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Wirtschaft: Castor-Stop bremst Bayernwerk nicht

MÜNCHEN (tmh).Deutschlands drittgrößter Stromversorger Bayernwerk AG, München, rechnet wegen der von Bonn gestoppten Atomtransporte nicht mit wirtschaftlichen Auswirkungen für den eigenen Konzern.

MÜNCHEN (tmh).Deutschlands drittgrößter Stromversorger Bayernwerk AG, München, rechnet wegen der von Bonn gestoppten Atomtransporte nicht mit wirtschaftlichen Auswirkungen für den eigenen Konzern.In den Zwischenlagern der bayerischen Atomkraftwerke seien für abgebrannte Brennstäbe noch Kapazitäten für vier bis fünf Jahre, sagte Konzernchef Otto Majewski zur Bilanzvorlage in München über die geschäftlich kaum bedrohlichen Folgen.Auch Schadensersatzansprüche aus Frankreich wegen ausbleibender Atom-Lieferungen seien kaum zu befürchten.Um die neue Vertrauenskrise der Atomwirtschaft zu mildern, plane die Branche, ihre Atomtransporte transparenter zu machen und besser zu organisieren, meinte der Atommanager.Majewski sprach sich für eine Versachlichung der Debatte um die Sicherheit von Brennelementetransporte aus.Der Zehn-Punkte-Plan der Bundesumweltministerin Angela Merkel werde voll unterstützt.So gebe es Überlegungen, die Anteile der kritisierten Nuklear-Transportfirma NTL in einer Hand zu konzentrieren.Derzeit sind deren Gesellschafter der Stromkonzern RWE und die Gesellschaft für Nuklearservice GmbH, an der das Bayernwerk 24 Prozent hält."Wir handeln nicht mit Nähmaschinen," meinte Majewski, ohne wegen der weiter ungeklärten Strahlung bei Atomtransporten zu einem Schuldeingeständnis bereit zu sein.

Klarere Worte fand das Management zu den nuklearen Entsorgungsrückstellungen des Bayernwerks von 11,4 Mrd.DM.Darauf gerichtete steuerliche Begehrlichkeiten würden gerichtlich angefochten, warnte Finanzvorstand Manfred Klis an die Adresse der Finanzverwaltungen.Kämpferisch gibt sich Majewski auch für das "Rennen um die vorderen Plätze" der liberalisierten Stromwirtschaft Europas.Für den gerade beginnenden Wettbewerb habe das Bayernwerk mit europweit 3,5 Prozent Marktanteil noch keine kritische Größe erreicht.Das zwinge zu Wachstum.Speziell im Bereich Großkunden sieht Majewski etwa eine Mrd.DM Umsatz "im Feuer" des aufkeimenden Wettbewerbs stehen.

Ein Hauptziel seines Expansionsdrangs ist Baden-Württemberg.Die Bayern spekulieren auf den 25prozentigen Landesanteil der Energieversorgung Baden-Württemberg AG.Durch diesen Schulterschluß würden die Bayern und ihre Nachbarn "mit einem Schlag in eine größere Dimension hineinwachsen," sagte Majewski.Das Wachstum soll sich vor allem auf die Bereiche Süd- und Südosteuropa konzentrieren.Die Gründung einer eigenen Ungarn-Tochter sei hierfür ein Beispiel.Mit Interesse werden auch die Marktveränderungen in Tschechien verfolgt.Zudem erfolgt der Einstieg bei der Schweizer Watt AG mit der im Stromhandelsgeschäft erfahrenen EGL.Unter Druck stehen die Gewinne der Stromtochter des Viag-Konzerns vorerst aber durch die bei ihr steuerlich plazierten Verluste der Viag-Sparte Telekommunikation.Die sollen sich dieses Jahr auf etwa 700 Mill.DM verdoppeln und die operativ steigenden Ergebnisse des Bayernwerks insgesamt stagnieren lassen.Schon 1997 verharrte der Jahresüberschuß im Konzern knapp bei 654 Mill.DM.Verantwortlich dafür waren auch 350 Mill.DM Steuernachzahlungen.Die Konzernumsätze sollen dieses Jahr akquisistionsbedingt um gut zehn Prozent auf elf Mrd.DM zulegen.Der Konzern beschäftigte Ende 1997 knapp 15 500 Mitarbeiter, wobei bereinigt um Zu- und Verkäufe 500 Stellen abgebaut wurden.200 Stellen werden 1998 gestrichen.

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