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Wirtschaft: Bundesdruckerei streicht weitere 350 Stellen

Nachfrage nach Banknoten und Briefmarken bricht ein / Muttergesellschaft Authentos braucht Finanzspritze

Berlin (msh). Die Berliner Bundesdruckerei reagiert mit einem weiteren Personalabbau auf den drastischen Umsatzeinbruch im laufenden Jahr. Bis Ende 2005 sollen in Berlin 350 der aktuell 1530 Stellen abgebaut werden, teilte das Unternehmen am Montag mit. Schon im laufenden Jahr hat die Bundesdruckerei, die Geldscheine, Briefmarken und Personaldokumente herstellt, 240 Arbeitsplätze gestrichen. Auch im kommenden Jahr erwartet die Druckerei einen weiteren Umsatzrückgang.

Die Bundesdruckerei war vor zwei Jahren vom Bund an Finanzinvestoren verkauft worden und gehört heute zum AuthentosKonzern. Zu Authentos gehören neben der Bundesdruckerei weitere Gesellschaften wie der Chipkarten-Hersteller Orga und der britische Passhersteller SPS. Die Orga fährt wegen einer verfehlten Wachstumsstrategie bei Chipkarten für Handys Millionenverluste ein und brachte damit den Gesamtkonzern in eine Schieflage.

Die Bundesdruckerei erwartet im laufenden Jahr einen Umsatzrückgang von 33 Prozent auf 210 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Trotzdem erwartet die Bundesdruckerei in diesem Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis. Grund für den Umsatzeinbruch sei vor allem die nachlassende Nachfrage nach Euro-Geldscheinen, sagte Bundesdruckerei-Geschäftsführer Ulrich Wöhr. In den vergangenen zwei Jahren habe die Erstausstattung mit Euro-Noten zu einer Sonderkonjunktur geführt, die jetzt vorbei sei. Weniger Umsatz macht die Bundesdruckerei auch mit Briefmarken, deren Preise wegen des schärferen Wettbewerbs laut Wöhr um 20 Prozent zurückgegangen sind.

Der Personalabbau soll der Bundesdruckerei Kosteneinsparungen von 15 Millionen bis 20 Millionen Euro pro Jahr bringen. Mit der Gewerkschaft Verdi vereinbarte das Management einen Tarifvertrag, der weitere Einsparungen von rund drei Millionen Euro pro Jahr bringen soll. Der Trainervertrag beinhaltet eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde ohne Lohnausgleich, den Wegfall von Urlaubs- und Krankengeldzulagen sowie geringere Überstundenzuschläge. Im Gegenzug verzichtet die Bundesdruckerei bis Ende 2005 auf betriebsbedingte Kündigungen.

Mit einer Besserung im kommenden Jahr rechnet die Bundesdruckerei nicht. Der anhaltende Wettbewerbsdruck bei Personaldokumenten und Briefmarken werde 2003 zu einem Umsatzeinbruch von rund sieben Prozent auf 196 Millionen Euro führen, sagte Wöhr. Die Druckerei strebe aber wieder „eine schwarze Null“ beim Ergebnis an.

Um die Sanierung des Kartenherstellers Orga zu finanzieren, braucht der Authentos-Konzern eine weitere Finanzspritze von 70 Millionen Euro. Die Länder Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, wo sich Orga-Werke befinden, sicherten den Kredit mit Landesbürgschaften ab, sagte Gereon Mertens, Geschäftsführer der Authentos GmbH. Der Kredit werde von einem Bankenkonsortium um die Hessische Landesbank (Helaba) ausgegeben. Mit dem Kredit sollen ein weiterer Personalabbau und die weitere Restrukturierung bezahlt werden, sagte Mertens. In zwei Jahren solle der Chipkarten-Produzent wieder profitabel sein.

Die Helaba kontrolliert als Hauptgläubiger die Authentos-Gruppe. Rund 500 Millionen Euro schuldet Authentos der Helaba. Die Bank sucht daher händeringend nach Käufern für die einzelnen Konzernteile. Am weitesten fortgeschritten ist der Verkauf der Orga, für die sich laut Mertens mehrere Investoren interessieren. Derzeit laufen Verhandlungen sowohl mit strategischen als mit Finanzinvestoren.

Für die Bundesdruckerei sei keine Finanzspritze nötig. „Wir gehen davon aus, dass wir den Umbau mit verfügbaren Mitteln der Bundesdruckerei bewältigen können“, sagte Geschäftsführer Wöhr. Ein Verkauf sei für das kommende Jahr geplant.

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