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© dpa

CCS-Technik: Proteste gegen Vattenfall-Kohlekraftwerk

Vatenfall hat am Dienstag seine Pilotanlage eines Braunkohlekraftwerkes in Betrieb genommen. Das CO2 wird dabei unterirdisch gespeichert. Umweltschützer sind empört und begleiteten den Startschuss mit Demonstrationen.

Strom aus Braunkohle soll künftig fast ohne Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid produziert werden. Dazu nahm der Energiekonzern Vattenfall Europe am Dienstag unter Protesten von Umweltschützern die Pilotanlage eines neuartigen Braunkohlekraftwerkes im südbrandenburgischen Spremberg in Betrieb. Es handelt sich nach Unternehmensangaben um die weltweit erste Anlage dieser Art nach der sogenannten CCS-Technologie. Das 30-Megawatt (MW)-Projekt im Industriepark Schwarze Pumpe kostete 70 Millionen Euro und wurde in gut zweijähriger Bauzeit realisiert.

Bei der CCS-Technologie wird das CO2 beim Verbrennen der Kohle nicht wie bisher in die Luft geblasen. Stattdessen wird das hochkonzentrierte CO2 vom Rauchgas abgetrennt, verflüssigt und zu einer unterirdischen Erdgaslagerstätte in Sachsen-Anhalt gebracht.

"Kohle hat auch weiterhin Zukunft"

"Hier wird heute Industriegeschichte geschrieben, denn mit dieser Pilotanlage ist CCS keine Theorie mehr, sondern Praxis", sagte Vattenfall-Vorstandschef Tuomo Hatakka. Zur CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) gebe es aus seiner Sicht keine Alternative. "Die Kohle hat auch weiterhin eine Zukunft, aber die Emission von CO2 nicht", betonte Hatakka. Vattenfall erforscht in der Anlage das sogenannte Oxyfuel-Verfahren, bei dem die Kohle mit Sauerstoff statt Luft verbrannt wird.

Mitglieder einer Klima-Allianz protestierten vor der Anlage gegen die CCS-Technologie. Sie forderten von Vattenfall auf Transparenten und mit Sprechchören den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung.

Höhn: CCS-Technik ist nur ein "Feigenblatt"

"Die Pilotanlage ist ein Meilenstein auf dem Wege zu einer annähernd emissionsfreien Kohleverstromung", sagte der schwedische Präsident der Vattenfall-Gruppe, Lars G. Josefsson. Bis 2030 wolle das Unternehmen den CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 halbieren. "Unsere Vision ist, auf Null zu kommen." Die Forschungserkenntnisse der Anlage sollen bis 2015 in den Bau einer Demonstrationsanlage mit 500 MW im Lausitzer Kraftwerk Jänschwalde (Spree-Neiße) einfließen. Ab 2020 solle die Technologie dann serienreif sein.

Die stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Bärbel Höhn, bezeichnete die CCS-Technik als "Feigenblatt". Dahinter wolle der Energiekonzern die verheerende Klimabilanz seiner geplanten neuen Kohlekraftwerke verbergen. Für die Organisation Germanwatch markiert die Technologie eine wichtige Brückentechnologie auf dem Weg ins Solarzeitalter.

Die Naturschutzorganisation WWF Deutschland begrüßte die weiteren Forschungsarbeiten zur CCS-Technik. Bevor diese aber nicht kommerziell einsetzbar sei, dürfe es keine neuen Anlagen geben, hieß es in einer Mitteilung. (imo/dpa)

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