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Product Placement: Carrie Bradshaw und die Berliner Brille

Product Placement ist ein lukratives Geschäft für Filmemacher. In "Sex and the City 2" spielt unter anderem eine Berliner Brille mit.

Berlin - Welche Outfits wird Carrie Bradshaw wohl tragen? Diese Frage stellen sich nicht nur die Fans von Schauspielerin Sarah Jessica Parker, die die Protagonistin von „Sex and the City 2“ verkörpert, sondern auch diverse Modehersteller. Denn wer es schafft, dass die eigenen Schuhen, Taschen oder Accessoires in dem Film, der am heutigen Donnerstag in die Kinos kommt und in dem sich wie schon im ersten Teil alles um Mode und Männer dreht, prominent auftauchen, kann sich auf zahlreiche neue Kundinnen freuen.

Einer der Glücklichen ist das Berliner Label Mykita. Vor einigen Monaten klingelte bei dem Brillenmacher das Telefon. Patricia Fields, die Stylistin sämtlicher „Sex and the City“-Produktionen, bat um Brillen für die Kinofilm-Adaption. Das Modell „Franz“ hatte es ihr angetan, sie bestellte es in vier Farben für Carrie und ihre Freundinnen. Im Film ist jetzt letztlich nur ein Modell zu sehen, dafür ist es aber in der Vermarktung sehr präsent. Sarah Jessica Parker trägt das Modell „Franz“ in Gold auf dem Filmplakat und im Trailer zum Film.

Für das Brillenlabel war das ein Volltreffer. Die Verkaufszahlen sind schon vor dem Filmstart gestiegen, das Ergebnis im ersten Halbjahr 2010 liegt 40 Prozent über dem Vorjahreswert. Medienvertreter aus der ganzen Welt stehen jetzt im Hinterhofhaus an der Brunnenstraße in Mitte Schlange, der Bekanntheitswert der Marke steigt. Für diesen Imagegewinn hat Mykita nach eigenen Angaben nur die Brillen angefertigt und dann auf eigene Kosten verschickt. Mehr will das Berliner Label für die prominente Platzierung seiner Brille nicht gezahlt haben.

Product Placement geht aber auch anders. In dem deutschen Kinofilm „Teufelskicker“ etwa ist in einer Szene eine Banderole mit der Aufschrift „Maoam“ zusehen, ein Kaubonbon von Haribo. Zur Premiere entwarf der Süßwarenhersteller eine Sonderedition seiner Bonbons. Über die Kosten dieser Werbeaktion schweigt Stefan Kastenmüller, Geschäftsführer der UFA Brand Communication in Potsdam. Seine Abteilung platziert Marken in Filmen. Insider schätzen, dass die von Haribo gezahlte Summe im fünfstelligen Bereich liegen dürfte.

Wie viel Geld die Filmindustrie mit Product Placement insgesamt macht, ist schwer zu sagen. Sechs Milliarden Dollar sollen 2009 allein auf dem US-Markt mit Product Placement umgesetzt worden sein, schätzen Experten. Dort wird das Platzieren von Produkten schon länger professionell betrieben. „Zehn bis 20 Prozent des Produktionsbudgets eines durchschnittlichen Hollywood-Films werden durch Product Placement finanziert“, sagt Stefan Kastenmüller.

Er sieht in diesem Bereich in Deutschland noch viel Potenzial. „Man kann viele Dinge platzieren, Städte, Locations oder Dienstleistungen wie beispielsweise eine Firma, die Reifenwechsel macht.“

Bei internationalen Produktionen würden Kunden auch siebenstellige Summen für ihren Filmauftritt zahlen. „Sie kaufen sich eine Präsentationsfläche für ihr Produkt“,sagt Eike Wolf, verantwortlich für die Unternehmenskommunikation der Studio Babelsberg AG. Dann werde genau festgelegt, wie viele Sekunden lang das Produkt gezeigt wird und aus welchem Winkel. Bestimmte Dinge lassen sich praktisch in jeder Produktion unterbringen: Automarken wie BMW und Mercedes haben daher eigens Mitarbeiter eingestellt, um ihre Wagen in Filmen zu platzieren. Natürlich müssten Produktion und Regisseur die Glaubwürdigkeit ihres Films bedenken, sagt Wolf. Produkt Placement habe „ein Geschmäckle“ (siehe Kasten). Auch hänge viel vom Regisseur ab: „Ein Quentin Tarantino lässt sich von der Industrie nicht vorschreiben, was er zeigt.“

Dennoch gibt es auch in Tarantinos Filmproduktion „Inglourious Basterds“ platzierte Produkte. Der italienische Bekleider Belstaff hat für Schauspieler Brad Pitt Teile des Kostüms geliefert und diese Kollektion dann beworben. Das italienische Label hat seine Werbekampagnen seit mehreren Jahren über solche Filmkooperationen gestaltet. Derzeit bietet Belstaff beispielsweise in seinem Online-ImShop eine rot-gold-silberne Lederjacke an, die das italienische Label speziell zum Filmstart von „Iron Man 2“ entworfen hat.

Für Requisiteure, die das Set mit Gebrauchsgegenständen bestücken, macht die wachsende Bedeutung von Product Placement die Arbeit schwerer. „Der Produktionsetat wird reduziert, weil erwartet wird, dass man Teile kostenlos für die Produktion erhält“, sagt Axel Kahnt, der seit 20 Jahren bei internationalen Produktionen arbeitet. Dabei sei es heute jedoch fast unmöglich, Ausstattung für eine negativ besetzte Rolle gestellt zu bekommen. „Die Firmen sind darauf bedacht, positiv ins Licht gerückt zu werden“, so Kahnt. „Da kommt es dann auf das eigene Verhandlungsgeschick an.“

Mehr über die Firma Mykita lesen Sie am Freitag im Magazin „Berlin maximal“

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