen Äußerungen mittlerweile sogar prominenter sein dürfte als sein Chef.

Dem Ansehen der Bundesbank schade das, heißt es in Bankenkreisen. Ihr Ruf ist zwar immer noch gut. Er gründet sich aber vor allem auf die Vergangenheit – auf die Zeit, als in Deutschland noch die D-Mark regierte. Sie war bis zu Beginn der Europäischen Währungsunion 1999 eine der stärksten und stabilsten Währungen und eine Stütze für den Wirtschaftsaufschwung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Dass dies so war, wird vor allem der Bundesbank und ihrer Geldpolitik zugeschrieben. Sie galt als Vorbild für andere Notenbanken in Europa, die auch deshalb ihre Währungen an die D-Mark koppelten. „Geldwertstabilität“ war und ist das Leitmotiv der Bundesbank.

Bis 1999 waren die Notenbank und der Zentralbankrat der Bundesbank direkt für das stabile Geld verantwortlich. Dort wurde der Leitzins für Deutschland festgesetzt, zu dem sich die Banken Geld leihen konnte. Die Bundesbankspitze war denn Anfang der 90er Jahre auch wenig begeistert, als um die Einführung des Euro gerungen wurde. Schließlich würde sie damit ihre wichtigste Aufgabe – die Geldpolitik – verlieren. Und damit auch einen Teil ihres hohen Ansehens. Aber die Bundesbanker schafften es, dass die Europäische Zentralbank (EZB) und ihre Geldpolitik weitgehend nach dem Vorbild der Bundesbank gestaltet wurden. 1999 war es so weit. Die D-Mark wurde wie die anderen europäischen Währungen abgeschafft, der Euro trat an ihre Stelle und die EZB übernahm die Verantwortung für die Geldpolitik in Europa.

Seitdem entscheidet nur noch ein Bundesbanker – der Präsident – im Rat der EZB mit über die Geldpolitik. Gleichwohl ist die Bundesbank als größter Anteilseigner ein wichtiger Spieler im Frankfurter Euro-Tower. Sie ist Teil des Systems der europäischen Notenbanken, setzt die Zinsbeschlüsse des EZB-Rates um, kümmert sich um die Bargeldversorgung, um Bankenaufsicht und Zahlungsverkehr, wacht über die Währungsreserven und den Goldschatz der Bundesrepublik. In wichtigen internationalen Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds vertritt sie Deutschland. Trotzdem ist ihr Bedeutungsverlust nach der Euro- Einführung unstrittig. Weber versucht ihn wie schon sein Vorgänger Ernst Welteke zu bremsen. Dazu zählt eine Strukturreform, die Verschlankung des Vorstandes auf sechs Mitglieder. Neben Wirtschaftsprofessor Weber und dem Berliner Ex-Finanzsenator Sarrazin sitzen Vizepräsident Franz-Christoph Zeitler, Rudolf Böhmler, ehemaliger Chef der Staatskanzlei in Stuttgart, Ex-Investmentbanker Andreas Drombret und der ehemalige FDP-Bundestagsabgeordnete Carl- Ludwig Thiele im Vorstand.

Bei der Bewältigung der jüngsten Finanzkrise hat die Bundesbank eine zentrale Rolle gespielt. Weber war und ist als enger Vertrauter der Kanzlerin nicht nur in alle wichtigsten Entscheidungen eingebunden, er hat sie maßgeblich mitbestimmt. Und er macht sich nachdrücklich für eine schärfere Regulierung und Überwachung der Banken stark. Der Regierung ist die Bundesbank aber nicht nur als Berater, sondern auch als Geldgeber wichtig. Jedes Jahr überweist die Notenbank einen ein- bis zweistelligen Milliardengewinn aus ihren Zinseinnahmen nach Berlin. Und stopft damit Löcher im Haushalt.

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