zum Hauptinhalt
Carsten Kengeter, Chef der Deutsche Börse AG, spricht während der Bilanz-Pressekonferenz.

© Arne Dedert/dpa

Carsten Kengeter stellt Bilanz vor: Börsen-Chef weist Vorwurf des Insiderhandels zurück

Deutsche-Börse-Chef Kengeter hält die Vorwürfe wegen Insiderhandels gegen sich für unbegründet. Dies erklärte er bei der Bilanz-Pressekonferenz.

Deutsche-Börse -Chef Carsten Kengeter hält den Vorwurf des Insiderhandels gegen sich für haltlos. "Ich bin sicher, dass sich diese Vorwürfe nach eingehender Prüfung als unbegründet erweisen werden", sagte Kengeter auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag. "Die Verdächtigung des Insiderhandels hat mich persönlich sehr getroffen. Insiderhandel widerspricht allem, wofür ich stehe."

Kengeter hatte im Dezember 2015, gut zwei Monate vor Bekanntwerden der Fusionsgespräche mit der London Stock Exchange (LSE), Aktien der Deutschen Börse für 4,5 Millionen Euro gekauft. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Kengeter belasten die Fusionspläne mit der LSE.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt geht davon aus, dass der ehemalige Investmentbanker damals bereits über den LSE-Deal verhandelte, und durchsuchte deshalb Anfang Februar sein Büro in Eschborn sowie seine Privatwohnung in Frankfurt. Nach Bekanntgabe der LSE-Fusionsgespräche im Februar 2016 waren die Aktien beider Konzerne deutlich gestiegen. Der Aufsichtsrat der Börse hat sich hinter den 49-Jährigen gestellt. Über die LSE-Fusion sei erst ab der zweiten Januarhälfte 2016 verhandelt worden.

Kengeter, der sonst jovial auftritt, ist der Druck anzusehen, der auf ihm Lastet. Bevor er über die Ermittlungen gegen ihn spricht, nimmt er einen großen Schluck Wasser. Der Vorwurf müsse "im Interesse integrer Märkte" aufgeklärt werden. Die Börse und er kooperierten voll mit dem Staatsanwalt.

"Die gekauften Anteile haben eine Haltefrist bis Ende 2019"

Kengeter hat die Aktien im Rahmen eines Vergütungsprogramms gekauft. Dafür erhielt er zusätzliche virtuelle Aktien, deren Wert von der langfristigen Entwicklung des Unternehmens abhängt. "Ich habe den Aktienkauf mit meinem eigenen Geld nicht zu einem selbstgewählten Zeitpunkt getätigt, sondern in einem vorgegebenen Zeitraum zwischen dem 1. und 21. Dezember 2015." Diesen habe der Aufsichtsrat für die Teilnahme an dem Vergütungsprogramm festgelegt. "Die gekauften Anteile haben zudem eine Haltefrist bis Ende 2019."

Die größte Hürde für die LSE-Fusion ist der Streit um den Sitz der Holding für den deutsch-britischen Börsenbetreiber. Die hessische Landesregierung pocht darauf, dass die fusionierte Börse ihren Sitz in Frankfurt haben soll und nicht wie bisher geplant in London. Kengeter glaubt trotzdem an die Zustimmung der Behörden: "Wir haben gut zugehört, was die Verantwortlichen in Hessen gesagt haben." Die hessische Börsenaufsicht behalte unabhängig vom Holding-Sitz vollen Zugriff auf die Frankfurter Börse. Die EU-Kommission untersucht, ob die fusionierte Börse im Wettbewerb mit anderen Marktbetreibern nicht zu stark wird. "Wir werden (...) sicherstellen, dass die kombinierte Gruppe sämtliche regulatorischen Anforderungen im Hinblick auf den Vollzug der Transaktion erfüllen wird", versprach Kengeter.

Vor allem der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hatte Bedenken gegen die Fusion verstärkt. Denn der Holding-Sitz läge damit außerhalb der EU. Kengeter warb erneut für die Pläne: "Die Fusion wäre ein Zeichen für ein geeintes Europa - für Brücken statt Mauern." Auch für Frankfurt sei die LSE-Fusion wichtig. "Die Befürchtungen, der Finanzplatz Frankfurt könne durch den Zusammenschluss an Bedeutung verlieren, verkennen eins: Das größte Risiko für Frankfurt ist, nichts zu tun." Die Börse werde in diesem Jahr weitere 400 Stellen schaffen, davon mehr als 300 in Frankfurt. Von den 5200 Mitarbeitern arbeiteten zuletzt mehr als 2200 in Deutschland. (rtr)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false