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Burkhard Ischler im Interview: "Wir brauchen ein Konzept für Tegel"

Wie der oberste Siemens-Repräsentant in Berlin die Zukunft des Standorts sieht: mehr Industrie für die Stadt, ein klares Nachnutzungskonzept für Tegel - und mehr Raum für Spitzentechnologie.

Herr Ischler, Berlin ist der größte Fertigungsstandort von Siemens weltweit. Wie kommt das?
Das hängt mit unserer Geschichte zusammen: Berlin ist die Keimzelle unseres Unternehmens. Hier wurde es vor 164 Jahren gegründet, hier ist es gewachsen und hier gibt es immer noch eine Vielzahl von Werken, die allen politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten standgehalten haben – und heute gut aufgestellt sind.
Welche Rolle spielt Berlin im Konzern?
Dass Siemens in Berlin seine Wurzeln hat, macht uns zu einem besonderen Standort im Konzern. Aber wir können nicht von unserer Geschichte leben. Deshalb entwickelt sich der Standort stetig weiter. Unsere Produkte müssen international wettbewerbsfähig sein und unsere Werke müssen sich mit anderen Siemens-Standorten weltweit messen lassen.
Seit der Wende sind viele Firmen abgewandert. Fehlen Ihnen heute die Zulieferer und die industriellen Strukturen in der Stadt?
Wir haben heute global vernetzte Wertschöpfungsketten. Wir sind aber auch hier in der Region verankert, wo wir auf sehr leistungsfähige Zulieferer zurückgreifen können. Hier kaufen wir pro Jahr für rund 750 Millionen Euro ein. Das bedeutet Beschäftigung für viele tausend Menschen in der Region.
Tut die Politik genug, um den Industriestandort Berlin attraktiver zu machen?
Die Stärkung der Industrie ist der Schlüssel für langfristiges Wachstum. Daher begrüßen wir die Maßnahmen des Senats, der Industrie mehr Bedeutung beizumessen. Wichtig ist hierbei, die Rahmenbedingungen stetig zu verbessern. Für uns in Siemensstadt zählt dazu auch ein überzeugendes Konzept für die Nachnutzung von Tegel – etwa als großflächiger Industriepark für Zukunftstechnologien, für Forschung und Entwicklung. Dieses große zusammenhängende Areal bietet beste Chancen für den Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
Was investiert Siemens in der Hauptstadt?
Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir 310 Millionen Euro investiert: In Forschung und Entwicklung, in Ausbildung, Fertigungsanlagen und Gebäude. Allein in unser Schaltwerk werden wir bis 2015 rund 100 Millionen Euro investieren, um es zu einem weltweiten Zentrum für Hochspannungsschalttechnik auszubauen.
Wird Siemens in Berlin sich gegen die internationale Konkurrenz behaupten können?
Wir müssen besser und schneller sein als die Konkurrenz. Unsere Stärke liegt in der Spitzentechnologie. Wir haben in Berlin rund 1500 Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung. Aus Berlin kommen pro Jahr über 400 Erfindungsmeldungen. Von den zwölf weltweit besten Siemens-Erfindern kamen im vergangenen Jahr allein drei aus Berlin.
Wo sehen Sie den Standort in zehn Jahren?
Ich bin optimistisch für den Standort: Wir haben hochqualifizierte und motivierte Mitarbeiter, die mit ihren Ideen dazu beitragen, dass Siemens Berlin auch zukünftig wettbewerbsfähige Produkte in alle Welt liefern kann.

Burkhard Ischler (48) ist seit 2008 der oberste Repräsentant von Siemens in Berlin. Der Betriebswirt unterhält auch die Kontakte zur Politik. Mit Ischler sprach Corinna Visser.

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