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Wirtschaft: Bundesbank dürfte US-Zinsschritt nicht folgen

FRANKFURT (MAIN)/WASHINGTON (AP).Ein Kurswechsel der Deutschen Bundesbank gilt am Frankfurter Bankenplatz auch nach der jüngsten US-Zinssenkung als unwahrscheinlich.

FRANKFURT (MAIN)/WASHINGTON (AP).Ein Kurswechsel der Deutschen Bundesbank gilt am Frankfurter Bankenplatz auch nach der jüngsten US-Zinssenkung als unwahrscheinlich.Kaum ein Experte rechnet ernsthaft damit, daß der Zentralbankrat der deutschen Notenbank an diesem Donnerstag auf seiner ersten Sitzung nach dem Treffen mit Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine nun doch die geldpolitischen Zügel lockern wird.Die US-Notenbank hatte am Dienstag zum dritten Mal innerhalb von zwei Monaten die Leitzinsen gesenkt.

Die deutschen Währungshüter werden diesem Schritt aber nicht folgen, lautet die Prognose in Frankfurt: "Meine Meinung ist, daß wir mit dem aktuellen Geldmarktsatz von 3,30 Prozent in den Euro gehen", sagte BfG-Volkswirt Heinrich Schaumburg.Auch Commerzbank-Volkswirt Jürgen Pfister schließt eine Zinssenkung weitgehend aus: "Es wäre unklug, in die Umstellungsphase noch mal Unruhe zu bringen." Der entscheidende "dritte Leitzins" für Wertpapierpensionsgeschäfte steht seit Oktober 1997 bei 3,3 Prozent.Diskont- und Lombardsatz liegen seit April 1996 bei 2,5 und 4,5 Prozent.

Dagegen hat die US-Notenbank zum dritten Mal in sieben Wochen die Leitzinsen gesenkt und damit den internationalen Börsen einen Schub versetzt.Die Zentralbank kappte am Dienstag abend den Geldmarkt- und Diskontsatz um jeweils 0,25 Prozentpunkte.Der Zinssatz für Tagesgeld liegt nunmehr bei 4,75 Prozent und der Diskontsatz bei 4,5 Prozent.Als Grund für den überraschenden Zinsschritt gab die Zentralbank die weiter angespannte Lage an den Finanzmärkten an.Die Währungshüter wollten so die Voraussetzungen für anhaltendes Wachstum bei gleichzeitiger Dämpfung des Inflationsdrucks schaffen.

An den weltweiten Aktienmärkten wurde am Mittwoch die Entscheidung positiv aufgenommen.An der Frankfurter Börse legten die Kurse zunächst deutlich zu, sackten dann aber leicht ab, nachdem die 4800-Punkte-Marke beim Deutschen Aktienindex nicht genommen werden konnte.Der Aktienmarkt in Tokio ging demgegenüber mit deutlichen Gewinnen aus dem Handel.Der Nikkei-225-Index stieg um 1,29 Prozent auf 14 599 Punkte.Auch die New Yorker Wall Street hatte am Dienstag abend sofort mit einem Kurssprung um 150 Punkte reagiert.

In Deutschland werden die klassischen Leitzinsen - Diskont- und Lombard - mit dem Start des Euros im nächsten Jahr wegfallen.Das schreibt die Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht.Von zentraler Bedeutung sind ab dem 1.Januar 1999 die sogenannten Hauptrefinanzierungsgeschäfte in Form von regelmäßigen wöchentlichen Standardtendern mit jeweils zweiwöchiger Laufzeit, die den bisherigen Wertpapierpensionsgeschäften entsprechen.Die bisherige Refinanzierungspolitik basierte im wesentlichen auf dem Diskont- und dem Lombardgeschäft sowie auf Wertpapierpensionsgeschäften.Künftig wird aber das Diskontgeschäft, also der Wechselankauf zu einem Vorzugszins, fortfallen.Auch der vertraute Lombardsatz wird unter der Regentschaft der Euro-Zentralbank so nicht mehr zu finden sein.Eine sogenannte Spitzenrefinanzierungsfazilität, bei der Bundesbank Übernachtkredit genannt, tritt die Nachfolge des bisherigen Lombardkredits an und gewährt jeweils mit der Laufzeit von einem Geschäftstag, das heißt über Nacht, Liquidität zu einem vorgegebenen Zinssatz.

Ein weiteres für die Bundesbank neues geldpolitisches Instrument ist die Einlagefazilität.Dabei können Geschäftspartner überschüssige Guthaben bei der Bundesbank jeweils "über Nacht" bis zum Beginn des nächsten Geschäftstages als Einlagen zu einem vorgegebenen Zinssatz anlegen.Neben der Möglichkeit, durch den Übernachtkredit Geldbedarf kurzfristig über Nacht zu dckken, gibt es also als Pendant dazu das ständige Angebot, Liquiditätsüberschüsse jeweils kurzfristig bei der Zentralbank zinsbringend anzulegen.

Die Zinssätze der beiden Fazilitäten stecken gewissermaßen den Rahmen ab, zwischen dem sich der neue Leitzins bewegen wird.Beobachter gehen davon aus, daß die Europäische Zentralbank sich an dem derzeitigen Satz für deutsche Wertpapierpensionsgeschäfte orientieren und mit einem Leitzins von 3,30 Prozent starten wird.

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