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Wirtschaft: Bundesbank sieht Erholung im Sommer 2002

Die Bundesbank sieht Deutschland am Rand der Rezession. Im dritten Quartal habe die Wirtschaft stagniert, sei jedoch entgegen aller Befürchtungen vermutlich nicht geschrumpft, schreibt die Bundesbank in ihrem neuesten Monatsbericht.

Die Bundesbank sieht Deutschland am Rand der Rezession. Im dritten Quartal habe die Wirtschaft stagniert, sei jedoch entgegen aller Befürchtungen vermutlich nicht geschrumpft, schreibt die Bundesbank in ihrem neuesten Monatsbericht. Eine Erholung erwarten die Banker im kommenden Sommer - dann, wenn die Konjunktur in den USA auf Grund der gewaltigen Konjunkturprogramme anzieht.

Die Frage, ob die deutsche Wirtschaft schon im dritten Quartal geschrumpft ist, wird endgültig erst an diesem Donnerstag beantwortet. Dann wird das Statistische Bundesamt in Wiesbaden die Zahlen für den Zeitraum von Juli bis September vorlegen. Die Bundesbank nimmt auf Grund eigener Berechnungen an, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal noch einen Zuwachs von 0,25 Prozent buchen kann. Das entspräche einer Stagnation. Würde das Bruttoinlandsprodukt, also die Summe aller in Deutschland produzierten Waren und Dienstleistungen, in zwei Quartalen nacheinander sinken, sprechen Volkswirte von einer Rezession.

Die Bundesbank nimmt an, dass sich die Weltwirtschaft ab Mitte kommenden Jahres erholen wird - wenn die US-Wirtschaft wieder anzieht. Die Ökonomen nennen als Hauptursache für die schwache Wirtschaftsentwicklung die weg brechenden Exporte und die wirtschaftliche Schwäche in den anderen Euro-Mitgliedsländern. Vor allem die Ausfuhren deutscher Unternehmen in Staaten der Euro-Zone haben nachgelassen, analysiert die Bundesbank. Dagegen hätten die Exporte in Drittländer stagniert.

Während die Dienstleistungen noch wuchsen, ging die Industrieproduktion im Juli und im August zurück. An diesem Dienstag werden die Septemberzahlen veröffentlicht, die nach Schätzungen der Bundesbank ebenfalls negativ ausfallen werden. Auch die Auftragslage der deutschen Industrie, die die wichtige Hinweise für die Entwicklung in den kommenden Monaten gibt, hat sich nach den Terroranschlägen deutlich eingetrübt. Saisonbereinigt standen im Schnitt von Juli bis September um 2,75 Prozent weniger Aufträge als in den vorgangenen drei Monaten in den Büchern deutscher Industrieunternehmen. "Speziell im September hat es - in einer wohl unmittelbaren Reaktion auf die Terroranschläge in den USA - empfindliche Einbußen gegeben" erklärte die Bundesbank. Damit habe sich der Rückgang der Nachfrage, der im Herbst 2000 begonnen habe, deutlich verstärkt.

Allerdings gibt es Zeichen für eine Erholung. Die Bundesbank nennt vor allem den niedrigen Ölpreis, der die Kaufkraft stimulieren werde. Dazu kämen die Auswirkungen der niedrigen Leitzinsen und der Steuersenkungen, die vor allem in den USA zu einem Aufschwung führen müssten. Die Bundesbanker rechnen vor, dass das verfügbare Einkommen der US-Haushalte durch die ausgeteilten Steuerrückzahlungen gegenüber dem Frühjahr um drei Prozent gestiegen sei. Andere Volkswirte hatten am Ende der vergangenen Woche ausgerechnet, dass der Fall des Ölpreises unter die 20-Dollar-Marke in den USA für ein halbes Prozent mehr Wachstum sorgen könnte - wenn die Tendenz anhält.

Allerdings haben die US-Bürger das zusätzliche Geld bisher eher gespart, anstatt es auszugeben. Die Sparquote lag im September bei 4,7 gegenüber 1,1 Prozent im zweiten Quartal. Es lasse sich kaum abschätzen, wie lange die Verbraucher, vor allem in den USA, noch verunsichert sein werden und deswegen ihr Geld zusammenhalten, meint die Bundesbank.

Die US-amerikanische Wirtschaft steht nach den Worten von Bundesbankpräsident Ernst Welteke zwar kurz vor einer Rezession, aber bereits in wenigen Monaten könne die größte Volkswirtschaft der Welt wieder wachsen. "Ich habe keinen Zweifel daran, dass die US-Wirtschaft innerhalb weniger Monate wieder ein positives Wachstum aufweisen wird", sagte Welteke in Washington. Keiner der drei weltweit größten Wirtschaftsräume werde in diesem Jahr ein nachhaltig positives Wirtschaftswachstum erreichen. Japan befinde sich bereits mitten in einer längeren Rezessionsphase. Etwas besser stehe die Euro-Zone da. Zur jüngsten Leitzinssenkung der EZB sagte Welteke, die Aussicht auf geringere Inflation habe den Schritt ermöglicht.

uwe, pbs

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