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Wirtschaft: Cargolifter baut vorerst kein Luftschiff

Der angeschlagene Luftschiffbauer Cargolifter versucht, mit einem abgespeckten Konzept Investoren zu gewinnen. Der Vorstand hat erkannt, dass es zur Zeit niemanden gibt, der bereit wäre, ein Superluftschiff mit 160 Tonnen Traglast vorzufinanzieren.

Der angeschlagene Luftschiffbauer Cargolifter versucht, mit einem abgespeckten Konzept Investoren zu gewinnen. Der Vorstand hat erkannt, dass es zur Zeit niemanden gibt, der bereit wäre, ein Superluftschiff mit 160 Tonnen Traglast vorzufinanzieren. Die finanzielle Lage des Unternehmens bleibt angespannt. "Wir befinden uns in der Situation einer drohenden Insolvenz," sagte Finanzvorstand Karl Bangert am Freitag. In den nächsten Tagen müssen deshalb Wege gefunden werden, diese Krise zu lösen. Gespräche darüber werden mit dem Land Brandenburg, aber auch mit privaten Investoren und Banken geführt.

Cargolifter will sich jetzt ganz auf die Entwicklung des kleinen Transportballons CL 75 konzentrieren. Damit verbunden ist ein Personalabbau sowie ein deutlich reduzierter Finanzbedarf von etwa 70 Millionen Euro bis August 2003. Dies berichtete der Vorstand des Unternehmens am Freitag, nachdem in der Woche zuvor sowohl das Land als auch der Bund jegliche Hoffnung auf kurzfristige Staatshilfe zunichte gemacht hatten. Zur Liquiditätslage des Unternehmens machte der Vorstand keine näheren Angaben. Vorstandschef Carl von Gablenz sagte nur, dass für Löhne und Gehälter rund 2,5 Millionen Euro und für laufende Kosten etwa eine Million Euro pro Monat gebraucht würden.

Bislang war es das wichtigste Ziel, einen großen Transportballon mit 160 Tonnen Tragkraft zu entwickeln. Zuletzt war die Realisierung für 2005/2006 geplant. Dieses Projekt hat jetzt keine Priorität mehr. Denn solange nur entwickelt wird, hat Cargolifter keine eigenen Einnahmen, vom Eintrittsgeld für Besucher der Luftschiffwerft in Brand südlich Berlins einmal abgesehen. "Wir müssen schauen, dass wir uns mit eigenem Geld ernähren können", sagte von Gablenz. Dieses Ziel soll in neun bis zwölf Monaten erreicht werden, wenn der kleine Ballon CL 75 zur Serienreife weiterentwickelt worden ist. Der erste, so genannte Air Crane ist an eine kanadische Gesellschaft verkauft worden, an der Cargolifter aber selbst 20 Prozent hält.

Um Kosten zu sparen, hat das Unternehmen Zulieferverträge auslaufen lassen, die Investitionen so weit wie möglich reduziert und kaum noch externe Spezialisten beschäftigt. Außerdem soll es einen "gewissen Personalabbau" unter den 500 Mitarbeitern geben. Darüber wird in der nächsten Woche mit dem Betriebsrat verhandelt, sagte von Gablenz. Zahlen über notwendige Stellenstreichungen nannte er nicht. Die Kernkompetenz des Unternehmens in der Leichter-als-Luft-Technik müsse aber erhalten bleiben. Künftig soll auch Fremdfirmen Instandhaltung angeboten werden.

Das Projekt CL 160 soll nur auf Eis gelegt werden. Einschließlich des kleinen Ballons erfordert der CL 160 jedoch noch 420 Millionen Euro. Der Unternehmensberater Roland Berger geht sogar von 580 Millionen Gesamtinvestitionen aus, die beide Projekte noch benötigten. "Wir sind in der Lage, das Luftschiff zu bauen", sagte von Gablenz, "aber wir sind dazu nicht in der Lage, wenn wir die Mittel dazu nicht haben."

Mit dem neuen Konzept hofft der Vorstand, Investoren besser überzeugen zu können. Das Risiko ist jetzt überschaubarer, der Zeitraum, bis Produkte verkauft und erstmals Umsatz gemacht werden kann, kürzer. Damit reagiert Cargolifter auch auf die veränderte Lage am Kapitalmarkt.

Nach Meinung des Finanzvorstands Karl Bangert hat die "Krise des Kapitalmarktes erst die Krise von Cargolifter ausgelöst". Nach seinen Angaben hatten die Banken im vergangenen Sommer eine Wandelanleihe des Unternehmens mit Hinweis auf den schwierigen Markt abgesagt. Daraufhin habe es erste Kontakte mit dem Land Brandenburg gegeben. Bangert wehrt sich damit gegen den Vorwurf, Cargolifter habe sich erst viel zu spät an die öffentliche Hand gewandt. Zur Zeit sei Cargolifter an der Börse mit etwa 33 Millionen Euro völlig unterbewertet. Allein das Werftgelände sei schon ein Mehrfaches davon wert. Dem Land Brandenburg ist eine Beteiligung an dem Luftschiffhafen in Brand angeboten worden.

Zur Zeit existiert noch eine Bürgschaftszusage von Bund und Land über 35 Millionen Euro aus dem Jahr 1999. Da Cargolifter bislang keine Bank gefunden hatte, die bereit war etwa 50 Millionen Euro Kredit bereitzustellen und damit 20 Prozent des Risikos zu tragen, blieb die Bürgschaft bis heute ungenutzt.

fo

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