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Wirtschaft: Bundestagswahl weckt kaum das Interesse der Börse

DÜSSELDORF (mat).Viele Bundesbürger haben am Sonntag abend auf die Wahlergebnisse mit Spannung gewartet; an der Börse sieht man das anders.

DÜSSELDORF (mat).Viele Bundesbürger haben am Sonntag abend auf die Wahlergebnisse mit Spannung gewartet; an der Börse sieht man das anders."Welche Regierung auch kommt, wichtig ist nur, daß die Koalitionsverhandlungen zügig vorangehen und die Marktteilnehmer wissen, woran sie sind", faßt ein Händler die Stimmung zusammen.Langwierige Regierungsverhandlungen könnten den angespannten Markt jedoch weiter unter Druck setzen.Deswegen seien weniger die Reaktionen am Montag entscheidend, als vielmehr die Zeit danach.

Ansonsten scheinen die Börsianer andere Sorgen zu haben.Die milliardenschwere Schieflage des US-Risikofonds Long Term Capital Management (LTCM) hat einen Schock auf den internationalen Finanzmärkten verursacht.Jetzt grassiert unter Börsianern die Angst, daß es zu einem Flächenbrand kommen könnte, und weitere Hedge-Fonds und die sie finanzierenden Kreditinstitute in die Tiefe gezogen werden könnten.Wenn ein spekulativer Fond dieser Größenordnung ins Trudeln gerät, wirkt dies nicht gerade beruhigend.Und auch die Probleme in Rußland, Asien und Lateinamerika sind noch lange nicht ausgestanden.Spitzt sich die Lage weiter zu? Keiner will mehr eine Wette darauf abgeben, wie sich der Markt in den nächsten Wochen entwickelt.Zu viele Unwägbarkeiten beeinflußen zur Zeit den Handel.In dieser Situation sind die Umsätze natürlich gering; die Anleger sind äußerst vorsichtig geworden.

Da es zur Zeit kein günstiges Umfeld für das Börsengeschäft gibt, konzentriert sich das Interesse der Händler auf die Profitmeldungen der Unternehmen.Doch auch von dieser Seite kommen Nachrichten, die den Anlegern die Laune verderben.Einige amerikanische Großunternehmen - unter anderem Coca-Cola - haben bereits Gewinnwarnungen abgegeben.Und wenn die Unternehmen in Amerika leiden, wird sich dies - mit Zeitverzögerung - auch am deutschen Markt bemerkbar machen.

Darunter werden vor allem die exportorientierten Titel leiden.Deswegen empfiehlt Johannes Sienknecht, Stratege für den deutschen Markt bei der Commerzbank, lieber Bau- und Konsumwerte.Dieser Ansicht schließt sich auch Matthias Jörrs, Marktstratege bei der BHF-Bank, an.Darüberhinaus empfiehlt Jörrs die Pharmabranche, die zuletzt starke Kursverluste hinnehmen mußte.Zur Vorsicht raten die Analysten bei der Chemiebranche.Und auch bei den Banktiteln sieht es nach der LTCM-Geschichte düster aus.Der Dollar hingegen werde sich wahrscheinlich in dieser Woche auf seinem jetzigen Level halten.

Doch es gibt auch Optimisten.Einige Händler glauben, daß der Deutsche Aktienindex (Dax) die Talsohle nun durchschritten hat; andere bleiben skeptisch.Zu oft wurden die Erwartungen in den vergangenen Wochen enttäuscht.Auf die vom Chef der amerikanischen Bundesbank, Alan Greenspan, angekündigte Zinssenkung setzen sie jedoch alle.Denn diese würde das Aktiengeschäft, das von Starr-Enthüllungen, japanischer Reformunwilligkeit und Tiefständen an den Weltbörsen durchgeschüttelt wurde, insgesamt wieder beleben.

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