zum Hauptinhalt

Wirtschaft: BVB vorerst gerettet

Borussia Dortmund hat in letzter Minute die drohende Insolvenz abgewendet. Die Haupteigentümer des Dortmunder Westfalenstadions stimmten dem Sanierungskonzept des Fußball-Bundesligisten zu.

Düsseldorf (14.03.2005, 17:14 Uhr) - Auf einer außerordentlichen Versammlung des Stadionsfonds Molsiris in Düsseldorf votierten mehr als 94 Prozent des vertretenen Kapitals für den BVB-Antrag. Sichtlich gezeichnet verkündete BVB-Präsident Reinhard Rauball nach der fünfstündigen Hängepartie die frohe Nachricht: «So einen Tag wie heute möchte ich in meinem Leben nicht mehr erleben. Es war das schlimmste, was ich jemals durchmachen musste.»

Damit blieb die von vielen befürchtete Bruchlandung mit Totalschaden auf dem Gelände des Düsseldorfer Flughafen aus. Das positive Votum verschafft der börsennotierten Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA den dringend benötigten finanziellen Spielraum. Vor allem dem rhetorischem Geschick des Unternehmensberaters Jochen Rölfs und von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke war es zu verdanken, dass noch viele zaudernde Anleger umgestimmt werden konnten. «Wir bedanken uns für das Vertrauen der Fondszeichner. Das ist für uns eine Verpflichtung, das Sanierungskonzept weiter mit Leben zu füllen», sagte Watzke sichtlich erleichtert.

Ohne BVB-Manager Michael Meier, der dem laut Rauball wichtigsten Termin in der Vereinsgeschichte überraschenderweise fern geblieben war, gelang die Vermittlung der Sanierungspläne. Die sehen einen Teilrückkauf der WM-Arena durch die Borussia sowie die Stundung der Mietzahlungen für die Jahre 2005 und 2006 vor. Mit Hilfe eines von den Anlegern freigegebenen Depots in Höhe von rund 52 Millionen Euro, das für den Rückerwerb des Stadions im Jahr 2017 festgelegt war, will das finanziell angeschlagene Fußball-Unternehmen die Konsolidierung in Angriff nehmen.

Für 42 Millionen Euro sollen 42,8 Prozent der Stadionanteile zurückgekauft werden, für die restlichen Anteile vier Prozent Zinsen an die Fondszeichner gezahlt werden. Die verbliebenen 9 Millionen Euro aus dem Depot sollen zur Sicherung der Liquidität verwendet werden. Für Sanierer Rölfs ist die Herkulesarbeit getan: «Der BVB steht nun wieder auf einer soliden Plattform. Uns fällt ein riesiger Stein vom Herzen.»

Die Freude in der Fußball-Hochburg Dortmund über den neuerlichen Etappensieg war riesengroß. Bereits am 18. Februar hatten 67 Gläubiger dem Sanierungskonzept zugestimmt. Von einer Entwarnung kann dennoch keine Rede sein: Am Dienstag läuft bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Frist für die Abgabe der Lizenzunterlagen ab. Dabei steht vor allem die Liquidität der Borussia auf dem Prüfstand. Dieser Instanz sieht Rauball jedoch mit großer Zuversicht entgegen: «Am heutigen Tag haben wir eine höhere Hürde übersprungen. Nach meiner Einschätzung ist die Liquidität für die kommende Saison mit dieser Entscheidung gesichert.»

Gleich zu Beginn der Versammlung hatte Rölfs den Anlegern eine Wertsteigerung der Immobilie an der Strobelallee in Aussicht gestellt. Demnach hat der BVB einen Finanzier für den Ausbau des Westfalenstadions zum Standort für die Fußball-WM 2006 und für den Bau des von der DFL vorgeschriebenen Trainingszentrums gefunden. Ein Investor sei bereit, sich an den Gesamtkosten über 10 Millionen Euro zu beteiligen. Auch die Stadt Dortmund will einen Beitrag zur Rettung des sportlichen Aushängeschildes leisten: Auf einer Ratssitzung am Donnerstag soll eine Stundung der Gewerbesteuern in Höhe von 5 Millionen Euro beschlossen werden.

Die Börse reagierte umgehend auf die frohe Kunde vom Fortbestand des Traditionsclubs. Wenige Minuten später stieg der Kurs der BVB-Aktie zwischenzeitlich um über 8 Prozent auf 2,67 Euro. Ähnlich positiv waren die Reaktionen aus der Politik. «Das ist eine gute Nachricht für alle Fußball-Fans. Der BVB gehört zur Landschaft NRW», sagte Nordrhein-Westfalens Sportminister Michael Vesper.

(Von Heinz Büse, dpa) ()

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false