zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Bundesrepublik zeigt in Thailand deutlich Flagge

Gemeinsames Ausbildung- und Technologiezentrum eröffnet / Bisher 20 Mill.DM investiertVON DANIEL KESTENHOLZ BANGKOK.

Gemeinsames Ausbildung- und Technologiezentrum eröffnet / Bisher 20 Mill.DM investiertVON DANIEL KESTENHOLZ BANGKOK.Technologietransfer, Ausbildung, Erhöhung der Produktivität.Diese drei Stichworte fassen die Zielrichtung des Anfang Februar nahe Bangkok eröffneten "Thai-German Institute" (TGI) zusammen.Bislang hat Deutschland 20 Mill.DM in das Ausbildungs- und Technologiezentrum investiert.Innerhalb von zehn Jahren sollen weitere 60 Mill.DM in das Prestige-Objekt fliessen.Die Hälfte trägt Thailand, die andere Hälfte die Bundesregierung und die Kreditanstalt für Wiederaufbau.Das einzige Mißgeschick bei der Eröffnung des TGI am 6.Februar war der zu energische Knopfdruck von Institutsleiter Ernst-Günter Schilling.Er stemmte sich derart heftig in das Gerät, das via einer automatischen Schaltung die Einweihungsfahnen ausrollte, daß das Gerät zerbrach und symbolisch den Elan demonstrierte, mit welchem sich Deutschland in sein neuestes Hochtechnologie-Projekt in Asien stürzt. Rund zwei Autostunden außerhalb Bangkoks, im "Detroit des Ostens", wie Thailand seine aufstrebende Ostküste nennt, bietet das TGI seit Anfang Februar Kurse, Ausbildungen und Produktionsstätten an.Die Idee dazu beschäftigte Institutsleiter Schilling schon etliche Jahre.In Singapur und Malaysia gibt es ähnliche, erfolgreiche Institute.Rechtzeitig vor Ausbruch von Thailands Wirtschaftskrise wurden die Maschinen aus Deutschland importiert, Tage vor der Institutseinweihung das Gebäude fertiggestellt."Die Krise ist für das TGI zwar spürbar", sagte Schilling gegenüber dem Tagesspiegel in Bangkok."Wir wurden allerdings vor dem Schlimmsten bewahrt." Der Milliardenkredit des Internationalen Währungsfonds an Thailand stellt auch Gelder für Umschulung und Ausbildung zur Verfügung.Genau darauf ist das TGI ausgerichtet."Trotz der Krise, an der Orientierung des TGI hat sich nichts geändert", erklärt Willy Buntz, ein deutscher Ingenieur am TGI."Unser größtes Problem ist der Personalabbau von Thai-Firmen, doch wer clever ist, denkt antizyklisch und bildet die Leute jetzt aus, so daß sie für die Jahre des Aufschwungs gewappnet sind." "Thailand ist kein Billiglohnland mehr", ergänzt Schilling."Der Technologiesprung ist notwendig.Das TGI erhöht Thailands Konkurrenzfähigkeit.Unser Institut ist sowohl ein Ausbildungs- und Technologiezentrum als auch ein Kommunikationszentrum für die in der Industrie Beschäftigten." Thailändischen Ingenieuren Hochtechnologie zu vermitteln, ist das Grundkonzept des TGI.Doch auch für Deutschland sei das Projekt vielversprechend.Schilling: "Wir zeigen Flagge für Deutschland als Industrieland, demonstrieren, daß wir ein Hightech-Land sind, wo die Berufsausbildung hervorragend ist." Der strahlend weiße, funktionale TGI-Neubau weist auf fünf Stockwerken eine Nutzfläche von knapp 14 000 Quadratmetern auf.Darin untergebracht sind Labors, Schulungsräume, Büros, Ausstellungsflächen.In Anbauten befinden sich Wohnungen für Studenten und Dozenten.64 Thais und vier Deutsche stehen auf der Lohnliste.Das TGI steht auf dem 20 Quadratkilometer großen Areal des Industrieparkes Bangpakong II nahe der Stadt Chonburi, wo sich bereits 100 Multis und Firmen aus diversen Industriebranchen angesiedelt haben.Das Land ist dem TGI gratis zur Verfügung gestellt worden, natürlich nicht aus reiner Menschenliebe, sondern weil es das Bestehende ideal ergänzt oder befruchtet."TGI bringt Kunden und ist zu Topservice verpflichtet", sagt Buntz.Bangpakong II ist ein "grüner Industriepark", eine in sich abgeschlossene Industriestadt mit Grünanlagen, Läden, einer Bank, Schule, Sportanlagen, Klinik und 20 000 Angestellten, die teils auf dem Gelände wohnen.Abfall wird auf dem Areal entsorgt, ein eigenes 170 Megawatt-Thermalkraftwerk von Siemens liefert den Strom und auf dem Privatgelände von Bangpakong-Inhaber Vikrom Kromadit tummeln sich Affen und Gazellen, in Gehegen Elefanten, Bären und Raubkatzen."Wir sind eine Industriezone", sagt Kromadits Verkaufsleiterin Marie-Hélène Launay, "die nicht wie eine Industriezone aussieht." Fernziel des TGI sei, sich zu einem "Deutschen Haus" auszuweiten, wie es bereits in Singapur oder in Schanghai steht und deutschen Kleinunternehmern die Infrastruktur für eine Zweigstelle anbietet.

DANIEL KESTENHOLZ

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false