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Wirtschaft: Bundesbank macht einen Rekordgewinn

Devisenreserven neu bewertet / Über 24 Mrd.DM gehen an den Finanzminister FRANKFURT (MAIN) ((ro).

Devisenreserven neu bewertet / Über 24 Mrd.DM gehen an den Finanzminister FRANKFURT (MAIN) ((ro).).Mit 24,228 Mrd.DM hat die Bundesbank 1997 den höchsten Gewinn ihrer Geschichte erzielt.Hauptursache war die Neubewertung der Devisenreserven, in erster Linie der Dollarbestände in Höhe von rund 76,6 Mill.DM.Abzüglich der gesetzlichen Rücklage von 14 Mill.DM hat die Bundesbank gestern den Rekordbetrag von 24,214 Mrd.DM an Finanzminister Theo Waigel überwiesen.7 Mrd.DM werden in den Bundeshaushalt eingestellt, der Rest dient zur Tilgung der Altschulden.Ohne die Neubewertung der Devisenreserve wäre der Gewinn der Bundesbank im vergangenen Jahr um rund 10 Mrd.DM.Man habe der außenwirtschaftlichen Risikolage Rechnung getragen und entsprechende Spielräume genutzt, meinte Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer am Donnerstag bei der Pressekonferenz zum Jahresabschluß 1997.Bislang standen die Devisenreserven zum historisch niedrigsten Dollar-Kurs von 1,3620 DM vom 19.April 1995 in den Büchern der Bundesbank.Jetzt stehen die Dollar-Bestände zu einem Kurs von 1,5396 DM in der Bundesbank-Bilanz, ein Mittelwert, der aus den im Laufe der Zeit von der Bundesbank aufgekauften Dollar errechnet wurde.Daneben hat die Notenbank auch ihre Sonderziehungsrechte (SZR) - die Forderungen gegenüber dem Internationalen Währungsfonds - neu und höher bewertet.Die Einstufung der Goldreserven im Volumen von 95 Mill.Feinunzen ließ die Notenbank unangetastet: Sie stehen nach wie vor zum durchschnittlichen Anschaffungspreis von 144 DM je Feinunze in der Bilanz.Tietmeyer machte deutlich, daß sich die Bundesbank mit der Höherbewertung ihrer Devisenreserven streng am Niederstwertprinzip orientiert habe.Der Dollarkurs liegt derzeit bei rund 1,78 DM.Tietmeyer machte auch deutlich, daß der Finanzminister für 1998 nicht mit einer weiteren Ausschüttung eines Neubewertungsgewinnes rechnen könne.In Zukunft wird die Bundesbank die Einstufung ihrer Reserven an der Praxis der Europäischen Zentralbank (EZB) ausrichten.Die EZB wird nach Angaben von Tietmeyer ihre Reserven noch marktnäher bewerten als die Bundesbank.Demzufolge werden auch bei der Bundesbank die Reserven Ende des Jahres erneut höher eingestuft.Den sich daraus nach Angaben von Tietmeyer ergebenden Gewinn von 3,6 Mrd.DM werde die Bundesbank in der eigenen Bilanz zurückstellen.Neben dem Neubewertungsgewinn waren die Zinserträge auch 1997 der Hauptfaktor für den Bundesbankgewinn.Sie kletterten um 902 Mill.DM auf 13,83 Mrd.DM.Vor allem die Zinseinnahmen aus den von der Bundesbank angelegten Dollars sorgten für den Zuwachs.Gleichzeitig konnte die Notenbank den Aufwand für das Personal um 33 Mill.DM auf 1,67 Mrd.DM drücken.Hauptgrund: Die Zahl der Zweigstellen schrumpfte 1997 um vier auf 163, die Zahl der Beschäftigten um 133 auf 15 881.1998 werden weitere 16 Ableger geschlossen, so daß die Bundesbank am Jahresende noch 147 Zweigstellen hat.Auch damit, so Tietmeyer, werde man die logistischen Probleme beim Übergang zur EWU und die Einführung des Euro-Bargeldes Anfang 2002 gut bewältigen können.Über die Nachfolge für Bundesbank-Chefvolkswirt Otmar Issing, der ins Direktorium der EZB wechselt, hat die Bundesbank noch nicht entschieden.Tietmeyer zufolge ist noch unklar, ob überhaupt ein neues Direktoriumsmitglied berufen oder ob die Aufgabe von einem anderen Mitglied der derzeitigen Bundesbank-Spitze übernommen wird.Der Bonner Finanz-Staatssekretär Jürgen Stark soll am 1.September ins Direktorium eintreten, als Nachfolger für Vizepräsident Johann Wilhelm Gaddum, der am 30.Juni ausscheidet.Für die Währungsunion hat nach Ansicht von Tietmeyer jetzt "die entscheidende Phase" begonnen.Jetzt gelte es für alle elf betroffenen Notenbanken, der EZB kein Inflationspotential mitzugeben.Sie hätten nun alle eine "unionsweite" Verantwortung.Insgesamt wünsche er sich, daß die EZB eine vergleichbare öffentliche Unterstützung erfahre wie sie die Bundesbank bekommen habe.Es hoffe, daß die EZB sich schnell nicht nur eine Reputation an den Finanzmärkten, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit in allen Ländern der EU erarbeiten könne.Der umstrittene Kompromiß um den künftigen EZB-Präsidenten Wim Duisenberg sei dabei "kein großes Hindernis."

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